von Chefredakteur Mag. Dietmar Steinmair

Vor genau einem Jahr, am 13. März 2013, wurde der argentinische Jesuit Jorge Mario Bergoglio zum Papst gewählt. Er gab sich den Namen Franziskus. Nicht nur der Name war neu, auch die Gesten des Neuen verblüffen seither. Was ist geschehen?

In der letzten Ausgabe der „ZEIT“ versuchte sich Evelyn Finger am Paradoxon Franziskus: „Die Mächtigen darf man nicht berühren, denn Macht braucht Abstand. Doch was, wenn ein Mächtiger selber die Nähe der Menschen sucht? Machiavelli, der große Philosoph der Macht, hätte die Methode des neuen Papstes politischen Selbstmord genannt: Wer sich den Massen annähert, verliert die Aura der Unberührbarkeit. Franziskus widerlegt die machiavellistische Logik: Sein Ansehen wächst mit zunehmender Nähe, seine Autorität beruht auf seiner Berührbarkeit.“

Weil Franziskus nach wie vor im Gästehaus wohnt und zu Fuß ins Büro geht, trifft er viele Menschen. Er ist kein Papst, der von den Müh(l)en des Alltags abgeschottet werden will. Sogar in der Kurie lässt er seine Kardinäle diskutieren. Auch wenn Erzbischof Georg Gänswein, der mittlerweile etwas weniger beschäftigte Präfekt des Päpstlichen Hauses, kürzlich öffentlich anmerkte, dass man beim neuen Papst „ja noch auf inhaltliche Vorgaben warte“, gilt: für viele Menschen zählt die Form der Begegnungen mit dem Neuen.

(aus KirchenBlatt Nr. 11 vom 13. März 2014)