Schon immer gehörte der Tod zum Alltag von Jochen Nuck. Gemeinsam mit seinem Bruder Patrick ist er für die Geschäftsführung des Bestattungsinstituts, das sein Vater gegründet hat, verantwortlich. Im KirchenBlatt-Interview spricht er über seinen Glauben, das Leben und über Veränderungen in der Bestattungskultur.

Das Interview führte Petra Baur

Es gibt Themen, vor denen verschließt man lieber die Augen, schiebt sie weg. So auch der Tod - obwohl er fixer Bestandteil des Lebens ist und ihm keiner entkommt. Man kann mit dem Tod jedoch auch einen entspannten Umgang pflegen. Für Jochen Nuck vom gleichnamigen Bestattungsinstitut verkörpert er keinen Schrecken. Als Kind schon gehörte der Tod zum Alltag und für den Bestatter kam nie ein anderer Beruf in Frage. Auch wenn das bedeutet, mehr oder weniger rund um die Uhr erreichbar zu sein.

Herr Nuck, wie ist Ihre persönliche Einstellung zum Tod? Empfinden Sie Angst, wenn sie an Ihr eigenes Ende denken?
Jochen Nuck: Angst empfinde ich in keiner Weise. Ich glaube an Gott und an ein Leben nach dem Tod. Das Hauptargument ist dabei für mich, dass es ganz viele Sterbefälle gibt, wo man keine Antworten findet. Das beschäftigt mich und ich denke mir immer: Nach meinem Tod werde ich auf viele Fragen eine Antwort bekommen. Ich glaube, dass wir hier auf Erden nur einen kleinen Moment verbringen. Umso wichtiger ist es, diesen „Moment“ bewusst zu leben. Denn es kann jeden Tag vorbei sein. Nicht der große Flachbildschirm oder das große Auto sind wichtig. Mir persönlich ist es wichtig, mit Freunden einen schönen Nachmittag zu verbringen, in der Natur spazieren zu gehen, das Leben einfach intensiver zu leben und vom Stress wegzukommen.

Sie führen im Schnitt 400 Bestattungen im Jahr durch. Hat sich in den letzten Jahren etwas an der Bestattungskultur verändert?
Nuck: Wir sind im Moment dabei, uns unsere Bestattungskultur kaputt zu machen. Leider werden die Urnenwände immer mehr und es ist schwierig, vor knapp einem Quadratmeter Fläche mit der ganzen Familie zu beten oder an den Verstorbenen zu denken. Auch wenn eine Urne in der Kirche steht, ist das viel weniger emotional, als wenn ein Sarg in der Kirche steht. Beim Sarg kann man sich besser vorstellen, dass der/die Verstorbene da ist. Eine Urne ist viel abstrakter, weniger „greifbar“.

Was ist bei der Planung der Bestattung wichtig?
Nuck: Ganz wichtig ist, dass sich die Angehörigen Zeit für die Beerdigung lassen. Das nicht alles schnell, schnell passiert, sondern dass noch Raum für die Trauer bleibt. Es gibt immer noch viele Menschen, die Wert darauf legen, dass die Beerdigung frühestens drei Tage nach dem Tod stattfindet. Auch meiner Meinung nach braucht es die drei Tage. Nicht nur aus „religiöser“ Sicht, sondern damit man sich auch als Angehöriger Zeit zum Abschied nehmen kann. Die Beerdigung ist die letzte Chance dafür. Es gibt keine Wiederholung. Wenn man sich genügend Zeit für die Vorbereitung der Beerdigung nimmt, kann man sich am Grab ganz dem Verstorbenen widmen und sich in Ruhe verabschieden ohne lähmende Gedanken daran, was man alles besser oder anders machen können hätte.

Sollte das Thema Beerdigung auch am Familientisch mehr Platz erhalten?
Nuck: Auf jeden Fall. Es wäre wichtig und hilfreich, wenn man im Vorfeld mit seinen engsten Angehörigen über die wichtigsten Punkte reden könnte. Oder wenn man seine eigenen Wünsche schriftlich festhalten würde. Es kommt auch immer wieder vor, dass bei mir ältere Paare persönlich vorbeikommen und im Vorfeld alles für die eigene Beerdigung regeln. Ich denke da an ein älteres Paar, das jetzt, nachdem sie alles bei mir für ihre Bestattung geregelt haben, immer mal wieder auf einen Kaffee bei mir im Büro vorbeikommt. Bei bester Gesundheit.

Vielen Dank für das Gespräch. «

(aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 4 vom 23. Jänner 2020)