Jesus hätte sie haben können: All die Macht und Herrlichkeit. Aber er widerstand dem Versucher. Mit dem Herzen glaube man – und mit dem Mund bekenne man, schreibt Paulus nach Rom. Aber Glaube und Bekennen haben die Versuchung durch den Widersacher zu bestehen.

1. Fastensonntag, 10. März 2019
Wort zum Sonntag von Mag. Magdalena Jahn

Evangelium

Lukas 4,1–13
In jener Zeit kehrte Jesus, erfüllt vom Heiligen Geist, vom Jordan zurück. Er wurde vom Geist in der Wüste umhergeführt, vierzig Tage lang, und er wurde vom Teufel versucht. In jenen Tagen aß er nichts; als sie aber vorüber waren, hungerte ihn. Da sagte der Teufel zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl diesem Stein, zu Brot zu werden. Jesus antwortete ihm: Es steht geschrieben: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Da führte ihn der Teufel hinauf und zeigte ihm in einem Augenblick alle Reiche des Erdkreises. Und er sagte zu ihm: All die Macht und Herrlichkeit dieser Reiche will ich dir geben; denn sie sind mir überlassen und ich gebe sie, wem ich will. Wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest, wird dir alles gehören.
Jesus antwortete ihm: Es steht geschrieben: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen. Darauf führte ihn der Teufel nach Jerusalem, stellte ihn oben auf den Tempel und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich von hier hinab; denn es steht geschrieben: Seinen Engeln befiehlt er deinetwegen, dich zu behüten; und: Sie werden dich auf ihren Händen tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt. Da antwortete ihm Jesus: Es ist gesagt: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen. Nach diesen Versuchungen ließ der Teufel bis zur bestimmten Zeit von ihm ab.

1. Lesung

Deuteronomium 26,4–10
In jenen Tagen sprach Mose zum Volk: Wenn du die ersten Erträge von den Früchten des Landes darbringst, dann soll der Priester den Korb aus deiner Hand entgegennehmen und ihn vor den Altar des HERRN, deines Gottes, stellen. Du aber sollst vor dem HERRN, deinem Gott, folgendes Bekenntnis ablegen:
Mein Vater war ein heimatloser Aramäer. Er zog nach Ägypten, lebte dort als Fremder mit wenigen Leuten und wurde dort zu einem großen, mächtigen und zahlreichen Volk. Die Ägypter behandelten uns schlecht, machten uns rechtlos und legten uns harte Fronarbeit auf. Wir schrien zum HERRN, dem Gott unserer Väter, und der HERR hörte unser Schreien und sah unsere Rechtlosigkeit, unsere Arbeitslast und unsere Bedrängnis. Der HERR führte uns mit starker Hand und hoch erhobenem Arm, unter großem Schrecken, unter Zeichen und Wundern aus Ägypten, er brachte uns an diese Stätte und gab uns dieses Land, ein Land, wo Milch und Honig fließen.Und siehe, nun bringe ich hier die ersten Erträge von den Früchten des Landes, das du mir gegeben hast, HERR. Wenn du den Korb vor den HERRN, deinen Gott, gestellt hast, sollst du dich vor dem HERRN, deinem Gott, niederwerfen.

2. Lesung

Römer 10,8–13
Schwestern und Brüder! Was sagt die Schrift? Nahe ist dir das Wort in deinem Mund und in deinem Herzen. Das heißt: das Wort des Glaubens, das wir verkünden; denn wenn du mit deinem Mund bekennst: „Herr ist Jesus“ – und in deinem Herzen glaubst: „Gott hat ihn von den Toten auferweckt“, so wirst du gerettet werden.
Denn mit dem Herzen glaubt man und das führt zur Gerechtigkeit, mit dem Mund bekennt man und das führt zur Rettung.
Denn die Schrift sagt: Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zugrunde gehen. Denn darin gibt es keinen Unterschied zwischen Juden und Griechen. Denn alle haben denselben Herrn; aus seinem Reichtum beschenkt er alle, die ihn anrufen. Denn jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden.

WORT ZUM SONNTAG

Mag. Magdalena Jahn

Mag. Magdalena Jahn, Theologin, Referentin für Jugendspiritualität bei der Katholischen Jugend Oberösterreich und ist erreichbar unter

 

In der Wüste

Das Lukasevangelium stellt dem öffentlichen Wirken Jesu einen Wüstenaufenthalt voran. An diesem Ort der Einsamkeit, der immer wieder auch zu einem der besonderen Gottesnähe wird, hat es Jesus mit dem Teufel zu tun. Und dieser fordert von Jesus eine Wundertat. Wäre das nicht eine einmalige Gelegenheit, der Welt und dem Bösen höchstpersönlich zu zeigen, welche Macht die wahrhaft siegreiche ist? Jesus hingegen weist die Anfrage des Widersachers zurück. Er ist keiner, der seine Vollmacht für sich selbst gebraucht; keiner, der sich zur Schau stellen will; keiner, den Sensationsgier antreibt. Vielmehr wählt Jesus einen Weg jenseits von Macht, Reichtum und Ansehen. Er geht den Weg des Dienstes, der an Leid und Tod nicht vorbeiführt. Wer ihn nur als Wundertäter sieht, hat nicht begriffen, wer der Sohn Gottes wirklich ist. Erst vom Kreuz und von der Auferstehung her wird Jesus richtig verstanden werden können.
In der Auseinandersetzung zwischen Jesus und  dem Versucher fallen einige Schriftzitate. Nicht nur der vom Heiligen Geist erfüllte Gottessohn argumentiert mit solchen. Auch der Teufel gibt sich schriftkundig. Ohne die Gabe der Unterscheidung der Geister bleibt Schriftkenntnis jedoch sinnentleert. Mit der Antwort Jesu mag uns Lukas zu verstehen geben, dass Gottes Hilfe, die der vom Teufel zitierte Psalm 91 verspricht, keine automatische ist. Gottes­erfahrung kann nicht erzwungen werden.
Dass Gott rettend eingreift, dessen ist sich das Buch Deuteronomium sicher. Und Paulus stimmt im Römerbrief ein in dieses Bekenntnis zu Gott, der in Jesus Christus durch Versuchung, Leid und Tod hindurchgegangen ist.

Zum Weiterdenken

Die erste Lesung lädt durch ihre Formulierungen in der ersten Person ein, in eines der bedeutendsten Glaubensbekenntnisse der biblischen Tradition einzustimmen. Kann ich mich mit diesen Glaubenserfahrungen identifizieren? Habe ich vielleicht Ähnliches selbst erlebt?

Ich will dir danken mit meinem ganzen Herzen,
vor Göttern will ich dir singen und spielen.
Wer im Schutz des Höchsten wohnt,
der ruht im Schatten des Allmächtigen.
Ich sage zum HERRN: Du meine Zuflucht und meine Burg,
mein Gott, auf den ich vertraue.
Dir begegnet kein Unheil,  
deinem Zelt naht keine Plage.
Denn er befiehlt seinen Engeln,  
dich zu behüten auf all deinen Wegen.
Sie tragen dich auf Händen,  
damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt;
du schreitest über Löwen und Nattern,
trittst auf junge Löwen und Drachen.
Weil er an mir hängt, will ich ihn retten.
Ich will ihn schützen, denn er kennt meinen Namen.
Ruft er zu mir, gebe ich ihm Antwort.
In der Bedrängnis bin ich bei ihm,
ich reiße ihn heraus und bring ihn zu Ehren.

Antwortpsalm (aus Psalm 91)

(aus dem KirchenBlatt Nr. 10 vom 7. März 2019)