Fasten mit Andreas Wuchner ist Gegenstand eines Fastenbuches. Im KirchenBlatt Interview spricht der Heilpraktiker und ausgebildete Bauingenieur über seinen Weg zum Fasten, über die neue Freiheit die im bewussten Verzicht liegen kann, und er gibt Tipps, wie man sich zuhause eine Auszeit vom gewöhnlichen Essen bereiten kann. Das Gespräch macht Lust auf mehr. Wuchner gibt im ganzen deutschsprachigen Raum Fastenkurse, übrigens seit 22 Jahren auch im Bildungshaus St. Arbogast.

Wolfgang Ölz

Andreas WucherAndreas Wuchner (links) ist ein bescheidener Mensch, und wenn er über „seine“ Kur nach F. X. Mayr spricht, dann hat das eine Unaufgeregtheit, die einem zum Fasten so richtig animiert. Dass er nun nach selbstständiger Tätigkeit als Referent seit 1994 auch noch ein Buch geschrieben hat, das Potential für einen absoluten Renner hat, erstaunt ihn selbst, denn er hat dieses Buch „eigentlich mit einem schlechten Gefühl geschrieben“, denn zu schreiben ist nicht sein Metier. Das gute Gefühl dabei war, dass er in der Fülle von Fastenbüchern, „die der Frage nachgehen, wie nehme ich ab, die also eher an der Oberfläche bleiben, ein Buch schreiben konnte, das auf die ganzheitlichen Aspekte des Fastens hinweist, auf den religiös-spirituellen Hintergrund.“ Im Buch gibt es auch ein Kapitel, das sich dem Fasten in den Religionen Judentum, Christentum, Hinduismus und Islam widmet. Die Fastenübungen stammen aus dem Qigong und sollen die Energieflüsse im Körper wieder zum Fließen bringen.

Auffallend in der Biographie von Andreas Wuchner ist, dass er  zunächst  Bauingenieur war und dann Heilpraktiker wurde. Ein Bekehrungserlebnis wie Franziskus vor dem Kreuz in San  Daminano hatte er allerdings keines. „Es war so, dass ich in meiner Arbeit sehr unter Stress gestanden bin und nach einem Weg gesucht habe, wie ich besser damit umgehen kann. Das Schlüsselerlebnis war dann ein Meditationskurs in der christlichen Meditationsstätte Beuron im Sonnenhaus, wo ich andere Zielsetzungen des Fastens kennengelernt habe: das Teilen mit den Armen, die Verbindung mit der Dritten Welt, die Mitmenschlichkeit, das Zu-mir-selbst-Finden und Das- zur-Ruhe-Kommen. Das war aber  nicht plötzlich, sondern ich habe dann noch eine Zeit weitergearbeitet, und dann wurde ich Heilpraktiker und Meditationsleiter.“
 
Entspannt, gelöst, freudig
Wann ist eine Fastenkur erfolgreich? „Für mich ist der Fastenkurs erfolgreich gewesen, wenn ich sehe, dass der Teilnehmer nach dem Kurs eine andere Ausstrahlung hat.  Das ist, was man bei den meisten sieht.  Sie kommen an, verspannt, im Stress, abgehetzt, unruhig, nervös. Und wenn sie eine Woche da sind, dann klärt sich das langsam auf, und man sieht entspannte, gelöste, freudige Gesichter.  Das ist für mich schon ein Erfolg.“ Es gibt auch ganz konkrete körperliche Erfolge, wenn Gelenke plötzlich nicht mehr weh tun oder Rückenschmerzen weg sind. „Für mich ist die schönste Bestätigung, wenn die Leute innerlich auftauen, ein bisschen mehr Weite, ein bisschen mehr Gelassenheit, ein bisschen mehr Offenheit zeigen.“

Knackpunkt Gewohnheiten
Dabei geht es beim Fasten darum, eine neue Freiheit zu bekommen und alte Abhängigkeiten zu lösen. „In der Freiheit kann ich sagen, ich esse ein Stückchen Schokolade, aber ich bin nicht davon abhängig und brauche dauernd eine Schokolade. Diese Freiheit ermöglicht dann eine echte Veränderung. Der Knackpunkt ist nicht, sich schlechte Gewohnheiten abzugewöhnen, sondern sich gute Gewohnheiten zuzulegen.“ Gut kauen, gut schmecken und gut genießen, darum geht es nach Wuchner. Und das geht in der Gruppe leichter. Allerdings kann eine/r auch zuhause alleine fasten und auch dafür hat der Fastenlehrer einige Tipps auf Lager.

Tipps für die Kur zuhause
Wuchner empfiehlt eine nicht zu strenge Diät, also kein reines Teefasten, sondern etwa die Milch-Semmeldiät nach F. X. Mayr. Außerdem soll man sich ein gutes Fastenbuch kaufen. Den Beginn der Kur, also die ersten drei Tage, die am schwierigsten sind, soll man aufs Wochenende legen, und da sollte man Zeit haben, sich um sich selbst und um das Fasten zu kümmern. Eine Woche fasten ist das absolute Minimum, um den menschlichen Biorhythmus günstig beeinflussen zu können.

Buchtipp

Cover Fastenbuch WuchnerDas Fastenbuch „Fasten mit allen Sinnen“, eine Fastenwoche nach Dr. F. X. Mayr, mit Meditations- und Körperübungen ist analog zu einer Fastenwoche in sieben Tage unterteilt. Wuchner schildert die Erlebnisse einer Fastengruppe, und durch die einzelnen Berichte vom Fasten wird der Stoff sehr lebendig und liest sich leicht. Der Heilpraktiker schöpft aus dem Vollen. Auch die Gebetsübungen sind einfach und gewinnbringend. Abwechslungsreich war die Buchpräsentation in Arbogast, wo das Publikum neben der Vorstellung des Buches eingeladen war, eine Atemmeditation mitzumachen und ein Stück Semmel fastenmäßig einzuspeicheln.

Andreas Wuchner: Fasten mit allen Sinnen. Eine Fastenwoche nach Dr. F. X. Mayr. Mit Meditations- und Körperübungen. Innnsbruck 2012 (Tyrolia) 128 S., ISBN 3-7022-3245-0. € 12,99.-