Christkönigssonntag – Lesejahr B, 21. November 2021

Wort zum Sonntag von Gudrun Guerrini

Menschen, die in Not und Unterdrückung leben brauchen Hoffnungsbilder. In der Vision des Propheten Daniel ist es Gott selbst, der die Wende zum Guten herbeiführt.

1. Lesung

Daniel 7,2a.13b–14

Daniel sagte: Ich schaute in meiner Vision während der Nacht und siehe:
Da kam mit den Wolken des Himmels einer wie ein Menschensohn. Er gelangte bis zu dem Hochbetagten und wurde vor ihn geführt. Ihm wurden Herrschaft, Würde und Königtum gegeben. Alle Völker, Nationen und Sprachen dienten ihm. Seine Herrschaft ist eine ewige, unvergängliche Herrschaft. Sein Reich geht niemals unter.

Jesus Christus steht über allen Herrschern der Erde. Der Seher Johannes ermutigt die Gemeinden, am Glauben an ihn festzuhalten, bis er wiederkommt.

2. Lesung

Offenbarung 1,5b–8

Jesus Christus ist der treue Zeuge, der Erstgeborene der Toten, der Herrscher über die Könige der Erde. Ihm, der uns liebt und uns von unseren Sünden erlöst hat durch sein Blut, der uns zu einem Königreich gemacht hat und zu Priestern vor Gott, seinem Vater: Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht in alle Ewigkeit. Amen. Siehe, er kommt mit den Wolken und jedes Auge wird ihn sehen, auch alle, die ihn durchbohrt haben; und alle Völker der Erde werden seinetwegen jammern und klagen. Ja, Amen. Ich bin das Alpha und das Ómega, spricht Gott, der Herr, der ist und der war und der kommt, der Herrscher über die ganze Schöpfung.

Ist Jesus ein König? Im Verhör durch den Statthalter Pilatus wird deutlich, dass Jesus keine irdisch-politischen Machansprüche erhebt. Sein König-tum ist nicht von dieser Welt.

Evangelium

Johannes 18,33b–37

In jener Zeit fragte Pilatus Jesus: Bist du der König der Juden? Jesus antwortete: Sagst du das von dir aus oder haben es dir andere über mich gesagt? Pilatus entgegnete: Bin ich denn ein Jude? Dein Volk und die Hohepriester haben dich an mich ausgeliefert. Was hast du getan? Jesus antwortete: Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn mein Königtum von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Nun aber ist mein Königtum nicht von hier. Da sagte Pilatus zu ihm: Also bist du doch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme.

Wort zum Sonntag

Pfr. Georg NigschGudrun Guerrini
ist Referentin für Bibel, Pfarrgemeinderat und Pastoraljahr/BPAÖ in der Diözese Innsbruck. Die Autorin erreichen Sie unter

Wort zum Evangelium

Ich lese gerne Krimis. Ich liebe es, wenn die verschiedenen Handlungsstränge möglichst lange die Spannung aufrechthalten und erst ganz am Ende die Sache in einem „finale furioso“ auf den Punkt kommt. Vergleicht man das Kirchenjahr mit einem Roman, so sind wir am Christkönigssonntag bei so einem Schlusskapitel angelangt.
Was ist darin zu lesen? Jesus wird von Pilatus verhört. Herauszufinden ist, ob Jesus den Anspruch erhebt, König der Juden zu sein. Aus Sicht der römischen Besatzungsmacht wäre das ein Kapitalverbrechen und Grund genug, die Todesstrafe zu verhängen. Jesu Antwort auf die Befragung des Pilatus klingt nicht nach einem reumütigen Geständnis, sondern sie ist ein mutiges Bekenntnis: Er ist ein König, jedoch ist sein Königtum nicht von dieser Welt.
Er stellt sich nicht auf dieselbe Stufe mit den irdischen Machthabern. Mit den Königinnen und Königen der Welt kann und will er nicht mithalten. Anstatt in einem Palast kommt er in einem Stall zur Welt. Er braucht keinen Hofstaat, der ihm dient, sondern umgekehrt: Er ist gekommen, um zu dienen. Seine Jünger nennt er nicht Knechte, sondern Freunde. Dass er in die Heilige Stadt Jerusalem auf einem Esel einzieht, ist kein Zufall, sondern Programm. Jesus zettelt auch keinen Aufstand gegen die Römer an, um sich einen irdisch-politischen Machtbereich zu errichten, sondern er will die Machstrukturen der Welt auf andere Weise verwandeln. Sein Weg ist der Weg der Sanftmut, der Barmherzigkeit, des Dienens und der Liebe. Eine wahrhaft königliche Alternative zum Herrschaftsgehabe aller mögliche Obrigkeiten, die hier am Ende des Kirchenjahres aufleuchtet.

Zum Weiterdenken
Die Bibel kennt viele Bilder für Jesus. Besonders das Bild vom Guten Hirten ist hilfreich, um das König-Sein Jesu zu verstehen. Welche Eigenschaften des guten Hirten lassen sich auf Jesus als König übertragen?

Der HERR ist König, bekleidet mit Hoheit;
der HERR hat sich bekleidet und mit Macht umgürtet.
Ja, der Erdkreis ist fest gegründet,
nie wird er wanken.
Dein Thron steht fest von Anbeginn,
du bist seit Ewigkeit.
Fluten erhoben, HERR,
Fluten erhoben ihr Tosen,
Fluten erheben ihr Brausen.
Mehr als das Tosen vieler Wasser,
gewaltiger als die Brandung des Meeres
ist gewaltig der HERR in der Höhe.
Deine Gesetze sind fest und verlässlich;
deinem Haus gebührt Heiligkeit,
HERR, für alle Zeiten.

Aus Psalm 93

(aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 46 vom 18. November 2021)