Kirchenfenster von Erwin Lutz-Waldner in der St. Josefs-Kirche in Rankweil: Drei Szenen aus dem Leben Josefs.

Wilfried M. Blum

Es ist eher selten, dass man beim Betreten einer Kirche keinen direkten Hinweis auf den Kirchenpatron findet - außer im Namen: St. Josef-Kirche. Man muss schon in den weiten Altarraum nach vorne gehen, um im Blick nach Westen das großartige Betonglasfenster zu entdecken. Leider wurde die Rieger-Orgel blickstörend platziert. Es verunmöglicht, ungebrochen die drei Geschichten aus dem Leben des hl. Josef „schauen“ zu können.

Nachdem Rankweil in den 1960er-Jahren an Einwohnerzahl ständig zunahm und die Pfarrkirche auf dem Liebfrauenberg zu klein geworden war, entschloss man sich für einen Neubau im Tal. 1965 fand die Grundsteinlegung und am 8. September 1968 die Einweihung der St. Josef-Kirche durch Bischof Bruno Wechner statt. Der damalige Pfarrer Anton Andergassen begründete die Namensgebung folgendermaßen: „Der heilige Josef ist der Schutzpatron der Arbeiter, der christlichen Familien und der ganzen Kirche und nimmt in der Heilsordnung Gottes einen ganz besonderen Platz ein.“ Die Kirche wurde ganz im Geiste des Zweiten Vatikanischen Konzils nach Plänen des Architekten Sepp Blenk aus Dornbirn erbaut. In der Gestalt eines Zeltes wird zeichenhaft sichtbar, dass die Kirche „als Volk Gottes immer unterwegs“ ist und „Gott im Zelt mitten unter den Menschen wohnt“.

Der Tiroler Maler Erwin Lutz-Waldner (geboren 1912 in Meran, gestorben 1975 in Innsbruck) hat die Josef-Farbfenster und auch das bemerkenswerte Heilig-Geist-Fenster in der Taufkapelle entworfen. Drei Szenen aus dem Leben Josefs prägen das große Farbfenster der Westseite: Der Engel erscheint Josef im Traum (Mt 1,18-25) - Die Geburt Jesu (Lk 2,1-7) - Die Flucht nach Ägypten (Mt 2,13-23). Bei der letzten Szene sieht man im Hintergrund die Kuppel des Peterdoms in Rom. Anzunehmen ist, dass der Künstler damit Bezug genommen hat auf die Tatsache, dass Papst Johannes XXIII. den hl. Josef zum Patron des Konzils erhoben hatte.

Wenn am Nachmittag und gegen Abend hin die Sonne ihre Strahlen in diesen wunderbaren Fenstern bricht, dann (er-)leuchtet die Botschaft von selbst und „wortlos“ den Kirchenraum und den, der sie betrachtet: das göttliche Gelb des Engels, das leidenschaftliche Rot des Josef und das himmlische Blau der Maria. In der dunklen Jahreszeit der Advent- und Weihnachtszeit werden die Fenster von innen bestrahlt, um ihre Botschaft von Offenheit, Treue und Solidarität still und lautlos in die Nacht hinein allen Vorübergehenden zu verkünden.
So wird Josef in diesen prachtvollen bunten Fenstern zum Botschafter des Hörens, des Handelns und des Aufbruchs. Eine Botschaft, die stets aktuell bleibt. 

(aus dem KirchenBlatt Nr. 22 vom 2. Juni 2016)