Manchmal ist es gut, einfach anzufangen. Keine langen Konzepte und Pläne zu erstellen, sondern einfach zu tun. Der Frastanzer Florian Bernhart kann eine Geschichte darüber erzählen.

von Patricia Begle

Afrika hat Florian Bernhart schon immer fasziniert - das Land, die Kultur, die Menschen. So lag es nahe, dass es jenes Land wurde, das er sich für die Zeit nach der Matura auswählte, „um die Welt kennenzulernen.“ Seine „weltverbesserungsmäßige“ Einstellung, wie er sie selber so treffend nennt, bewog ihn dazu, sich nicht nur für bloßes Reisen, sondern auch für eine soziale Tätigkeit zu entscheiden. Auf der Suche nach einem passenden Volontariat stieß er auf das „Mawuvio‘s Outreach Programme“ in Ghana.

Das Projekt
Zweieinhalb Monate lebte er im Sommer 2012 in Kissemah Village, einem Vorort von Accra, der Hauptstadt Ghanas. Er lernte die Kultur des Landes kennen, das Essen, die Traditionen, das religiöse Leben, die Offenheit und Freundlichkeit der Menschen. Seine Aufgabe als Volontär bestand im Unterrichten, Erstklässler saßen vor ihm. Im Teamteaching mit einer ghanaischen Lehrperson vermittelte er ihnen Grundkenntnisse in Mathe, Englisch und Sachkunde. Der Unterricht mit Volontären ist wohl eine Besonderheit der Schule. Der eigentliche Grund, warum die Kinder dort sitzen, liegt aber darin, dass die Schule gratis ist: Unterricht, Schulsachen, ein Paar Schuhe, Schuluniform, eine warme Mahlzeit pro Tag sowie  Freizeitprogramm am Nachmittag - all das gehört zum „Mawuvio‘s Outreach Programme“.

Der Traum
Zwei Menschen riefen das Projekt vor fünf Jahren ins Leben: Kwame Agoe und Renee Farwell. Die Geschichte von Kwame könnte wohl von vielen ghanaischen Kindern erzählt werden. Als sein Vater starb, war kein Geld mehr für die Schule da. Noch nicht einmal zehnjährig überlebte er mithilfe diverser Jobs. Ein solcher war auch seine Tätigkeit als eine Art „Kopier-Assistent“ an der Uni in Accra. Dort lernte er Renee Farwell kennen, die gerade ihr Auslandssemester absolvierte. Kwame erzählte der Amerikanerin von seinem Traum, eine Schule für Kinder zu gründen, die sich das Schulgeld nicht leisten können.

Die Verwirklichung
Die beiden begannen, den Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Angefangen wurde in einem provisorisch überdachten Innenhof, eine Handvoll Kinder kam zum Unterricht. Damit war die Schule geboren, jetzt konnte sie wachsen. Größer wurde in den folgenden Jahren sowohl die Anzahl der Kinder - 60 sind es derzeit - als auch die Summe der Spenden, die das Projekt finanzierten. Bis heute sind es größtenteils Privatspenden von Menschen aus den USA, die die Schule ermöglichen. Das Projekt ist in Ghana und den USA als NGO registriert, mittlerweile wurde es auch schon mehrfach ausgezeichnet.

Der Einsatz

Europa kam ins Spiel, als der in Wien ansässige Non-Profit-Verein „Boa Woyonko“, der Volontariatsstellen in Ghana vermittelt, das Projekt in sein Programm aufnahm. Florian war einer der ersten - und er war einer der wenigen - der wieder kam. Nach dem Zivildienst verbrachte er im Sommer 2013 wieder drei Monate in Ghana. Florians  Einsatz endete nicht mit seinem Aufenthalt. Ein neues Schulgebäude war im Entstehen und er begann Schulbänke zu organisieren. „Vorarlberger Bänke sind einfach stabiler gebaut, die halten viel länger“, erklärt er pragmatisch. So schrieb er alle Schulen im Bezirk Feldkirch und Dornbirn an, sechs meldeten sich. 85 Schultische wurden Mitte Juni in einen Container geladen, dazu Essgeschirr für das Internat und Geräte für den Gemüsegarten, der entstehen soll.

Die Zukunft
Im September reist der junge Frastanzer wieder nach Ghana, zur Schuleröffnung. Da er mittlerweile in München Bauingenieurwesen studiert, hat er nur drei Wochen Zeit. Vielleicht wird er eines Tages wieder länger dort bleiben - und Brücken bauen oder Brunnen. Vorstellen kann er es sich.

www.mawuviosoutreachprogramme.org