Kolummne "Welt der Religionen" von Aglaia Poscher-Mika

Eine Serie denkwürdiger Geburtstage fällt in diese herbstlich-winterliche, kalte Jahreszeit: Die Religionsstifter der drei monotheistischen Weltreligionen Christentum, Islam und Bahaítum kamen als schutzlose Neugeborene zur Welt - so wie alle Menschen.

Der erste dieser drei Geburtstage war der des historisch jüngsten Gottesoffenbarers Baha‘u‘llah, dessen 200. Geburtstag österreichweit und natürlich auch weltweit mit Feierlichkeiten begangen wurde. Er wurde am 12. November 1817 in Teheran als Sohn eines angesehenen Staatsbeamten geboren. Schon früh zeigte er religiöses und mystisches Interesse uns schloss sich seinem prophetischen Vorgänger Bab an. Spätere Offenbarungserlebnisse zeigten ihm seine wahre Berufung. Er bezeugte den Beginn eines neuen Zeitalters, in dem die Einheit der Menschheit als einzige Familie sowie die Gleichwertigkeit aller Weltreligionen essentiell für den Weltfrieden gelten.

Der zweite der hier zu nennenden Religionsstifter war Mohammed, dessen Geburtstag dieses Jahr am 30. November / 1. Dezember gefeiert wurde. Eine Nomadin soll ihn gleich nach der Geburt als Amme aufgenommen haben, später lebte er bei seinem Großvater, welcher allerdings starb, als Mohammed fünf Jahre alt war. Als Schafhirte verdingte er sein junges Leben, bis er an Handelskarawanen teilnahm. So lernte er seine um 15 Jahre ältere Ehefrau kennen und erlangte finanzielle und soziale Sicherheit. Als religiös Suchender hatte er schließlich Offenbarungserlebnisse, in denen ihm der Engel Gabriel die Worte des Quran in einem Zustand der mystischen Entrückung eingab.

Etwa 570 Jahre vor Mohammed wurde ­Jesus in Bethlehem geboren. Sein Geburtstag wird kurz nach der Wintersonnwende am 24. / 25. Dezember gefeiert, wobei das historische Datum unbekannt ist. Vieles Weitere ist Glaubenssache - wobei die jungfräuliche Empfängnis seiner Mutter Maria beispielsweise auch im Islam erwähnt wird. War er Prophet - oder gar der erhoffte Messias? Einzigartig für die Menschen, die ihr Leben innerlich zu ihm hin ausrichten, ist, dass er als menschgewordener Gott gilt. Seine Liebe zur Schöpfung war so groß, dass er sich als schutzloses Menschenkind schenkte und sogar einen leidvollen Tod auf sich nahm. Welches Geschenk kann größer sein?

Aglaia Mika, SopranAglaia Poscher-Mika, MMA
Beauftragte der KatholischenKirche Vorarlberg
für den Interreligiösen Dialog;
Musiktherapeutin, Sängerin, Stimmbildnerin.

(aus dem KirchenBlatt Nr. 49 vom 7. Dezember 2017)