24. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr B, 12. September 2021

Wort zum Sonntag von Franz Troyer

Bin ich von Gott verlassen, wenn ich Leid erfahre? Der Prophet Jesaja spricht mehrmals vom Gottesknecht, der ganz Ohr für Gott ist und sich dem Leid der Welt stellt.

1. Lesung

Jesaja 50,5-9a

GOTT, der Herr, hat mir das Ohr geöffnet. Ich aber wehrte mich nicht und wich nicht zurück. Ich hielt meinen Rücken denen hin, die mich schlugen, und meine Wange denen, die mir den Bart ausrissen. Mein Gesicht verbarg ich nicht vor Schmähungen und Speichel. Und GOTT, der Herr, wird mir helfen; darum werde ich nicht in Schande enden. Deshalb mache ich mein Gesicht hart wie einen Kiesel; ich weiß, dass ich nicht in Schande gerate. Er, der mich freispricht, ist nahe. Wer will mit mir streiten? Lasst uns zusammen vortreten! Wer ist mein Gegner im Rechtsstreit? Er trete zu mir heran. Siehe, GOTT, der Herr, wird mir helfen.

Gottes- und Nächstenliebe sind wie die zwei Seiten einer Medaille. Was nützt es, wenn einer sagt, er habe Glauben, aber es fehlen die Werke?

2. Lesung

Jakobusbrief 2,14-18

Meine Schwestern und Brüder, was nützt es, wenn einer sagt, er habe Glauben, aber es fehlen die Werke? Kann etwa der Glaube ihn retten? Wenn ein Bruder oder eine Schwester ohne Kleidung sind und ohne das tägliche Brot und einer von euch zu ihnen sagt: Geht in Frieden, wärmt und sättigt euch!, ihr gebt ihnen aber nicht, was sie zum Leben brauchen – was nützt das? So ist auch der Glaube für sich allein tot, wenn er nicht Werke  vorzuweisen hat. Aber es könnte einer sagen: Du hast Glauben und ich kann Werke vorweisen; zeige mir deinen Glauben ohne die Werke und ich zeige dir aus meinen Werken den Glauben.

„Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, Gottes Sohn.“ So beginnt das Markusevangelium. Petrus erkennt, dass Jesus der Christus ist.

Evangelium

Markusevangelium 8,27-35

In jener Zeit ging Jesus mit seinen Jüngern in die Dörfer bei Cäsarea Philippi. Auf dem Weg fragte er die Jünger: Für wen halten mich die Menschen? Sie sagten zu ihm: Einige für Johannes den Täufer, andere für Elija, wieder andere für sonst einen von den Propheten. Da fragte er sie: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete ihm: Du bist der Christus! Doch er gebot ihnen, niemandem etwas über ihn zu sagen. Dann begann er, sie darüber zu belehren: Der Menschensohn muss vieles erleiden und von den Ältesten, den Hohepriestern und den Schriftgelehrten verworfen werden; er muss getötet werden und nach drei Tagen auferstehen. Und er redete mit Freimut darüber. Da nahm ihn Petrus beiseite und begann, ihn zurechtzuweisen. Jesus aber wandte sich um, sah seine Jünger an und wies Petrus mit den Worten zurecht: Tritt hinter mich, du Satan! Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen. Er rief die Volksmenge und seine Jünger zu sich und sagte: Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillenund um des Evangeliums willen verliert, wird es retten.

Wort zum Sonntag

Pfr. Georg NigschFranz Troyer
ist Pfarrer im Seelsorgeraum Lienz-Nord und Leiter der Bibelpastoral der Diözese Innsbruck. Den Autor erreichen Sie unter

Wort zum Evangelium

Der Weg zu Jesus gleicht dem Betreten einer Leiter: Bodenhaftung: Jesus hat vor 2000 Jahren in Israel – Palästina gelebt. Stufe 1: Jesus hat große Spuren hinterlassen und steht auf einer Stufe mit großen geschichtlichen Persönlichkeiten. Stufe 2: Ich verehre Jesus und kann viel von ihm lernen. Er ist ein Vorbild in seiner Liebe, seinem Friedenseinsatz und seiner Gewaltlosigkeit. Er ist ein Vorbild für Ehrlichkeit und Echtheit. Höchste Stufe: Jesus, du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. Hier geht es nicht mehr um Reden über Jesus, sondern zu ihm: Du bist der Messias, der Heiland, der Erlöser. Du bist das tiefe Geheimnis meines Lebens, das mich endgültig zu einem Ebenbild Gottes macht. Auch im Glauben braucht es ein  sicheres Fundament und die Stufen, über die wir uns dem Geheimnis Jesus nähern. Um die Leuchtkraft Jesu zu sehen, müssen wir den ganzen Jesus im Blick haben und nicht nur jene Eigenschaften, die ich mir aussuche. Nicht ohne Grund sagt Jesus mehrmals zu seinen Jüngern, sie sollen erst nach seinem Tod und seiner Auferstehung weitererzählen, er sei der Christus. Vorher kann niemand richtig verstehen, wie Jesus die großen Verheißungen erfüllt. Noch eine Besonderheit: Jesus kommt uns auf der Leiter entgegen und hilft uns, nach oben zu steigen: „Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz.“ (Hymnus aus dem Brief des Apostels Paulus an die Philipper).

Zum Weiterdenken
Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Jesus gibt sich nicht damit zufrieden, was andere über ihn denken. Er fordert von seinen Jüngern ein persönliches Zeugnis. Auch ich bin gefragt.

Ich liebe den HERRN;
denn er hört meine Stimme, mein Flehen um Gnade.
Ja, er hat sein Ohr mir zugeneigt,
alle meine Tage will ich zu ihm rufen.
Mich umfingen Fesseln des Todes,
Bedrängnisse der Unterwelt haben mich getroffen,
Bedrängnis und Kummer treffen mich.
Ich rief den Namen des HERRN:
Ach HERR, rette mein Leben!“
Gnädig ist der HERR und gerecht,
unser Gott erbarmt sich.
Arglose behütet der HERR.
Ich war schwach, er hat mich gerettet.
Ja, du hast mein Leben dem Tod entrissen,
mein Auge den Tränen,
meinen Fuß dem Straucheln.
So gehe ich meinen Weg vor dem HERRN
im Lande der Lebenden.

Antwortpsalm (aus Psalm 116)

(aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 36 vom 9. September 2021)