Priesterjubilare gibt es silberne (25), goldene (50) und diamantene (60). Für 70 Jahre existiert keine offizielle Bezeichnung. Bei den Ehejubiläen spricht man bei 70 Jahren von einer „Gnaden-Platin-Hochzeit“. So gesehen kann die Diözese Pfarrer i.R. Monsignore Franz Eberle zum Gnaden-Platin-Priesterjubiläum gratulieren.

Wolfgang Ölz

Letztes Jahr hat Papst Emeritus, Benedikt  XVI., ebenfalls das 70jährige Priesterjubiläum gefeiert. Pfarrer i. R. Monsignore Franz Eberle gehört allerdings jener Priestergeneration an, die mit den Erneuerungen des Konzils große Hoffnungen verband und die die Kirche in Bezug auf die Reformvorschläge des Zweiten Vatikanischen Konzils auf der Bremse, ja sogar im Rückwärtsgang sehen. Papst Franziskus gilt als Hoffnungsträger, aber er sei gehemmt und habe viele Feinde in den eigenen Reihen. Das Erbe des Konzils sei vor allem die Synodalität, darunter versteht Pfarrer Eberle die Haltung, dass nicht alles von oben diktiert wird, sondern dass die Menschen die Kirche mittragen. Das wird in einer Situation der fehlenden Geistlichen immer wichtiger. Eine gleichwertige Rolle der Frauen, angefangen mit der Weihe zu Diakoninnen, wäre nur zu begrüßen. „Das wird kommen müssen, sie lassen sich nicht ewig vertrösten“, ist Franz Eberle überzeugt.

Mit den Frohbotinnen in England

Heute ist Pfarrer Eberle dankbar für das Leben an sich, dass er etwas Gutes machen konnte und dass dieses Leben nicht umsonst war. Der Wechsel vom Bergdorf Sulzberg in die Weltstadt London war für ihn eines der größten Ereignisse der frühen Jahre. Im Rahmen der Mission der Frohbotinnen in England war er viel unterwegs in Spitälern und Privathäusern. Abends gab es mit den jungen Frauen, von denen viele aus Österreich stammten, Veranstaltungen wie Bibelabende. Ein Viertel seiner Beschäftigung war in Nordengland – in Manchester. Während die Mädchen in London für ein Jahr in Au-pair-Stellen waren, wanderten die Mädchen vor allem aus Ostösterreich für ihr ganzes Leben nach Manchester in die damals noch florierende Textilindustrie mit Baumwolle aus. Die Österreicherinnen heirateten, kaum Engländer, meist Ukrainer oder Polen: „Alle, die vom Krieg nach England geschwemmt worden waren, gingen auf die österreichischen Mädchen los.“ 

Lebensstelle Lech

Bei seiner Lebensstelle als Pfarrer von Lech (1964 bis 2001) stand bereits im Ernennungsdekret als Auftrag der Kirchenneubau. Der bestimmte sein Leben die ersten zehn Jahre. Franz Eberle erzählt dazu: „In Lech bauen ist nicht einfach, wie man heute wieder sehen kann. Es gelang, Gemeinde und Kirche zum gemeinsamen Planen zu bringen, sodass heute  ein geistiges Zentrum – Kirche, Grund- und Mittelschule – neben der alten Kirche steht.  Es war ein langer und mühsamer Weg, der sich aber gelohnt hat. Abzulesen an der Zahl der Architekten, an die hundert, die sich am Wettbewerb beteiligten. Es gibt keine andere moderne Kirche im Land, die so intensiv geplant wurde. Zum Abschied von Lech 2001 verlieh mir die Gemeinde die Ehrenbürgerschaft, über die ich mich freue.“

Entdeckung der Bibel

Pfarrer Eberle berichtet über den Übertritt in die Pension: „Ich war 72 Jahre alt, als ich den Bischof um Versetzung in den Ruhestand bat. Vierzehn Tage später kam die Bitte, ob ich nicht die Pfarre Viktorsberg übernehmen könnte. Dort war schon sieben Jahre kein residierender Pfarrer und die Seelsorge wurde von Aushilfspriestern getragen. Ich sagte zu und war dann vierzehn Jahre Pfarrer in Viktorsberg. Es war eine gute Zeit, die mir das Altwerden schön und sinnvoll gemacht hat.“ Spirituell bedeutet Pfarrer Franz Eberle die persönliche Entdeckung der Bibel als Heilige Schrift und dabei besonders das handfeste Markusevangelium, nicht das theologische Johannesevangelium, sehr viel.  Da hatte der Student der Theologie und spätere Priester Aufholbedarf, denn an der Universität stand die Dogmatik im Vordergrund. 

Bischof Paulus Rusch als Majestät

Die Gründung der Diözese Feldkirch war für  Pfarrer Franz Eberle und seine Mitbrüder eine Offenbarung und eine Notwendigkeit: „Wir sind nicht so gerne Tiroler gewesen, obwohl Vorarlberg immer selbstständig als Generalvikariat geführt worden ist und Priester sind auch nie von Vorarlberg nach Tirol versetzt worden, wenn nicht etwas Schwerwiegendes vorgefallen war.“ Bischof Dr. Paulus Rusch, der Pfarrer Franz Eberle auch am 29. Juni 1952 geweiht hat, regierte die Diözese Innsbruck-Feldkirch „wie eine Majestät – Widerspruch hat es da keinen gegeben. ‚Sie haben am 25. August in Sulzberg zu sein.‘ Das war der neue Posten, und wir haben gehorcht. Wir sind zum Gehorsam erzogen worden, aber Bischof Rusch war ohne Frage ein guter Mann.“

Krieg und Kirche

In Dornbirn in der Realschule, dem heutigen Bundesgymnasium Dornbirn-Stadt, wusste man in der NS-Zeit genau, wer politisch braun und wer schwarz war. Man hat sich gegenseitig geduldet. Mit 16 Jahren wurde er nach Villach in die Artillerie-Kaserne  einberufen. Nach dem Krieg war der junge Franz Eberle ein halbes Jahr in Kärnten in englischer Gefangenschaft. Wieder zuhause hat das kirchliche Leben wieder begonnen: „Wir haben mit den Pfadfindern den katholischen Georgs-Pfadfinder gestartet. Das hat es wahrscheinlich ausgelöst, dass ich gedacht habe, ich sollte bei der Kirche mitmachen. Da habe ich Bischof Paulus Rusch einen Brief geschrieben und bin 1947 ins Priesterseminar eingetreten.“