Stifterinnen und Stifter von Glasfenstern in Kirchenvorarlbergs als Sozial- und Politikgeschichte.

Rudolf Sagmeister

Die Widmungen und Namen der Stifter für die Bezahlung der Glasfenster der Kirchen Vorarlbergs stellen eine wichtige und noch kaum ausgewertete Quelle für die Sozial- und Politikgeschichte des Landes dar. Wer hatte das Vermögen, die Macht und den Willen, die sich an Gott und die Gotteshausbesucher wendenden „volkserzieherischen“ Bilder zu spenden?

(Geld-)Adel
So haben sich in den Fenstern der Kongregationskapelle des Klosters Mehrerau wichtige Adelsfamilien aus Österreich-Ungarn - u.a. Ernestine Prinzessin von Auersperg und Aloysia Fürstin von Starhemberg geb. Prinzessin von Auersperg - sowie Vorarlberger Fabrikanten- und große Immobilienbesitzerfamilien verewigt - mit ihren Namen und Wappen so groß wie die Bildmedaillons der christlichen Inhalte. In der Kirche Mariä Heimsuchung in Dornbirn-Haselstauden haben sich der Dornbirner Fabrikbesitzer Ulmer und der Handelsmann Thurnher durch den Lauinger Glasmaler Michael Mittermeier 1857 als Stifter hervorgetan. In der Herz-Jesu-Kirche in Bregenz - das Land Vorarlberg hatte sich der Verehrung des Herzens Jesu offiziell geweiht - bezahlten die Chorfenster um 1908 der Landeshauptmann, seine Frau sowie der Bürgermeister und Altbürgermeister von Bregenz.

Auch die Arbeiter 
In Höchst sammelten die Arbeiter/innen - die Sticker der Firma Tynberg - um 1900 Geld, um zwei Ovalfenster stiften zu können. In der Erlöserkirche in Lustenau wiederum konnten Anfang der 1930er-Jahre - in politisch und sozial unruhiger Krisen- und Umbruchzeit - arme Lustenauer, die vor der Not nach Amerika ausgewandert waren, stolz ein Fenster in ihrer Heimat erstehen lassen - mit der Inschrift: „Gestiftet von Lustenauern in Amerika“. Dargestellt ist ein armer Mann, aus einer Schüssel Brei essend, und die amerikanische Fahne.

Fotos der beschriebenen Bilder siehe Galerie (ins 1. Bild klicken)

Weitere Informationen und Beispiele für Kirchenfenster in ganz Vorarlberg finden Sie auf der Projekt-Website: www.leuchtende-bilder.at