Ein spezielles Geburtstagsgeschenk haben sich Mitglieder des österreichischen Zweiges des Internationalen Versöhnungsbundes (engl.: International Fellowship of Reconciliation = IFOR) zum 100. Geburtstag ihrer Friedensbewegung - Kennzeichen: aktive Gewaltfreiheit - ausgedacht: Eine FriedensRADfahrt von Wien quer durch Österreich über 6 Landeshauptstädte nach Konstanz, an den deutschen Geburtsort ihrer Organisation. Am 30. und 31. Juli sind die Radler/innen in Vorarlberg.

Bild rechts: Auf dem Weg nach Konstanz. Zwischenstopp am Dienstag dieser Woche auf dem St. Pöltner Riemerplatz

Walter L. Buder

1000 Kilometer sind es etwa vom Neusiedler- bis zum Bodensee. Die etwa 25 Frauen und Männer der radfahrenden „Kerngruppe“ machen die Strecke in elf Etappen. Hildegard Goss-Mayr, Ehrenpräsidentin des IFOR wird die Friedensradler am 20. Juli vom Wiener Rathausplatz aus auf den Weg bringen. In ihrem Lebenswerk hat das Motto des Jubiläums: „100 Jahre für Gewaltfreiheit“ für eine Generation lang Gestalt angenommen. Für die friedensbewegten Radfahrer/innen  ist sie der Inbegriff dessen, wofür sie bereit sind, sich abzustrampeln: Der Versöhnungsbund arbeitet gewaltfrei für weltweiten Frieden in Gerechtigkeit. Diese Botschaft soll möglichst vielen Menschen in den Dörfern und Städten am Weg bekannt gemacht werden: „Natürlich möchten wir auch die Bekanntheit des Versöhnungsbundes und seiner Arbeit fördern“, sagt Lucia Hämmerle vom Versöhnungsbund.

Zeichen setzen

„Viele halten es für eine Illusion, sich auf die Ohnmacht der Gewaltlosigkeit einzulassen“, erklärt Dieter Zumpfe, IVB-Mitglied, pensionierter Steuerberater aus Mödling. „Aber sie wollen nicht sehen, welche Macht in dieser Ohnmacht steckt. Um nicht nur vom Frieden zu träumen, sondern Gewaltlosigkeit zu leben, dafür radle ich“, sagt der aktive 75er und spricht einem Gutteil der Teilnehmer/innen aus der Seele. Zeichen setzen gegen Krieg und Gewalt, die Freude an der Bewegung in der Natur und die Freundschaft, das Miteinander, die Gemeinschaft auf dem Weg teilen sie als Motivation.  

Persönliche Zeichen

Die „rollende Friedensbewegung“ hofft, dass viele Menschen sich ihrer umweltfreundlichen und gesunden Friedens-Demo anschließen. „Es kann für eine Stunde sein oder zwei, für einen halben Tag oder für eine Etappe - es geht um das persönliche Zeichen gegen Krieg und Gewalt und für soziale Gerechtigkeit und Frieden auf dem Weg des aktiven, gewaltfreien Handelns.“
Nach Jerusalem (2009), Sarajevo (2011) und Turin (2013) ist dies heuer die vierte Friedensradfahrt, eine bewegte Erinnerung daran, dass aktive Gewaltfreiheit als „Königsweg“ für friedliches Miteinander in sozialer Gerechtigkeit in unseren Gesellschaften mehr als „anschlussfähig“ ist, nämlich ein zukunftsträchtiger Freundschaftsdienst.

Alle Infos zur Fahrt und einen Weblog gibt es online unter friedensradfahrt14.com

Etappen in Vorarlberg

Mi 30. Juli, 12.30 Uhr: Langen a. A.
Die Friedensradfahrer/innen versammeln sich beim Bahnhof von Langen a. A.: Begrüßung im Ländle, Gedenkmoment und Weiterfahrt durchs Klostertal nach Bludenz.

Mi 30. Juli, ca. 17 Uhr: Feldkirch (Domplatz)
Begrüßung durch Vize-Bgm. Erika Burtscher, Gedenkzeit, Apero (alkoholfrei).

Do 31. Juli, 8.30 Uhr: Start bei der Jugendherberge Levis
und Fahrt über Altenstadt, Götzis, Altach, Dornbirn nach Bregenz.

Do 31. Juli, ca. 11 Uhr, Bregenz (Kornmarktplatz):
Begrüßung durch Bgm. Linhart bzw. Vertretung, Gedenkzeit, Apero (alkoholfrei).
Musikalische Gestaltung: John Gillard (politische Lieder).

Weiterfahrt über Lindau, Friedrichshafen und Überlingen nach Konstanz (Eintreffen ca. 19 Uhr).

In Richtung Frieden

Das Fahrrad ist eine der wunderbarsten Erfindungen. Es trägt dazu bei, Mensch und Welt in Balance zu bringen und zu halten. Vielleicht deshalb, weil es ein Fortbewegungsmittel ist, in dem sich Freiheit verkörpert und ökologische Verantwortung manifestiert? Radfahren ist im herrschenden globalen Wahnsinn eine Weise der Non-Kooperation, ein Modus gewaltfreien Widerstandes mit dem möglichen Effekt, dem Leben einer Gesellschaft über das Leben der Einzelnen ein Gefühl des Gleichgewichtes, der Ausgewogenheit zu geben. Sagen wir so: Radfahren hält das menschliche Maß in der Welt wach, wahrt den humanen Takt im Tempo der Welt und richtet unsere Gedanken und Schritte in die Richtung des Friedens ... (Lk 1,77).
Klingt wie eine Einladung - oder?   Walter L. Buder

(Aus dem KirchenBlatt Nr. 30 vom 24. Juli 2014)