Mitten in einer Zeit der Fülle – angesichts einer reichen Ernte und großer Festlaune – rufen uns die Texte der Liturgie zu Wachsamkeit auf und sie richten unseren Blick auf einen Schatz, „der nicht abnimmt“, den kein Dieb findet und den keine Motte frisst.

19. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr C, 11. August 2019
Wort zum Sonntag von Mag. Willibald Brunner

Evangelium

Lukas 12,35–40 (od. 12,32–48)
Eure Hüften sollen gegürtet sein und eure Lampen brennen! Seid wie Menschen, die auf ihren Herrn warten, der von einer Hochzeit zurückkehrt, damit sie ihm sogleich öffnen, wenn er kommt und anklopft! Selig die Knechte, die der Herr wach findet, wenn er kommt! Amen, ich sage euch: Er wird sich gürten, sie am Tisch Platz nehmen lassen und sie der Reihe nach bedienen. Und kommt er erst in der zweiten oder dritten Nachtwache und findet sie wach – selig sind sie. Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüsste, in welcher Stunde der Dieb kommt, so würde er verhindern, dass man in sein Haus einbricht. Haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.

1. Lesung

Weisheit 18,6–9
Jene Nacht wurde unseren Vätern vorher angekündigt; denn sie sollten sich freuen in sicherem Wissen, welch eidlichen Zusagen sie vertrauten. So erwartete dein Volk die Rettung der Gerechten und den Untergang der Feinde. Wodurch du die Gegner straftest, dadurch hast du uns zu dir gerufen und verherrlicht. Denn im Verborgenen opferten die heiligen Kinder der Guten; sie verpflichteten sich einmütig auf das göttliche Gesetz, dass die Heiligen in gleicher Weise Güter wie Gefahren teilen sollten, und stimmten dabei schon im Voraus die Loblieder der Väter an.

2. Lesung

Hebräer 11,1–2.8–12 (od. 11,1–2.8–19)
Glaube aber ist: Grundlage dessen, was man erhofft, ein Zutagetreten von Tatsachen, die man nicht sieht. Aufgrund dieses Glaubens haben die Alten ein gutes Zeugnis erhalten. Aufgrund des Glaubens gehorchte Abraham dem Ruf, wegzuziehen in ein Land, das er zum Erbe erhalten sollte; und er zog weg, ohne zu wissen, wohin er kommen würde. Aufgrund des Glaubens siedelte er im verheißenen Land wie in der Fremde und wohnte mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung, in Zelten; denn er erwartete die Stadt mit den festen Grundmauern, die Gott selbst geplant und gebaut hat. Aufgrund des Glaubens empfing selbst Sara, die unfruchtbar war, die Kraft, trotz ihres Alters noch Mutter zu werden; denn sie hielt den für treu, der die Verheißung gegeben hatte. So stammen denn auch von einem einzigen Menschen, dessen Kraft bereits erstorben war, viele ab: zahlreich wie die Sterne am Himmel und der Sand am Meeresstrand, den man nicht zählen kann.

WORT ZUM SONNTAG

Willibald Brunner

Mag. Willibald Brunner ist Pastoralassistent und Diakon in der Stadtpfarre Jennersdorf. Den Autor erreichen Sie unter

Feiern in Zelten

Am heutigen Tag feiern wir unser 30. Pfarrfest. In „Schilling-Zeiten“ haben wir im Laufe der Jahre wahrlich Millionen für die Pfarrprojekte erwirtschaftet. Um 1000 Gäste bestens zu bedienen, waren 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter voll im Einsatz. Aber diese Art des Feierns hat sich gewandelt. Sowohl die Gästeschar als auch das Mitarbeiter-Team verkleinerten sich. Weil die Last für Einzelne zu groß wird, hat unser Pfarrer Norbert Filipitsch einen Nachdenkprozess im Pfarrgemeinderat eingeleitet: In Zukunft wollen wir einfachere Wege des Feierns finden und beschreiten.
Wir leben auf Erden und sind doch nicht von dieser Welt. Diese Diskrepanz bringt die zweite Lesung aus dem Hebräerbrief bildhaft mit der Rede vom Zelt und der befestigten Stadt zum Ausdruck. Der Flüchtling im Zeltlager ist Symbol unseres vorläufigen Lebens: Obwohl es uns so gut geht, sind wir alle Fremde, Schutz und Sicherheit sind nie hundertprozentig. Aber wenn wir das Gastrecht sinnvoll nützen, wird daraus das Bleiberecht in der Stadt mit den festen Grundmauern. Dort wird ER selbst uns am Tisch Platz nehmen lassen und uns der Reihe nach bedienen, verspricht Jesus.
Die Sonnensegel, die wir auf der Pfarrwiese spannen, deuten auf unser irdisches Leben in Zelten hin. Nicht nur beim alkoholgetauchten Feiern, auch in anderen Situationen des Lebens gleichen wir hin und wieder jenen, die „Knechte und Mägde zu schlagen“ beginnen, indem wir Streit, Neid und andere Übel vermehren.
In Zukunft werden weniger die großen Pfarrfeste unsere Glaubensgemeinschaft prägen, sondern mehr die Bereitschaft, an die Ränder zu gehen, um dort kleine Feste mit denen zu feiern, die den Zeltcharakter des Lebens am eigenen Leib besonders verspüren.

Zum Weiterdenken

  • Wen will ich heute bedienen?
  • Welches Fest möchte ich für An-den-Rand-Gedrängte vorbereiten?

Jubelt im HERRN, ihr Gerechten,
den Redlichen ziemt der Lobgesang.
Selig die Nation, deren Gott der HERR ist,
das Volk, das er sich zum Erbteil erwählt hat.
Siehe, das Auge des HERRN ruht auf denen, die ihn fürchten,
die seine Huld erwarten,
dass er ihre Seele dem Tod entreiße
und, wenn sie hungern, sie am Leben erhalte.
Unsre Seele hofft auf den HERRN;
er ist unsere Hilfe und unser Schild.
Lass deine Huld über uns walten, HERR,
wie wir auf dich hofften!

Antwortpsalm (aus Psalm 33)

(aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 32/33 vom 8./15. August 2019)