Dass der Papst sich nach ihm benannt hat, ist ein Grund, nach Franz von Assisi zu fragen. Der wirkliche Grund aber liegt darin, dass der Heilige bis heute begeistert, herausfordert und Christ-Sein zeigt.

Bild rechts: Im Kloster San Benedetto in Subiaco findet sich eine Darstellung von Benedikt von Nursia (li.) sowie von Franziskus. Sie verdeutlichen die unterschiedlichen Grundhaltungen der großen Heiligen.

Bildungsabend mit dem Kapuziner und Franziskusforscher Niklaus Kuster im Kapuzinerkloster Feldkirch

Patricia Begle

Franziskus, der Heilige der mit Vögeln redet, barfuß unterwegs ist und an der Kirche baut. Seine Biographie ist bekannt, Assisi-Reisende rufen sich fröhlich das „pace e bene“ zu und singen das Lied vom Frieden.

Nikolaus Kuster

Br. Niklaus Kuster, Franziskusforscher:
"Papst Franziskus steht - wie der
Heilige - für einen neuen Blick."

Mehr als Romantik
Beim tieferen Blick auf den Heiligen, beim Durchforsten von Quellen und Durchwandern der historischen Stätten legen Forscher wie der Schweizer Niklaus Kuster ein Bild frei, das weit über den romantischen Schöpfungsheiligen hinausgeht.  Die Grundhaltung des Franziskus stellt dabei jene Gesetze, nach denen Kirche und Welt funktionieren, radikal in Frage, ja sie hebelt diese sogar aus. Damals und heute.

Vertiefendes
Das Tau-Team, das in der Schweiz franziskanische Gemeinschaften vernetzt und begleitet, hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Grundhaltung, den franziskanischen Geist unter die Menschen zu bringen. Beim Bildungsabend im Kapuzinerkloster in Feldkirch ist dies geglückt. Über drei Stunden ließen sich die Interessierten von Bruder Niklaus Kuster und dem Team hineinziehen in das Leben und Wirken des Heiligen.

Das Leben
Die Biographie des Franz von Assisi stand am Beginn der Ausführungen. Die Begeisterung für‘s Festen und Rittertum, die Zeit im Kerker und Krankenbett, die große Krise, in der nichts mehr Sinn machte. Obwohl es damals an die 20 religiösen Gemeinschaften in der Stadt gab, fand der junge Mann seine Antworten außerhalb der Stadtmauern. „Die Kirche war präsent, aber nicht gefragt“, stellte Niklaus Kuster fest.

Verändernde Orte
In der Höhle von San Masseo fand Franziskus einen Ort, der seiner inneren, dunklen Stimmung entsprach. Dort konnte er sich ihr stellen und fand sich selbst. Die Umarmung eines Aussätzigen auf dem Weg nach San Lazaro ließ sein Herz, seine Liebe erwachen - er entdeckte den Nächsten. In San Damiano dann hatte er ein mystisches Erlebnis und fand Gott.

Bruch
Was sich so leicht in einem Absatz nennen lässt, waren tiefgreifende Erlebnisse, die das Innere des Mannes völlig veränderten. So sehr, dass er nicht mehr in sein altes leben zurückkonnte. Er brach damit. Er brach auch mit dem Gottesbild der damaligen Zeit, das Christus als Weltenherrscher verehrte. Im Kreuz von San Damiano war er einem Christus begegnet, der ihn anschaute und ihm zuhörte. Christus auf Augenhöhe.

Geschwister
„Unser Vater ist im Himmel“, erklärte Franziskus. Damit war für ihn klar, dass alle Menschen Geschwister sind, dass es keine Unterschiede gibt - weder aufgrund von Herkunft, Geschlecht oder Beruf. Im Laufe seines Lebens weitete sich diese universale Geschwisterlichkeit auf alle Geschöpfe aus.

Neuer Blick
Franziskus war kein Bekehrer sondern lebte mit den Menschen, suchte das Gespräch und verkündete Christus. In einem Fresko im Kloster San Benedetto in Subiaco wurde diese Grundhaltung zum Ausdruck gebracht und jener des Benedikt von Nursia gegenübergestellt: Franziskus nennt sich Bruder, trägt ein einfaches Gewand, keine Schuhe, hält die eine Hand offen, in der anderen ein Blatt aus dem Evangelium mit der Aufschrift: „Friede diesem Haus“. Benedikt nennt sich Vater, trägt ein aufwändiges Gewand und Schuhe, den Stab der Autorität und seine Ordensregel. „Höre mein Sohn auf die Lehre des Meister“, steht dort geschrieben. Franziskus hingegen kennt keine Meister, als Söhne und Töchter Gottes hören wir auf die Stimme Christi.

Papst Franziskus
Auch in den Gesten von Papst Franziskus kam diese Grundhaltung zum Vorschein, er stellte sich von Anfang an in den Kreis des Volkes Gottes und machte immer wieder klar, dass er sich nicht auf einen Sockel stellen lässt. Schon mit seinem „buona sera“ begegnete er auf Augenhöhe.

Weitere Informationen
sowie Bücher von Niklaus Kuster finden Sie unter: www.tauteam.ch