Es war nicht Freitag, der 13. sondern der 19. August 2022, als ein Rekordregen das Marianum in Bregenz und das darin befindliche Kunst- und Textildepot der Diözese Feldkirch überschwemmte.

von Joachim Schwald

Ein Rückblick: „Aufgrund von Vermurungen oberhalb der Schlossbergstraße wurden Teile des Fußballplatzes überschwemmt. Anschließend gelangte das Wasser auch ins Gebäude“, führte Direktor Mag. Titus Spiegel die Szenen, die sich am 19. August 2022 in und um den Bildungscampus Marianum in Bregenz abgespielt hatten, gegenüber dem KichenBlatt eindrücklich vor Augen. Trotz frühzeitiger Alarmierung der Feuerwehr, die zu dieser Zeit bereits an vielen Orten im Einsatz war, konnte ein Eindringen des Wassers in sämtliche Kellerräume, darunter auch das Kunst- und Textildepot, nicht verhindert werden.

Großer Schaden

Noch am Tag des Extremereignisses machte sich Diözesankonservator MMag. Othmar Lässer ein Bild vor Ort und versuchte zu retten, was zu retten war. Während die Schäden an den Kunstobjekten – die wertvollen Objekte waren aufgrund der bestehenden Wassergefahren vorsorglich erhöht gelagert worden – überschaubar war, geriet das Textildepot erheblich in Mitleidenschaft. Rund 200 Kaseln, Messgewänder, Rauchmäntel und vieles mehr standen rund 30 bis 40 Zentimeter tief im schmutzigen Wasser. Nachdem sich die Lage wieder beruhigt hatte und die Gewänder in Sicherheit gebracht worden waren, wurde gemeinsam mit Diözesanarchivar Mag. Michael Fliri eine Begutachtung der zum größten Teil alten Textilien (mit z.T. brüchigen Stoffen, Gold- und Silberfädenstickerei, verschiedenen Textilsorten) durchgeführt. „Die betroffenen Textilien stammten aus dem 18. bis zum 20. Jahrhundert. Unter anderem war ein Messgewand dabei, das aus dem Hochzeitsmantel von Christian Ritter von Strolz, dem Stifter der Hl. Kreuz Kapelle samt Benefizium in Dalaas, geschneidert worden ist“, so Fliri.

Zurück zu altem Glanz

Heute, ein Jahr später, konnte eine repräsentative Auswahl wiederhergestellt werden. „Der größte Teil der Textilien wurde nur gereinigt, nicht restauriert – sprich ca. 60 Reinigungen und vier echte Restaurierungen“, führt der Diözesanarchivar aus. „Von den fachkundigen Händen der Mitarbeiterinnen eines Wiener Textilateliers wurden die Gewänder vorsichtig vom Schlamm befreit und anschließend die Stoffe gereinigt und geglättet. Da sich der Stoff bzw. Futterstoff bei der Trocknung gewellt hat, mussten die Säume zur Reinigung teilweise geöffnet werden. Verfärbungen durch den Wasserschaden konnten nicht mehr behoben werden, durch die Reinigung unter Dampf sollten zumindest keine weiteren dazukommen“, so Fliri weiter. Die historisch besonders interessanten Stücke wurden mit einer kleinen Restaurierung gesichert und aufbereitet. „Hier ist vor allem eine Goldbrokatkasel aus der Zeit Maria Theresias zu nennen, welche durch die Sicherung und Restaurierung wieder einen Teil ihres ursprünglichen Glanzes wiedererlangen konnte“, so der Archivar.

Sicher aufbewahrt

Und was ist mit dem Kunst- und Textildepot in Bregenz passiert? „Da die obere Hälfte des Depots im Marianum vom Wasserschaden nicht betroffen war, ist diese nach wie vor in Betrieb. Die untere Hälfte soll in Zukunft nicht mehr belegt werden“, informiert Fliri. Die beschädigten, nicht gereinigten Textilien sind bis auf weiteres in einem Zwischendepot untergebracht, während die gereinigten bzw. restaurierten Stücke in einem provisorischen Depot in der Bibliothek in Altenstadt untergebracht sind. „Hier kann auch die Klimatisierung gewährleistet werden“, merkt der Archivar an.
Zur sichereren Lagerung der Textilien wurden spezielle, säurefreie Archivkartons angeschafft, um die historisch bedeutsamsten Stücke vor Verfärbungen bzw. Veränderungen zu bewahren. „Nicht säurefreie Kartons können durch den Holzanteil im Karton bzw. Lösungsmittel den darin gelagerten Materialien langfristig schaden“, weiß Fliri, der weiter ausführt, „im besten Fall werden solche Gewänder liegend gelagert, um den Druck des eigenen Gewichts nicht auf die Schulterpartien am Kleiderbügel zu übertragen. Dies ist für die gereinigten bzw. restaurierten Textilien möglich, für die übrigen aus Platzgründen nicht.“
Der Fundus der historischen Gewänder im Besitz der Diözese stellt einen Querschnitt der liturgischen Textilien über mehrere Jahrhunderte dar. „Wie haben sich Formen, Muster und Gestaltung in den letzten drei Jahrhunderten verändert? Welche Auswirkungen haben liturgische Reformen auf Gewänder, Farben und Muster? Die Erhaltung dieser Gewänder zeigt die kunsthistorische Entwicklung ebenso auf, wie die Verbreitung und Mode von Mustern und ähnlichem“, unterstreicht Fliri die Bedeutung dieser historischen Schätze.
Aufgrund der eingeschränkten Präsentationsmöglichkeiten des Archivs besteht für die Öffentlichkeit derzeit leider keine Möglichkeit, diese einmal zu Gesicht zu bekommen. „Anlass dafür wäre eine Ausstellung oder ein Vortrag zu Themen wie Liturgie, Konzil oder lokale Kirchentraditionen“, so der Archivar abschließend.