Die Drachenbauerin Anna Rubin hat die Altarinsel in der Fußacher Kirche in eine Abflugrampe für ihre filigranen Flugwesen aus Bambusstäbchen und Japanpapier verwandelt. Die Ausstellung „mir wird so leicht“ zeigt 55 Flugdrachen, die in Richtung Orgel schweben.

Wolfgang Ölz

Die Kärntnerin Anna Rubin ist spätestens seit der Installation der Windrädchen beim Bildungshaus St. Arbogast in Vorarlberg ein Begriff. In der relativ kleinen, internationalen Drachenbauszene etabliert, hat sie 2018 eine Papierarbeit für den Auftritt eines Architekturbüros bei der Biennale in Venedig geschaffen. Die Besucher/innen konnten damals durch großflächiges hauchdünnes Japanpapier im Oberlicht des Pavillons gehen und es entstand der körperliche Eindruck im Licht zu baden. Elisabeth Schwendinger und Roswitha Rosenstein von der Pfarre Fußach sind über die Biennale und Verena Konrad vom Vorarlberger Architekturinstitut auf Anna Rubin aufmerksam geworden und haben sie eingeladen, in der Leopold-Kaufmann-Holzbau-Kirche in Fußach den sakralen Raum zu bespielen.

In Bewegung.

Foto: Michael LioIn Bambus gerahmte Papierdrachen schweben als leichtflügelige Wesen von der Altarinsel zu der Orgelempore. Füllt sich der Raum mit Menschen, beginnen die Drachen sich aufgrund der Wärmeentwicklung zu bewegen. Es scheint, als ob die Gebete der feiernden Christ/innen sichtbar nach oben schweben. Anna Rubin ist es wichtig, keine Interpretationen vorzugeben und die Deutungshohheit ganz bei den Betrachter/innen zu belassen. Transzendente Gedanken, Engelflügel oder Seelenflug - all das lässt sich hier erkennen, allerdings nicht zwingend. Es ist ein Zeichen für gute Kunst, dass sie den Menschen keine Interpretation vorgibt, sondern sie frei deuten können.

Firmlinge bauen Drachen.

Elisabeth Schwendinger freut sich, dass auch anfänglich skeptische Gemeindemitglieder mittlerweile eingestehen, dass ihnen die Installation von Anna Rubin einfach guttue. Roswitha Rosenstein betont, dass die Liturgie und das Leben der Pfarre stark mit den jeweiligen Kunstbeiträgen verknüpft sind. So gibt es etwa im Herbst einen Workshop von Anna Rubin mit den Firmlingen, wo jeder Jugendliche seinen eigenen Drachen bauen kann. Pfarrer Sepp Franz findet es ein schönes Zahlenspiel, dass die Fußacher Kirche, die wegen des nahen Bodensees auf 77 pilotierten Säulen steht, nun von 55 Drachen erfüllt ist. «

Kulturpunkt Sommerjazz.
Sängerin Veronika Morscher und die Gruppe „o w s“,
So 2. August, 19 Uhr, Pfarrkirche Fußach.

Dauer der Installation bis 18. Oktober 2020, www.pfarrefussach.at

(aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 30 vom 23. Juli 2020)