Generalvikar Msgr. Rudolf Bischof übergibt mit September 2019 sein Amt an Dr. Hubert Lenz. Im Interview mit dem KirchenBlatt blickt er auf die vergangenen Jahre zurück und verrät auch, welche Aufgaben er im „Ruhestand“ übernehmen wird.

Das Gespräch führte Dietmar Steinmair

Nach der Bischofsweihe von Benno Elbs 2013 wurden Sie - neben Ihrem Amt als Dompfarrer von Feldkirch - Generalvikar der Diözese Feldkirch und damit auch Herausgeber des KirchenBlatts. Was war Ihnen in Ihrer Arbeit hier im Diözesanhaus wichtig?
Rudolf Bischof: Als Generalvikar war mir wichtig, dass ich hier im Büro eine offene Tür hatte für alle Menschen, ob das nun Priester waren oder die Menschen aus den Gemeinden, die einen Rat brauchten oder eine Beschwerde vorbrachten. Vor den Beschwerden hatte ich anfangs etwas Bedenken, aber mit der Zeit habe ich das gerne gemacht, weil vieles geklärt werden konnte. In einem guten Gespräch kann man manches ganz einfach anders anschauen. Mir ist es dabei nicht rein auf das Gesetz angekommen, sondern: Wie kann ich innerhalb des Gesetzes in einem guten, weiten Rahmen Möglichkeiten finden, dass das Leben sich entfaltet?

Ist ein Generalvikar in solchen Fällen eher der Vermittler - oder der Entscheider?
Bischof: Es ist immer beides. Natürlich ist die Vermittlerposition wichtig. Bei Entscheidungen halte ich es für wichtig, dass sie abgesprochen sind, auch wenn nicht immer ein volles Einverständnis gefunden werden kann.

Wie haben Sie die Arbeit im Ordinariat und mit den anderen Abteilungen erlebt?
Bischof: Die Gemeinschaft hier im Ordinariat habe ich als sehr angenehm empfunden. Es gab zum Beispiel eine gute Zusammenarbeit mit dem Bauamt, etwa bei Renovierungen von Kirchen oder Pfarrhöfen, oder mit dem Schulamt, das ja auch zum Ordinariat gehört. Ebenso die Zusammenarbeit mit dem Pastoralamt und der Finanzkammer war für mich sehr gut. Ganz besonders fein war auch das Miteinander mit Bischof Benno.

Als Generalvikar vertraten Sie die Diözese Feldkirch nach innen und außen. Was waren dabei die Höhepunkte oder - sagen wir - die ,,schönen Dinge“?
Bischof: Zu den schönen Dingen zählen sicher die Feste in den Gemeinden, bei denen ich dabei war. Sehr gerne denke ich an die Ansprachen, die ich bei solchen Anlässen halten durfte. Für mich war auch schön, wenn es irgendwo wieder eine Lösung gab für eine Frage und ein Schritt weitergemacht werden konnte. Wichtig waren für mich die Kontakte zu den Gemeinden.
Ein Höhepunkt war bestimmt das Diözesanjubiläum mit dem Fest am See (im Mai 2018, Anm.), wo ich auch mitarbeiten durfte, etwa Texte verfassen. Es war ein Fest, wo viele gemerkt haben: Wir sind nicht allein.

Sie waren gleichzeitig Generalvikar der Diözese und Pfarrer einer Gemeinde. Als Generalvikar haben Sie viele Pfarren besucht. Welchen Blick haben die Gemeinden auf die Diözese?
Bischof: Wenn man in den Pfarren unterwegs ist, wird man natürlich mit Fragen konfrontiert, die an die Diözese gestellt werden. Da ist das Gespräch am Ort sehr wertvoll. Vor Ort sieht man sehr viel, manchmal mehr, als die Menschen vielleicht denken.
Als Generalvikar war mir wichtig, dass die Strukturen, in denen wir uns bewegen, stimmen, etwa bei der Begleitung in der Entstehung von Seelsorgeräumen. Und es geht auch um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Was sind - angesichts der Personalnot - die besten Lösungen und wie kann es den Seelsorgern gut gehen?

Was wünschen Sie der Diözese für die Zukunft?
Bischof: Ich wünsche der Diözese, dass die Strukturen weiter zum Guten verändert werden können, damit der Dienst leichter wird ...

... wie könnte das aussehen?
Bischof: Einerseits helfen hier Strukturen, etwa Pfarrverbände. Anderseits betrifft das auch die Zulassungsbedingungen für die Mitarbeit von Laien. Ich wünsche der Diözese, dass das Miteinander zwischen Diözese und Pfarren wächst und es noch mehr ein gemeinsames „Wir“ gibt. Ich wünsche der Diözese auch, dass neben den Strukturen viel Wert auf den Inhalt des Glaubens gelegt wird, zum Beispiel in der Verkündigung. Damit die Menschen merken: Dieser Glaube ist mein Haus.

Seit 1996 waren Sie Pfarrer im Dom St. Nikolaus in Feldkirch. Was wünschen Sie den Pfarrgemeinden in Vorarlberg?
Bischof: Die Dompfarre ist eine Gottesdienstgemeinde, in der viele auch von auswärts zu den Gottesdiensten kommen und so Gemeinde gebildet wird. Wir haben mit der Dommusik auch einen besonderen Auftrag für Kirchenmusik. Für jede Gemeinde aber ist wichtig, dass hier eine Botschaft verkündet wird, die hilft, Lebensfreude zu finden, und die ebenso hilft, Krisen zu überwinden.

Was sind Ihre Pläne für die nächste Zeit?
Bischof: Bischof Benno hat mich beauftragt, zusammen mit Eugen Giselbrecht die Priesterseelsorge weiterzuführen. Ich denke, dass das eine wichtige Aufgabe ist, zum Beispiel in der Herausforderung durch die Pfarrverbände: Wie geht es den Priestern? Was kann erleichtert werden?
Als eine zweite Aufgabe hat mir der Bischof den Bereich „Kunst und Kirche“ übergeben. Ich werde dazu die verschiedenen Kirchen besuchen und in Zusammenarbeit mit dem Bauamt und mit dem Diözesankonservator die Kirchen und die Kunstgegenstände in den Kirchenräumen anschauen. Ich werde auch Gottesdienste besuchen, um vielleicht dabei zu helfen, wie man diese Gottesdienste gestalten kann.

Nehmen Sie eine Auszeit, bevor Sie diese neuen Aufgaben übernehmen?
Bischof: Nein. Ich werde ja in Zukunft - anders als bisher - ein bis zwei Tage in der Woche frei haben. Ich möchte mich im Besonderen in der Mystik vertiefen. Ich werde mit der Lektüre von Mystikern anfangen und hoffe, Exerzitien und Fortbildungen zu diesem Thema zu entdecken. Mich fasziniert auch die Frage, wo und wie in der modernen Kunst und Literatur religiöse Aussagen zu finden sind. Man könnte es - wie Ignatius - so formulieren: Wie ist in und hinter allen Dingen, auch in den Phänomenen dieser Zeit, in Worten und Bildern, Gott zu finden? Im Menschen das Göttliche entdecken, das ist für mich Mystik.

Was wünschen Sie den kirchlichen Medien, im Besonderen dem KirchenBlatt - oder den Kirchenzeitungen generell?
Bischof: Ich schätze die Arbeit der Kirchenzeitungen sehr. Ich denke da an einen Politiker, der sagt: Am Samstag nehme ich das KirchenBlatt als erstes aus meinem Zeitungsstoß heraus und lese es interessiert. Ich wünsche dem KirchenBlatt, dass es in dieser Art weitermachen kann und Leserinnen und Leser gewinnt.
Ich danke für die Arbeit, so wie im Augenblick in mir überhaupt eine große Dankbarkeit da ist für alles, was ich erleben konnte. Besonders danke ich all meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Diözese und in der Pfarre. Eigentlich mag ich das Ausräumen ja nicht, aber mit jedem Karton, den ich letzthin aus dem Büro getragen habe, dachte ich mir: Es ist schön, dass ich das jetzt mit Freude wegtragen kann - und nicht mit dem Ärger, dass ich gehen muss. Es ist nun etwas abgerundet für mich, und darum hat sich für mich auch eine gewisse Lockerheit eingestellt.
Vielen Dank für das Gespräch! «

Zur Person

Rudolf Bischof. Geboren 1942 in Bezau, Besuch des Bundesgymnasiums Bregenz. 1961 Eintritt ins Innsbrucker Priesterseminar. Priesterweihe durch Bischof Bruno Wechner im Juni 1967 in Dornbirn-Schoren. Kaplan in Frastanz, ab 1972 tätig in Lustenau-Kirchdorf (Hasenfeld). Ab 1986 Vizeregens bzw. Regens im Priesterseminar Innsbruck. Von 1996 bis 2019 Dompfarrer in Feldkirch. Ab 2011 zusätzlich Ständiger Vertreter des Diözesanadministrators (in der Zeit der Bischofsvakanz), ab 2013 Generalvikar der Diözese Feldkirch.  

(aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 35 vom 29. August 2019)