Eine KirchenBlatt-Reise führte vor Kurzem entlang der Loire. Die Teilnehmer/innen lobten die spannende Fahrt und die spontane Reisegemeinschaft. Marlene Poscher aus Dornbirn berichtet über die kulturellen und spirituellen Highlights auf den Spuren des heiligen Martin.

Marlene Poscher

Jeder weiß von den beeindruckenden Schlössern entlang der Loire, aber wer kennt die anderen Schönheiten, die es dort noch gibt? Wir haben einige davon entdeckt, als wir den Spuren des heiligen Martin folgten. Und die waren eine Reise wert! Kathedralen  und Klöster, herrliche Architektur mit wunderschönen, teilweise jahrhundertealten Bleiglasfenstern, besinnliche Kreuzgänge mit schönen Blumen, hübsche alte Städtchen, die romantische Schönheit des Loire-Flusses, die Landschaft in voller Sommerreife. Unsere kleine, wirklich gut zusammenpassende Gruppe von zwanzig Personen aus dem ganzen „Ländle“ unter der Obhut von Pfarrer Rudi Siegl war - trotz der langen Fahrt und des vollen Programms - begeistert.

Ein Bettler als Wendepunkt im Leben

Martin wurde im Jahr 316 oder 317 in Szombathely (ehem. Stein am Anger), Ungarn, in eine Militärfamilie geboren. Um 340 hatte er eine Begegnung mit einem Bettler in Amiens, dem er der Legende nach die Hälfte seines Militärmantels gab. Dieses Ereignis wurde zu einem Wendepunkt in seinem Leben.

An den Stätten des heiligen Martin

Kathedrale in ToursWir fuhren nach Vézelay und besuchten dort die Basilika. Vézelay ist ein hübsches Städtchen und war im Mittelalter einer der Hauptwallfahrtsorte der Christenheit. Am nächsten Tag ging’s  nach Tours mit einem Besuch der Kathedrale, der Basilika St. Martin (im Bild links), und einer Stadtführung. Dann weiter zum Kloster Marmoutier, das von Martin gegründet wurde. Am dritten Tag fuhren wir weiter nach Poitiers, wo Martin nach seinem Militärdienst Schüler von Bischof Hilarius wurde. Wir besuchten die Kathedrale sowie die wunderschöne Kirche Notre Dame la Grande. Weiter ging’s zum Kloster St. Martin de Ligugé, das erste Kloster des Abendlandes, das von Martin gegründet wurde. Am nächsten Tag fuhren wir nach Candes St. Martin am Zusammenfluss der Flüsse Vienne und Loire, wo Martin im Jahre 397 im Alter von ca. 81 Jahren starb. Wir besuchten auch die Abtei Fontevraud.

Hochgotische Meisterwerke

Der fünfte Tag brachte uns dann nach Amiens mit seiner herrlichen Kathedrale. Sie besitzt das höchste Mittelschiffgewölbe aller französischen Kathedralen und ist mit ihrem hellen, lichtdurchfluteten Kirchenraum sehr beeindruckend. Der letzte Tag der Reise führte uns nach Reims. Dort besuchten wir die gewaltige Kathedrale, in der die meisten der französischen Könige gekrönt wurden. Sie ist ein Meisterwerk der hochgotischen Baukunst. Der krönende Abschluss war dann eine Messfeier unserer kleinen Gruppe in einer der Kapellen der Kathedrale, die mit drei herrlichen blauen Chagall-Fenstern geschmückt ist. Alle Kathedralen boten am Abend beeindruckende „Son et Lumiere“ Vorstellungen.

Gottes Nähe in Gemeinschaft erleben

Ein paar Gedanken aus unserer Gruppe seien zuletzt festgehalten. Hermann Mayer sagte angesichts der französischen Kathedralen: „Gottes Nähe zu spüren in Räumen, die von menschlicher Hand erbaut wurden.“ Rudi Siegl betonte den praktischen Aspekt der Spiritualität mit den Worten: „‚Engel auf Erden‘, das sind die Helfer Gottes ohne Flügel.“ Edeltraud Burtscher lobte die Reise als „ein spirituelles und gemeinschaftsförderndes Erlebnis“.

(aus der KirchenBlatt-Doppelnummer 30-31 vom 26. Juli / 2. August 2018)