Die Diözese will in der Firmvorbereitung neue Wege gehen. Nach einem intensiven Entwicklungsprozess und nach der engagierten Beteiligung vieler wurde das Konzept mit großer Mehrheit vom Pastoralrat und Priesterrat befürwortet.

Das Interview mit Bischof Dr. Benno Elbs führte Dietmar Steinmair.

Das neue Firmkonzept geht auf die Lebenswelten der so genannten „Generation Z“ ein: Die im digitalen Zeitalter geborenen Jugendlichen steuern ihre Welt mit Smartphone und Tablet, die meisten von ihnen sind kirchlich jedoch wenig beheimatet. Wie kann die Kirche diese Jugendlichen für das Sakrament der Firmung begeistern?
IonianBenno Elbs: Entscheidend ist immer die Qualität von Kontakt und Begegnung. Gerade auch für die „Generation Z“ spielt das ständige In-Verbindung-Sein mit anderen eine große Rolle. Firmlinge suchen Vorbilder, „Helden“, zu denen sie aufblicken können. Dem trägt eine Firmvorbereitung Rechnung, bei der Firmlinge mit Menschen zusammentreffen, die für eine Idee brennen, auch für den Glauben brennen, für Gott. So kann der Funke der Begeisterung überspringen, kann das Feuer des Geistes Gottes angefacht werden.

Eine große Veränderung bringt das neue Firmkonzept bezüglich des Firmalters. Es wird auf 17 Jahre angehoben, die Umsetzung soll bis 2027 erfolgen. Warum?
Elbs: Zunächst ist festzuhalten, dass es keine zwingenden theologischen Gründe für ein bestimmtes Firmalter gibt. Die orthodoxe Kirche etwa spendet die Firmung gleich zusammen mit der Taufe bei Kleinkindern. Es gibt die Firmung mit 12 Jahren. Andererseits ist da die Erfahrung in vielen Pfarren, dass 16- und 17-Jährige einen reiferen Umgang mit Fragen des Glaubens haben, eine wache Sicht auf die Welt und eine klarere Sicht ihres persönlichen Lebens. Die Firmung ist ein Geschenk der Gaben des Geistes Gottes. Gleichzeitig ist sie auch eine Beauftragung und Sendung in die Welt, Jesu Botschaft der Freude und des Friedens weiterzutragen. Das ist in einem höheren, reiferen Alter sinnvoller und realistischer.

Gilt das höhere Firmalter für alle Pfarren der ­Diözese?
Elbs: Derzeit machen fast 20 Pfarren schon gute Erfahrungen mit dem höheren Firmalter. Das Ziel ist, es bis 2027 allgemein umzusetzen. Ich sehe das aber entspannt und ideologiefrei. Zwei Prinzipien sind wichtig: Der Weg geht nicht über Druck, sondern nur über „Ansteckung“, wie dies Papst Franziskus in „Evangelii gaudium“ vorschlägt. Wir wollen „Leuchtturmprojekte“ anregen, die andere anziehen und motivieren.
Es geht um eine „Chancen-Pastoral“. Dann werden wir sehen, wohin dieser geistliche Prozess uns führt. Und wir möchten in Zukunft auch eine neue Initiative für 20-Jährige und ältere junge Erwachsene setzen, die noch nicht gefirmt sind. 

Das Konzept listet fünf Säulen für die Firmpastoral auf und betont, dass die Jugendlichen sich freiwillig und bewusst für die Firmung entscheiden sollen. In welchen Bereichen der Firmvorbereitung werden die Jugendlichen selbst über ihren Weg mitentscheiden können?
Elbs: Glaubenswege, Beziehungswege sind immer persönliche Wege. Darum darf man nicht mit einem fixfertigen Plan auf die Jugendlichen zugehen, sondern es gilt, sie auf ihrem Weg zu begleiten, vor allem auch zu hören. Das kann von Pfarre zu Pfarre sehr unterschiedlich sein, eben weil es lebendige Glaubenswege sind.
Das spiegelt sich auch in den „fünf Säulen“ der Firmvorbereitung: Erstens wird die Originalität des einzelnen Menschen ernstgenomen. Zweitens sollen Glaubenserfahrungen in der Gemeinschaft ermöglicht werden. Drittens ist der Blick auf die „tausend Gesichter des Geistes Gottes“ zu lenken, weil alles Große im Leben immer Geschenk und Gnade ist, die wir in der Haltung der Aufmerksamkeit und der Dankbarkeit erkennen können. Viertens braucht es in der heutigen Welt, wo der Virus der Polarisierung vieles zu zerstören droht, die Gegenbewegung der Nächstenliebe und die Sensibilität für den Nächsten - auch für die „Mutter Erde“. Fünftes, schließlich, werden Jugendliche zu eigenen Wegen des Glaubens ermutigt - mit dem Ziel des Hineinwachsens in die Freude des Glaubens.

Als eine neue Form der Firmvorbereitung ist das „Mentoring“ vorgesehen. Was ist damit gemeint?
Elbs: Wie Papst Franziskus sagt, muss die Kirche immer missionarisch sein. Jeder Christ, jede Mutter, jeder Vater braucht diese missionarische Haltung. Mentoring heißt, ich behalte meinen Glauben nicht für mich wie ein persönliches Schatzkästchen, sondern ich bin bereit, mit jemand anderen einen Weg zu gehen, von meinem Glauben zu erzählen und jemanden bei der Hand zu nehmen. Im Wesentlichen geht es um das Anliegen von Begleitung.
In der Diözese St. Gallen sind Firmlinge des Vorjahres Firmbegleiter/innen. Jugendliche begleiten Jugendliche. Auch Patinnen und Paten können Begleiter/innen sein, ebenso aber auch eine Firmgruppe als Gemeinschaft, die miteinander gemeinsam im Glauben unterwegs ist. Denn es ist wichtig, Beziehung zu stiften. Glaube, Gott, Gottes Geist haben immer mit Beziehung zu tun.

Vielen Dank für das Gespräch.

Impulstag zur Firmvorbereitung:

Sa 28. Jänner, 9 bis 13 Uhr, Bildungshaus Batschuns.

(aus dem KirchenBlatt Nr. 4 vom 26. Jänner 2017)