Als Musical hat „Jesus Christ Superstar“ schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Wie die aktuelle Produktion des Musiktheaters Vorarlberg in der Götzner Kulturbühne AMBACH aber zeigt, macht das gar nichts: Denn eine mitreißende Geschichte bleibt das auch nach rund 2000 Jahren.

Veronika Fehle

Eines gleich vorneweg: „Jesus Christ Superstar“ in der Inszenierung des Musiktheaters Vorarlberg hat Hand und Fuß und kann sich sehen und hören lassen. Das Orchester, geleitet und geführt vom Musiktheater-Intendanten Nikolaus Netzer höchstpersönlich, schmeißt einen Musical-Hit nach dem anderen aus dem Orchestergraben der Götzner Kulturbühne und reißt seine Zuhörerschaft damit beinah vom Hocker. Nein, ernsthaft - es klingt gut, was man da zu hören bekommt.

Tolle Stimmen 
Auch die Solisten und Choristen sind bestens besetzt. Wobei der Vortritt natürlich der Dame, also Maria Magdalena, gebührt. In dieser Rolle überzeugt Annina Wachter nämlich absolut mit ihrer modernen Musicalstimme. Jesus (Darius Merstein) und Judas (Martin Werth) sind ebenso ein fabelhaftes Stimm-Gespann, wobei die Rolle des Judas natürlich der interessanteste Charakter des Abends ist. Überhaupt, von den Hohepriestern ( Till Bleckwedel, Peter Meinhardt und Wojciech Latocha) bis zu Pilatus (Lukas Diblik), Herodes (Clemens Kölbl), Petrus und Simon (Jakob Rapatz und Simon Latzer) sind die Solisten top. Eine besondere Erwähnung haben sich hier die drei himmlischen Damen Melanie Zünd, Monika Bonner und Julia Taschler verdient. Als Latex-Engelchen und Teufelchen erinnern sie nicht ganz ungewollt an Mozarts drei Damen und begleiten die Protagonisten durch die biblische Geschichte.

Und heute?
Diese nimmt sich in der Fassung des Musiktheaters Vorarlberg dann doch sehr heutig aus. Denn Regisseurin Barbara Schöne spannt immer wieder gekonnt Parallelen zwischen den biblischen Szenen und dem heutigen Weltgeschehen auf. Wie das gehen soll? Nun, die Hohepriester von damals findet Schöne in den Machthabern von heute gespiegelt. Das bedeutet also, dass Kaiphas mit Donald Trump-Präsidentenmaske auftritt und ihm zur Seite u.a. Wladimir Putin oder Kim Jong-un stehen.

Kein Land in Sicht 
Ans Eingemachte geht es dann mit der ­Szene, in der Jesus auf die Aussätzigen seiner Zeit trifft, die ihn um Hilfe anbetteln. Die werden bei Barbara Schöne zu hilflos auf dem Mittelmeer treibenden Flüchtlingen - ohne rettendes Land in Sicht. Ein ganz besonderes Lob muss dann auch wirklich den Projektionen und Visuals ausgesprochen werden. Die sind raffiniert, eindrücklich und berühren. Sie unterstützen das Bühnengeschehen und geben der Szenerie Tiefe. Dass es für das Gesamtpaket „Jesus Christ“ dann mehr als nur kräftigen Applaus gab, verwunderte nicht.
Übrigens, die Vorstellung am 24. Oktober sei allen ans Herz gelegt. Die findet nämlich nicht auf einer Bühne, sondern direkt in der Lustenauer Peter und Paul-Kirche statt und wird sicher ­etwas ganz Besonderes.

Weitere Termine

bis 22. Oktober in der Kulturbühne AMBACH in Götzis.
Am 24. Oktober gastiert das Musical in der Lustenauer Peter und Paul-Kirche.

Karten unter:

T 0664 2143504 oder www.mtvo.at