Mit Blick auf die gegenüberliegende Bregenzer Oberstadt stößt man auf eines der wohl interessantesten Kleinodien mit Geschichte. Denn, dass sich dort oben das Bregenzer Kapuzinerkloster befindet, das weiß man. Dass dort auch eine Lourdes-Kapelle errichtet wurde, weiß man eventuell auch noch. Dass sich aber genau in dieser Kapelle die erste Marienstatue aus der Erscheinungsgrotte in Lourdes befindet, das wissen wohl die wenigsten.

zu: Festgottesdienst zum 100-Jahr-Jubiläum

Veronika Fehle

Man  muss als Nicht-Bregenzer/in schon wissen, wonach man auf der Suche ist, um den - wenn man einmal weiß, wo er ist - eigentlich gar nicht so versteckten Aufgang zum Bregenzer Kapuzinerkloster zu finden. Dann allerdings, oben angekommen, öffnet sich ein kleines Bregenzer Schmuckkästchen, dem die Zeit scheinbar nichts anzuhaben vermochte.  Da ist das Kapuzinerkloster und daneben eine unaufgeregte, kleine Kapelle, die neugierig werden lässt. Lourdes-Kapelle ist über der Tür zu lesen und die Tür ist offen.  

Von Lourdes nach Bregenz
Bis heute ist die Lourdes-Kapelle beim Bregenzer Kapuzinerkloster unter der Bevölkerung ein sehr geschätzter Ort der Bitten, des Gebets und der Hoffnung. Viele Opferkerzen flackern da zu Füßen der Marienstatue. Sie brennen unaufhörlich und hinter jeder von ihnen steht ein Mensch mit seiner Geschichte.
Heuer sind es genau 125 Jahre her, dass die Kapelle in Bregenz eingeweiht wurde und der ursprünglich aus Lourdes stammenden Marienstatue eine neue Heimat gab. Es ist jene Marienstatue, die noch 1858 nach Angaben Bernadette Soubirous in Lourdes gefertigt wurde und schließlich in der Grotte am Felsen Massabielle stand. Schon erstaunlich und gleichzeitig stellt man sich die Frage, wieso diese Statue von Lourdes nach Bregenz kam.

Es ist eine schöne Geschichte und sie erzählt viel von der Stadt und ihren Menschen. Sie beginnt mitten im 30-jährigen Krieg, als sich die Bregenzer und Bregenzerinnen für den Bau eines Kapuzinerklosters einsetzten und dort - als die Schweden Bregenz eingenommen hatten - Schutz fanden. Von da an gehörten die Kapuziner einfach zu Bregenz. 1996 allerdings änderte sich das. Die personelle Situation ließ es nicht mehr zu, das Kloster in der bestehenden Form weiterzuführen. Und wieder waren es die Bregenzerinnen und Bregenzer, die  sich für „ihr“ Kloster einsetzten und so kommt es, dass heute die Schwestern der hl. Klara Kloster und Kapelle betreuen.

Ein Geschenk des Papstes
Das dazu und jetzt zurück zur Marienstatue in der Bregenzer Lourdes-Kapelle. Warum sie Lourdes verlassen musste, hat einen scheinbar ganz profanen Grund: Sie erwies sich sehr schnell als viel zu klein. Als Geschenk an Papst Pius IX. „reiste“ sie nach Rom um schließlich von Papst Leo XIII. weitergeschenkt zu werden - an Gräfin Carolina Raczynski. Die Gräfin war eine fromme Frau und betete zur Madonna in ihrer Bregenzer Hauskapelle. Doch die Gräfin wurde krank und Graf Eduard legte das Gelübde ab, nach der Genesung seiner Frau eine öffentlich zugängliche Kapelle für die Statue zu errichten. Die Gräfin gesundete und neben der Bregenzer Kapuzinerkirche begann der Bau an der Lourdes-Kapelle, in die am Fest Mariä Namen, am 12. September 1888, in einer feierlichen Prozession die Marienstatue von der Villa Raczynski in die neue Lourdesgrotte übertragen wurde.

Der himmlische Duft
Es muss ein beeindruckendes Erlebnis gewesen sein, das die Gräfin Raczynski in ihrem Kapellenbuch folgendermaßen beschreibt: „Die liebe Statue der Immaculata kam von Lourdes, wo sie in der Erscheinungsgrotte wirklich stand und den himmlischen Duft mit nach Bregenz brachte. (...) Die Beteiligung bei der Prozession von Seiten der frommen katholischen Vereine, Schulkinder und der guten eifrigen Seelen aus allen Ständen und einer Volksmenge von vielen Tausenden von Menschen war ebenso großartig als rührend. Der Cäcilien-Verein sowie die Stadtmusik hatten ihre Mitwirkung geboten und so setzte sich der Zug in Bewegung und nicht beschreiben kann ich den Eindruck, als wir diesen Festzug mit der lieben Muttergottes auf den Schultern der Kapuziner unser Grundstück durchziehen sahen.“ Seit damals sind 125 Jahre vergangen und noch immer werden Gebete gesprochen und brennen die Opferkerzen zu Füßen der Marienstatue, die von Lourdes nach Bregenz kam. 

 

Festgottesdienst zum 100-Jahr-Jubiläum

14. September, 19 Uhr, Stadtpfarrkirche St. Gallus in Bregenz.

Vor genau 100 Jahren wurde die Marienstatue, die sich heute in der Lourdes-Kapelle des Bregenzer Franziskanerklosters befindet, gekrönt.

Musikalisch. Zur Feier dieses Jubiläums lädt der Freundeskreis der Schwestern der hl. Klara am 14. September zum Festgottesdienst in die Bregenzer Stadtpfarrkirche St. Gallus. Bruder Karl-Martin Gort, Guardian des Wiener Kapuzinerklosters, wird den Gottesdienst leiten.
Im Gedenken an den aus Polen stammenden Grafen Eduard Raczynski und dessen Gattin wird der Gottesdienst neben dem Bregenzer Männerchor auch von einem Chor der polnischen Landsmannschaft in Vorarlberg gestaltet.
Denn die Gräfin Carolina Raczynski war es, die einst die Marienstatue, ein Geschenk von Papst Leo XIII. , nach Bregenz brachte, wo sie vor 125 Jahren in die heutige Lourdes-Kapelle neben der Kapuzinerkirche übertragen wurde. 

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