Die eine kommt aus Tansania, die andere aus Österreich. Getroffen haben sie sich in Mosambik - um Kindern eine Zukunft zu schenken: Sr. Anne-Ritha und Marianne Brugger im KirchenBlatt-Gespräch.

Patricia Begle

März 2006. In Namaacha, einem Dorf im Süden Mosambiks, eröffnen die Schwestern vom Kostbaren Blut eine Tagesstätte für Kinder und Jugendliche. Unter den Gästen befindet sich die Vorarlbergerin Marianne Brugger. Sie sorgte durch das Sammeln von Spenden für finanzielle Unterstützung und war deshalb von den Schwestern eingeladen worden - ihre erste Reise in das Land im Südosten Afrikas.
„Wir haben damals Kinder von der Straße geholt und solche aus den ärmsten Familien“, erinnert sich Brugger. „Dabei habe ich gesehen, unter welchen Bedingungen die Kinder leben müssen. Das war der Auslöser, der mich zum Weitermachen bewegt hat.“

Schwierige Lage
Die Umstände, unter denen Kinder heute in Mosambik aufwachsen, haben sich seither kaum verbessert. Sie wohnen in kleinen Hütten, die aus Holz und Stroh gebaut sind und keinen Schutz vor Stürmen bieten. Vielfach fehlt ein fester Boden, Fenster - wenn es sie überhaupt gibt - werden mit Plastikfolien oder Holzbrettern verschlossen. Das Essen ist äußerst knapp, insbesondere wenn der Regen - oft jahrelang - ausbleibt. Die Eltern suchen irgendwo Arbeit, mit dem Sammeln von Brennholz oder im angrenzenden Südafrika. Sie sind kaum präsent, viele an AIDS oder TBC gestorben. Dann übernimmt das älteste Kind die Verantwortung - selbst wenn es erst sechs Jahre alt ist.

Essen, Halt und Orientierung 
In der Tagesstätte sieht das Leben anders aus. Die Türen sind von 7.30 bis 16 Uhr geöffnet - hier gibt es ein Mittagessen, Hilfe bei den Hausaufgaben und jemand, der sich kümmert um die kleinen und großen Sorgen. Hier wird gemeinsam gespielt. „Viele Kinder haben nicht nur schreiben, sondern auch spielen gelernt, weil sie es nicht gekannt haben“, erzählt Brugger. Wichtig ist auch die Bewusstseinsbildung, weiß die engagierte Klauserin. „Den Kindern und Jugendlichen werden Werte vermittelt, sie erfahren, was für sie selbst möglich ist und was sie für andere tun können, sie hören von ihren Rechten und Pflichten und lernen, wie sie sich schützen können.“ Um dies zu vermitteln, werden die Betreuungspersonen, die aus den Dörfern kommen, fortlaufend geschult, in ihr Know-how wird viel investiert - was den Kindern und Jugendlichen zugutekommt.

Für alle da
Zur Tagesstätte in Namaacha sind in den letzten Jahren drei weitere hinzugekommen - in unterschiedlichen Dörfern. Sr. Anne-Ritha hält für alle vier die Gesamtleitung inne. Keine leichte Aufgabe. Schon das Organisieren der Lebensmittel ist eine logistische Herausforderung - denn Supermärkte wie bei uns gibt es keine. Hinzu kommen Personal- und Finanzmanagement. Überhaupt sieht sie sich als „trouble-shooterin“. Wenn ein Kind erkrankt oder ein Elternteil stirbt - kleine und auch große Nöte gelangen zu Sr. Anne-Ritha. Und wenn es darum geht, Unterstützer für ihre Kinder zu gewinnen, dann scheut sie auch die Reise nach Europa nicht. 

Konstante Begleitung
Das Reisen gehört auch zu Marianne Bruggers Aufgaben. Zweimal im Jahr - im Frühling und im Herbst - reist sie in den Süden - seit elf Jahren. In diesen drei Wochen ist sie voll gefordert. Sie sieht sich an, wie die Tagesstätten sich entwickelt haben, was es braucht, wie es den Familien zuhause geht. Sie ist Beobachterin mit Blick von außen. Gleichzeitig hilft sie mit, wo es nötig ist, beim Lernen zum Beispiel oder beim Spielen. „Die Menschen hier schätzen es sehr, dass sich jemand für sie interessiert“, erzählt Brugger. Sie ist nicht nur ein willkommener Gast, sie gehört dazu.

Verantwortung für viele
Der große Teil der Arbeit für die Tagesstätten aber läuft von zuhause aus: Fundraising. Es geht zum Beispiel darum, Spender/innen zu finden - ob Firmen oder Privatpersonen - und diese über das Projekt auf dem Laufenden zu halten. Eine wichtige Einnahmequelle ist der Verkauf der Kalender und Notizblöcke „Kinderspuren“. Als Organisationsform hat sich Brugger vor zehn Jahren für die Gründung eines Vereines entschieden. „Kindern Zukunft schenken“ nennt er sich, die Vereins-Website informiert mit Bildern und Berichten, dort können auch Kalender und Notizblöcke bestellt werden. Etwa sechs Monate im Jahr arbeitet Brugger für das Projekt. Die Spenden ermöglichen heute 250 Kindern den Aufenthalt in Tagesstätten - jene in Namaacha und Impamputo werden vom Verein „Kindern Zukunft schenken“ finanziert. Damit ist viel Verantwortung verbunden, eine Herausforderung, die Marianne Brugger aber gerne annimmt.

ZUR SACHE

Mosambik ist eines der ärmsten Länder der Welt. Fast 40% der Erwachsenen können nicht schreiben, Bildungseinrichtungen, medizinische Versorgung und Infrastruktur sind äußerst mangelhaft. 12% der 15-49-Jährigen sind HIV-positiv, 1,5 Millionen Kinder sind Waisen (davon 470.000 Aidswaisen). Ca. 32 % der Kinder arbeiten auf Feldern, Märkten, als Schuhputzer oder als Bettler. Nur 6 % der unter Fünfjährigen haben eine Geburtsurkunde - Millionen Kinder sind deshalb schutzlos und Missbrauch, Kinderarbeit, Zwangsverheiratung und dem Dienst an der Waffe ausgesetzt.

Die Missionsschwestern vom Kostbaren Blut (gegründet 1885 von Abt Franz Pfanner) leiten im Süden Mosambiks vier Tagesstätten - in Namaacha, Impamputo, Massaca und Tete. Dort werden insgesamt 450 Kinder und Jugendliche im Alter von 3 bis 18 Jahren betreut. Bedingung dafür ist der Besuch einer Schule. Schuluniform und Schulgeld (für Sekundar- und Berufsschule) werden zur Verfügung gestellt. Zum Team jeder Tagesstätte gehört eine Missionsschwester, eine Köchin, drei Betreuerinnen und ein/e Volontär/in.

In den Tagesstätten von Namaacha und Impamputo werden 250 Kinder und Jugendliche betreut. Sie werden vom Verein „Kindern Zukunft schenken“ finanziert. Die Spenden für dieses Projekt sind steuerlich absetzbar.

Infos zu den Tätigkeiten des Vereines erhalten Sie bei Marianne Brugger, T 0650 5360240.

www.kindern-zukunft-schenken.at