Am 19. Mai 1972 wurde Paul Riedmann zum Priester geweiht. Seit 50 Jahren dient er nun Gott und den Menschen. Der junge Paul wuchs zusammen mit seinen Eltern und zwei Geschwistern in einem wohlbehüteten Familienumfeld auf.

von Andreas Marte

Zu seinem mit dem Down-Syndrom geborenen Bruder Josef pflegte er bis zu dessen Tod ein enges Verhältnis. „Durch ihn fand ich Zugang zu Menschen, die in der Gesellschaft als schwach angesehen werden. Durch ihn habe ich gelernt, gerade solche Menschen zu verstehen und wertzuschätzen.“ Seine Schulzeit hat der Jubilar teilweise in keiner guten Erinnerung: „Während der ersten fünf Jahre im Gymnasium erlebte ich das mitmenschliche Klima eher schmerzlich. Im Gegensatz dazu hat mir der wertschätzende Umgang mit uns Ministranten in meiner Heimatpfarre Feldkirch-Altenstadt sehr wohlgetan. Meine Talente und Begabungen wurden durch Kaplan Gerhard Podhradsky erkannt und gefördert. Er hat uns jungen Minis Lektoren- und Kantorendienste anvertraut und einen Zugang zum Wort Gottes eröffnet. Ich habe damals intensiv die Bibel gelesen. Dadurch ist meine persönliche Jesusbeziehung vertieft worden und gewachsen. In der Gemeinschaft der Kirche erlebte und erfahre ich mich seitdem als getragen: Ein wesentlicher Beitrag zu meiner Berufung.“

Prägung in der Jugend

Sein Wunsch, Missionar zu werden, entstand bereits in seiner Jugendzeit, inspiriert durch den Belgier Damian de Veuster (1840–1889), der auf der Insel Molokai das Leben von Leprakranken als Arzt und Priester teilte. „Nach dessen Vorbild konnte ich als seelsorglicher Begleiter von unzähligen Menschen einiges davon verwirklichen“, blickt der heute 76-jährige Priester zurück. „In meiner Jugendzeit war, wie gesagt, ganz entscheidend, dass unser Kaplan in mir die Liebe zum Wort Gottes geweckt hat. So wurde für mich die Bibel zu einem tragenden Fundament meines Lebens.“

Dornbirn und Feldkirch

Nach seiner Tätigkeit als Kaplan in Dornbirn-St. Martin, in Hard und als Jungscharseelsorger, war Paul Riedmann 24 Jahre lang als Pfarrer in Feldkirch-Tisis tätig. Er blickt voll Freude auf diese Jahre zurück: „Es gab sehr viel Schönes und Gutes. So war und ist es bis heute eine Freude, die Nähe des HERRN in der Verkündigung seines Wortes vermitteln und erfahren zu dürfen. Die von vielen Mitchrist/innen mit ihren Gaben mitgestalteten Eucharistiefeiern am Sonntag und an Hochfesten sind nach wie vor ein großes Geschenk. Immer dann, wenn ich erleben durfte und darf, wie das aufmerksame Zuhören in einem Gespräch und der Zuspruch der Liebe Gottes im Sakrament der Versöhnung das drückende Joch von einem Menschenherzen genommen hat, so macht mich dies froh. Talente der Gemeindeangehörigen zu fördern sowie das gemein-schaftliche Erarbeiten von Entscheidungen bei pastoralen und baulichen Vorhaben, waren mir als Gemeindeleiter ein zentrales Anliegen.“

Charismatische Erneuerung

Und seit seinem 60. Lebensjahr bringt sich Paul Riedmann verstärkt in anderen kirchlichen Arbeitsfeldern ein, wie seelsorgliche Begleitung, ökumenische Vernetzungen, Begleitung geistlicher Gemeinschaften sowie in der Charismatischen Erneuerung. „Dort darf ich seit Ende der 70er-Jahre die Kraft des Heiligen Geistes als lebendige Wirklichkeit erfahren und als deren Geistlicher Assistent seit 1996 erleben, wie von geistlichen Bewegungen so manche Anstöße zur Erneuerung gemeindlichen Lebens ausgegangen sind. Übergemeindliche Gebetskreise und Freundschaften sind mir zur Inspiration und zum Halt geworden.“

Geduld und Ausdauer

Dies war nötig auch in der Ökumene-Arbeit. „Dort lernte ich – vor allem am Runden Tisch des „Weg der Versöhnung“ (gegründet 1997) – wie im offenen Dialog, mit gegenseitigem Respekt, Geduld und Ausdauer – getragen vom Gebet – unüberbrückbar scheinende Klüfte zwischen verschiedensten christlichen Kirchen überwunden werden können.“

Dankeschön

Paul Riedmann freut sich weiterhin darüber, Priester zu sein: „Erkennen zu dürfen, dies und jenes war und ist nicht eine Frucht meiner Leistung, sondern Geschenk, Gnade und Wirken des HERRN: Das gibt mir auch im jetzigen Lebensalter Kraft und Freude, IHM vor allem in den fragenden, suchenden, verletzten Menschen zu dienen.“