„Das Reich der Mitte“ von Max Lang erlebte am Kosmos Theater in Bregenz in der Regie von Augustin Jagg seine vielbeklatschte Uraufführung.

Bild rechts: Günter Baumann als verlassener Vater und Benedict Uy als junger Chinese zeigen in der Zunahme der Gefühle schauspielerisches Talent.

Wolfgang Ölz

Dem Theaterstück „Das Reich der Mitte“ liegt ein origineller Einfall zugrunde: Ein alter Mann aus Tirol hat den Abflug seines Sohnes nach China knapp verpasst, nun betritt er eine Bierbar und findet einen jungen chinesischen Kellner vor, dem er unvermittelt aus seinem Leben und dem seines Sohnes zu erzählen beginnt. Der jugendliche Chinese hört zunächst stumm zu, während er immerfort Gläser abtrocknet. Günter Baumann als Alter trippelt am Platz wie alte Leute das tun, und spricht abgehackt, während Benedikt Uy als Junger aufmerksam zuhört. Die Szenerie hat nichts Absurdes wie etwa in Samuel Becketts „Warten auf Godot“, wo Herr und Knecht aufgehört haben einander zuzuhören.

Erst im Laufe des Abends, wenn jeder der beiden, ergriffen von dem, was er erzählt, nur noch selber redet, ohne auf den anderen zu hören, kippt es ins Absurde. Es sind die besten Momente des Stücks, wenn beide so richtig aneinander vorbeireden und so die Einsamkeit der beiden besonders deutlich wird.

Weniger überzeugend sind die vielen Klischees, mit denen der junge Dramatiker Max Lang noch arbeitet. Die Chinesen, die Europäer, die Tiroler usw. machen Dinge gemäß vorgegebenen Mustern. Albert Camus schreibt in seinem Frühwerk „Der Fremde“ auch sehr stark in klaren Konturen, die aber nie zu Gemeinplätzen werden. Vielleicht sollte der junge Dramatiker Max Lang bei Camus nachlesen, wie differenziert Sprache, auch in einem Frühwerk, sein kann.

In der Regie Augustin Jaggs fällt das allmähliche Crescendo auf, die Zunahme der Gefühle, die in starke emotionale Ausbrüche münden, und die Klarheit des Regiekonzepts, das die Tragik der menschlichen Existenz in den Blick nimmt, ohne auf ein paar komödiantische Momente zu verzichten, sticht ins Auge.

Das Publikum der Uraufführung dankte den Schauspielern mit frenetischem Applaus, vor allem der junge Autor wurde stürmisch beklatscht. Sein Werk „Das Reich der Mitte“ kann mich noch nicht restlos begeistern, die Ansätze sind jedenfalls gut, und von Max Lang kann sicherlich noch einiges erwartet werden.
Ein gültiger Theaterabend.

AUFFÜHRUNGEN

Das Reich der Mitte von Max Lang, mit Günter Baumann und Benedikt Uy.

  • Regie: Augustin Jagg.
  • Bühne und Licht: Stefan Pfeistlinger.
  • Kostüme: Monika Loser.
  • Musik und Ton: Herwig Hammerl.
  • Dramaturgie: Hubert Dragaschnig.
  • Bühnenmalerei: Arno Hagspiel.

Weitere Vorstellungen 3., 5., 6.,10., 12., 13., 18., 19., 20. Oktober, jeweils 20 Uhr,
Dauer der Aufführung: ca. 75 Minuten.

Karten: Theater KOSMOS, schoeller 2welten, Mariahilfstr. 29, Bregenz, T 05574 44034.
www.theaterkosmos.at