Fünfter FastenSonntag – Lesejahr A, 26. März 2023

 

1. Lesung: Ezéchiel 37,12b–14

Gott offenbart sich als der, der durch seinen Geist das Tote aus den Gräbern herausholen und wieder lebendig machen kann. Eine gewaltige Zusage.

So spricht Gott, der Herr:
Siehe, ich öffne eure Gräber und hole euch, mein Volk, aus euren Gräbern herauf. Ich bringe euch zum Ackerboden
Israels. Und ihr werdet erkennen, dass ich der Herr bin, wenn ich eure Gräber öffne und euch, mein Volk, aus euren Gräbern heraufhole.Ich gebe meinen Geist in euch, dann werdet ihr lebendig und ich versetze euch wieder auf euren Ackerboden. Dann werdet ihr erkennen, dass ich der Herr bin. Ich habe gesprochen und ich führe es aus – Spruch des Herrn.

2. Lesung: Römer 8,8–11

Evangelium Johannes 11,3–7.17.20–27.33b–45 (Kurzfassung)

In der Auferweckung des Lazarus zeigt Jesus seine Tod überwindende Macht, die ihm vom Vater gegeben ist. Er kann von sich sagen: Ich bin die Auferstehung und das Leben.

In jener Zeit sandten die Schwestern des Lázarus Jesus die Nachricht: Herr, sieh: Der, den du liebst, er ist krank. Als Jesus das hörte, sagte er: Diese Krankheit führt nicht zum Tod, sondern dient der Verherrlichung Gottes. Durch sie soll der Sohn Gottes verherrlicht werden. Jesus liebte aber Marta, ihre Schwester und Lázarus. Als er hörte, dass Lázarus krank war, blieb er noch zwei Tage an dem Ort, wo er sich aufhielt. Danach sagte er zu den Jüngern: Lasst uns wieder nach Judäa gehen. Als Jesus ankam, fand er Lázarus schon vier Tage im Grab liegen. Als Marta hörte, dass Jesus komme,
ging sie ihm entgegen, Maria aber blieb im Haus sitzen. Marta sagte zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben. Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen. Marta sagte zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Jüngsten Tag. Jesus sagte zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das? Marta sagte zu ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll. Jesus war im Innersten erregt und erschüttert. Er sagte: Wo habt ihr ihn bestattet? Sie sagten zu ihm: Herr, komm und sieh! Da weinte Jesus. Die Juden sagten: Seht, wie lieb er ihn hatte! Einige aber sagten: Wenn er dem Blinden die Augen geöffnet hat, hätte er dann nicht auch verhindern können, dass dieser hier starb? Da wurde Jesus wiederum innerlich erregt und er ging zum Grab. Es war eine Höhle, die mit einem Stein verschlossen war. Jesus sagte: Nehmt den Stein weg! Marta, die Schwester des Verstorbenen,sagte zu ihm: Herr, er riecht aber schon, denn es ist bereits der vierte Tag. Jesus sagte zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen? Da nahmen sie den Stein weg. Jesus aber erhob seine Augen und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. Ich wusste, dass du mich immer erhörst; aber wegen der Menge, die um mich herumsteht, habe ich es gesagt, damit sie glauben, dass du mich gesandt hast. Nachdem er dies gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lázarus, komm heraus!
Da kam der Verstorbene heraus; seine Füße und Hände waren mit Binden umwickelt und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch verhüllt. Jesus sagte zu ihnen: Löst ihm die Binden und lasst ihn weggehen! Viele der Juden, die zu Maria gekommen waren und gesehen hatten, was Jesus getan hatte, kamen zum Glauben an ihn.

Josef Thorer SJ

P. Josef Thorer SJ ist Spiritual im Internationalen Priesterkolleg Canisianum Innsbruck, Exerzitienbegleiter und Geistlicher Begleiter.

 

 
Wort zum Evangelium_

Im Gespräch mit Nikodemus spricht Jesus von der Notwendigkeit der Wiedergeburt. Als eine solche Wiedergeburt wird die Taufe verstanden. Sie weist voraus, dass wir in Jesus Christus aus dem Tod zu neuem Leben gelangen. So ist die Erweckung des Lazarus ein Bild für das, was die Taufe bewirkt. Sie zeigt uns etwas ganz und gar Unwahrscheinliches: dass jemand, der im Grabe liegt und schon in Verwesung übergegangen ist, wieder zum Leben kommt.

Jesus scheint es gerade darauf angelegt zu haben, das Unmögliche zu bewirken. Marta, die an die allgemeine Auferstehung am Ende der Tage glaubt, wird eines Besseren belehrt: Auferstehung geschieht jetzt! Wie geht das? Der Evangelist Lukas bringt uns ein Beispiel im 15. Kapitel: Der verlorene Sohn war tot und lebt wieder. Es gibt also einen Tod mitten im physischen Leben und eine Auferstehung schon vor dem physischen Tod.
Die Dichterin M. L. Kaschnitz hat etwas davon erspürt und in einem Gedicht zum Ausdruck gebracht:

Manchmal stehen wir auf / Stehen wir zur Auferstehung auf / Mitten am Tage /
Mit unserem lebendigen Haar / Mit unserer atmenden Haut. / Nur das Gewohnte ist um uns. / … / Und dennoch leicht / Und dennoch unverwundbar / Geordnet in geheimnisvolle Ordnung / Vorweggenommen in ein Haus aus Licht.“

Solche Erfahrungen können sich einstellen, wenn wir in der Verbindung mit Jesus Christus von einer Last befreit sind, wenn wir entdecken, dass wir durch die Vergangenheit nicht festgelegt sind, sondern neue Lebensmöglichkeiten vorfinden.

Psalm_

Ich hoffe auf den Herrn, es hofft meine Seele,
ich warte auf sein Wort.
Meine Seele wartet auf meinen Herrn
mehr als Wächter auf den Morgen,
ja, mehr als Wächter auf den Morgen.

Antwortpsalm (aus Psalm 130, Auszug )