Zehn Jahre als Präfekt im Marianum, über vierzig Jahre Pfarrer in Thal prägten die aktive Zeit von Pfr. i. R. Ehrenreich Bereuter. Heute freut er sich, dass der Herrgott ihm noch einige ruhigere Jahre in seinem eigenen Haus in Schwarzach schenkt, wo er immer noch seine priesterlichen Dienste in der Aushilfe ausüben kann.

von Wolfgang Ölz

Als Ehrenreich Bereuter 1962 mit 24 Jahren zum Priester geweiht wurde, brauchte er wegen seines jugendlichen Alters noch eine kirchliche Dispens. Er sieht es heute kritisch, dass er nach der Weihe ohne pädagogische Ausbildung, nach heutigen Standards unverantwortlich, sofort als Präfekt im Marianum eingesetzt wurde. Für ihn ist dies eine Ursache dafür, dass Priester seiner Generation wegen der fehlenden Bildung Missbrauchs­täter oder auch gewalttätig gegenüber den Kindern und Jugendlichen wurden. Später als Fachinspektor war es Hofrat Ehrenreich Bereuter immer wichtig, mehr zu motivieren, statt zu inspizieren. Gerade in den Sonderpädagogischen Zentren wollte er nie als Besserwisser auftreten, sondern die Leistungen anerkennen.  

Kluger Rat der Mutter

Nach der Matura 1957 wusste der junge Ehrenreich Bereuter nicht so recht, was er mit seinem Leben anfangen sollte. Technik interessierte ihn und von der Medizin war er auch fasziniert. Als Bauernbub aus Lingenau hätte er sich auch an der Universität für Bodenkultur (Boku)  in Wien inskribieren können. Unter ferner Liefen stand auch die Möglichkeit eines Theologiestudiums im Raum. Seine Mutter hatte damals ein kluges Wort zu ihm gesagt: „Einnen technischen Pfarrer kann man nicht brauchen. Du musst dich entscheiden!“

Karl Rahners Schachtelsätze

Er sei dann mit der Einstellung „Schauen wir mal“ ins Priesterseminar eingetreten. Er erinnert sich gut an die Rahner-Brüder. Karl Rahner hatte sie nicht nur durch seine langen Schachtelsätze beeindruckt, wo man sich als Zuhörer zu fragen begann, ob er noch das Ende finden würde, sondern auch durch seine Souveränität im Vortrag der Dogmatik, die ihnen ihre eigene Armseligkeit so richtig bewusst machte. Die Mutter freute sich, dass ihr Ehrenreich Priester wurde, und doch haben ihn seine Eltern diesbezüglich nie unter Druck gesetzt. Auch seine sechs Geschwister standen immer voll hinter ihm, freut sich der Pfarrer i. R. Auch heute noch hat er einen guten Kontakt zu ihnen, zu den Nichten und Neffen und mittlerweile zu den Großnichten und Großneffen, die inzwischen fünfzig an der Zahl sind.

Mit der Motorsäge ins Holz

Die Eucharistiefeier ist für Ehrenreich Bereuter immer noch das Zentrum des christlichen Glaubens. Er zelebrierte auch heute noch aushilfsweise, tauft, feiert goldene und diamantene Ehejubiläen. Das ist für ihn bedeutsam. Er sagt: „Gerade für einen Pensionisten ist es wichtig, dass er noch gefragt ist und dazugehört, damit er nicht vereinsamt und Altersdepression bekommt.“ Mittlerweile kann Ehrenreich Bereuter altersbedingt leider nur noch für leichte Arbeit wie Jungwaldpflege „ins Holz“. Als Pfarrer von Langen und Thal  hatte er sich noch selber eine Motorsäge gekauft und in seiner Freizeit das Schadholz im Wald der Pfarre zersägt und abtransportiert.

Wer kennt noch den Heiligen Geist?

Die Personalsituation in der Diözese und die Zusammenlegung von Pfarreien hat Pfarrer Ehrenreich Bereuter schon vor zehn Jahren zu seinem goldenen Priesterjubiläum Sorgen bereitet. Im letzten Jahrzehnt hat sich die Lage noch verschärft. „Wenn nun ein Pfarrer vier Pfarren am Hals hat, kann er nur noch die Sakramente verwalten und Messen lesen, persönliche Seelsorge ist da kaum mehr möglich.“ Ihm selbst war der Kontakt zu den Armen und Alten immer wichtig. Klerikalismus ist stark zu hinterfragen und die Frauenweihe? Die sollte nach entsprechender Ausbildung kommen, ja sicher, ist Pfr. i. R. Ehrenreich Bereuter überzeugt. Kritisch merkt der Seelsorger und Pädagoge an: „Wir sind die Feuerwehr, die noch ein bisschen löscht und wehrt, wo es noch möglich ist.“ Zu Pfingsten in Bildstein fragte sich Ehrenreich Bereuter: „Wie viele Leute hier können noch etwas mit dem Wirken des Heiligen Geistes anfangen?“