Arsenios Kardamakis - Metropolit von Austria und Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Christen in Österreich - feiert am 8. Jänner 2017 eine Göttliche Liturgie mit großer Wassersegnung im Kloster Mehrerau, zu der auch katholische Christen herzlich eingeladen sind. Die gebürtige Bulgarin, orthodoxe Christin und Professorin für Sologesang am Vorarlberger Landeskonservatorium in Feldkirch, Dora Kutschi-Doceva, erklärt die liturgische Bedeutung dieses zentralen orthodoxen Ritus.

Dora Kutschi-Doceva

Das Fest der Taufe Jesu - „Theophanie“ oder „Epiphanie“ genannt - ist eines der zwölf Hochfeste der Orthodoxie und wird weltweit gefeiert. Es ist das Fest der Offenbarung der Dreifaltigkeit Gottes bei der Taufe Jesu. Im Rahmen dieses Festes findet die Wasserweihe statt. Am Vortag des Festes - ähnlich wie bei Weihnachten - schreibt die Kirche einen strengen Fasttag vor. Dann wird die Liturgie des heiligen Basileios des Großen gefeiert. Die Farbe der priesterlichen liturgischen Gewänder ist weiß. Es wird symbolisch die Taufe Jesus Christi durch den hl. Johannes den Täufer im Fluss Jordan dargestellt.

Kleine und Große Wasserweihe

Die so genannte „Kleine Wasserweihe“ findet in der Kirche statt - der Priester taucht frische Basilikumzweige in einen Kupferkessel ein, in dem das geheiligte Wasser ist. Er besprengt die Gemeinde und bittet um den Segen für die Gläubigen, ihre Familien und deren Haushalt. Dieses Wasser füllen die Gläubigen dann in Flaschen und nehmen es mit nach Hause. Dieses geheiligte Wasser nennt sich „Jordanwasser“ und wird während des Jahres bei Krisen und schweren Momenten schluckweise getrunken, oder es wird damit besprengt.
Die zweite Variante - die „Große Epiphanie“ - findet dann am Fluss, am See oder am Meer statt. Da steht die Schöpfung im Mittelpunkt. Traditionell wirft in meiner Heimat Bulgarien der Pfarrer des Ortes ein Kreuz ins Wasser, welchem ausschließlich jüngere Männer hinterher springen, ungeachtet der im Jänner eisigen Wassertemperaturen. Wer das Kreuz als erster herausfischt, erhält den besonderen Segen des Bischofs oder des Pfarrers. Außerdem heißt es, dass er im kommenden Jahr viel Gesundheit, Glück und Erfolg haben wird. In meiner Heimat Bulgarien wird dieser Tag besonders groß gefeiert. Danach tanzen die Männer in den Fluten den berühmten bulgarischen Nationaltanz „Choro“. 

Hymnengesang

In Vorarlberg werden die Kleine und die Große Wasserweihe im Zisterzienserkloster Mehrerau und am Bodensee gefeiert. Federführend ist die griechisch-orthodoxe Gemeinde Vorarlbergs mit deren Metropoliten Arsenios, der für dieses Fest extra aus Wien anreist. Mit dabei sind auch einige speziell ausgebildete griechische Liturgiesänger, die den Gottesdienst mitgestalten. Es klingt für die mitteleuropäischen Ohren exotisch, weil oft in Vierteltönen gesungen wird. Die meditative Wirkung ist jedoch sehr stark. Dazu kommt die Besonderheiten des Hymnengesangs: Die Inhalte werden sehr oft wiederholt - was die Chance vergrößert, in die Tiefen des Herzens abzusinken und bei sich einzukehren. Der Tropar - der kurze Festgesang - fasst den gesamten Festinhalt zusammen und erklärt auch die Festikone (die die Taufe Jesu zeigt), die dann auch bei der Prozession an den See mitgetragen wird. In der Taufe Jesu wird nach dem orthodoxen Verständnis das Wasser aller Flüsse, Seen und Meere weltweit gesegnet. «

Göttliche Liturgie mit Großer Wasserweihe: So 8. Jänner 2017, 10.30 Uhr,  Kloster Mehrerau, Bregenz.

Der Artikel erschien im KirchenBlatt Nr. 1 / 2017.