Ein beeindruckendes Zusammenspiel von Text, Musik und Spiel - garniert mit einem atemberaubenden Panoramablick - sorgt in Bildstein derzeit für tosenden Applaus.

Simone Rinner

Eigentlich ist  „Das große Welttheater“, oder „El gran teatro del mundo“ wie es im Original heißt, ja bereits 1635 entstanden. Staub hat das Mysterienspiel von Pedro Calderón de la Barca dennoch bis heute nicht angesetzt. Ein Grund hierfür dürfte das Thema sein, nämlich die Frage nach dem Sinn des Lebens, nach Wert und Moral. Regisseur Michael Wallner ließ die „Bretter, die die Welt bedeuten“ dafür auf dem Kirchplatz in Bildstein aufbauen. Und genau dort hat die Schöpfung, dargestellt von Martina Gmeinder, ihren ersten großen Auftritt. Sie beauftragt die Welt (Stephan Bieker) ein Stück in Szene zu setzen - die Rollen, die jeweils einen bestimmten Aspekt des Lebens repräsentieren, verteilt sie selbst. Das Leben als Spiel, die Welt als Bühne also.

Und so betreten die Agierenden gleich gekleidet und mit verbundenen Augen den Schauplatz. Jeder erhält die Requisiten, die er benötigt, um seine Rolle gut zu spielen. Vom Armen über den Reichen, den Bauern zum König bis hin zu Schönheit, Vernunft und dem totgeborenen Kind. Proben gibt es keine. Das Gesetz der Schöpfung sagt, was zu tun ist. Im Laufe des Spiels zeigt sich bei den meisten bereits das Versagen bei der Hauptaufgabe des Lebens: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Tue recht! Eine Figur nach der anderen muss die Welt verlassen. Groß ist das Bedauern ob der Fehler, die gemacht, und ob der falschen Entscheidungen, die getroffen wurden. Alles Hadern und Wehklagen nützt nichts, „zurück zur Wiege geht es nicht, alle Schritte führen zum Grab“. Und schlussendlich erhält jeder, was er verdient: Vergebung oder Fegefeuer.

Michael Wallner hebt in seiner Inszenierung die Grenze zwischen Bühne und Zuschauerraum auf. Die Anwesenden werden auch mit ihrer Rolle als Publikum konfrontiert. Untermalt wird das Spiel von der wunderschönen Musik, die der Vorarlberger Markus Nigsch eigens für das Schauspiel- und Opernensemble komponiert hat. Er spannt den musikalischen Bogen von Barock über Spätromantik bis zur Klassik. Insgesamt eine eindrucksvolle Inszenierung, die den Blick selten ins Rheintal schweifen lässt. Ein Tipp zum Schluss: Ziehen Sie sich warm an oder nehmen Sie eine Decke mit, dann wird der Abend perfekt.

DAS GROSSE WELTTHEATER

Mysterienspiel von Calderón de la Barca.
Das Vorarlberger Landestheater spielt auf der Außenspielstätte am Kirchplatz in Bildstein. Bühnenfassung und Regie: Michael Wallner, Musik: Markus Nigsch.
Vorstellungen: 7./ 12./ 13./ 15./ 17./ 20. und 22. Juni, jeweils um 20.15 Uhr, Kirchplatz, Bildstein.
Karten: T 05574 42870 600, Mo bis Fr, 8.30 bis 12.30 Uhr,
Kosten: € 26,-

www.landestheater.org

(Aus dem KirchenBlatt Nr. 23 vom 5. Juni 2014)