Jugendseelsorger Dominik Toplek ist Firmspender. Mitunter kommt er - so wie im letzten Jahr - auch schon mal auf einem Longboard in die Kirche gefahren. Im Gespräch mit den Jugendlichen begab sich Toplek auf die Spur des Heiligen Geistes.

zur Sache: Firmung

Von Dominik Toplek

Wer von euch kann mit dem Longboard fahren und sich erinnern, wie das am Beginn war? Was muss man tun, um gut mit einem Longboard fahren zu können? Ein Freund und Arbeitskollege hat mir ein paar Dinge gezeigt, was ich beachten muss, wenn ich auf so ein Board stehen möchte:

Wie geht das?
Ich brauche den Willen zu fahren und auch die Bereitschaft, ein Risiko auf mich zu nehmen. Ich brauche Vertrauen, in mich  - „Ich werde das können!“ - und in das Board. Als Anfänger muss ich mich langsam herantasten und nicht gleich übertreiben. Ich muss üben, üben, üben. Ich muss die Balance finden und halten: Lehne ich mich zu sehr auf eine Seite, werde ich runterfallen - wenn ich aber keine Seite belaste, kann ich keine Kurven machen und komme nicht dorthin, wo ich hin will.
Ich brauche eine gute Selbsteinschätzung: Wenn ich übertreibe, kann ich stürzen und mich verletzen. Aber: Ich kann, darf und muss auch immer wieder aufstehen. Stürze gehören dazu, durch Stürze sammle ich Erfahrungen. Ich muss mir auch im Klaren sein, wann ich fahren kann. Nicht bei Regen, Schnee oder schlechtem Untergrund. Ich muss immer aktiv etwas tun, damit ich mich bewege. Wenn ich leicht abwärts fahre kann ich es laufen lassen, muss aber sehr aufmerksam sein und mich in Balance halten. Und wenn‘s aufwärts geht, muss ich anschieben. Übrigens bin ich mit einem Longboard nicht alleine, denn es gibt viele, die auch fahren. Und schließlich: Ich habe immer eine Sitzgelegenheit dabei, auf der ich entspannen kann.

Zugesagt
Vieles von dem, was ich erzählt habe, kann ich als Bild für ein Leben mit dem Geist Gottes vergleichen. Heute, bei diesem Fest werdet ihr euch bewusst, dass der Geist Gottes wirkt und dass euch dieser Geist zugesprochen ist. Ich betone: Er ist euch bereits zugesprochen, er wirkt bereits in euch. Wir müssen uns das aber immer wieder bewusst machen und die Zeichenhandlungen bei der Firmung möchten das tun.
Wer mit dem Geist Gottes lebt, bewegt sich durchs Leben, wie wenn er auf einem Longboard steht. Das hat viele Chancen und positive Wirkungen, aber es hat auch Risiken, die sogar lebensbedrohlich sein können. Es braucht also die Bereitschaft, mit dem Geist Gottes leben zu wollen. Und dazu braucht es eine gehörige Portion Glaube an ihn, der mir hilft ihn immer mehr in meinem Leben wirken zu lassen. Wir können uns den Geist Gottes wie eine Art Energie vorstellen, die wir aber nicht messen können, sondern die wir annehmen und auf die wir vertrauen müssen, dass sie da ist. Tun wir das, dann läuft‘s ...
Das Hören auf das Wirken des Heiligen Geistes ist eigentlich ganz leicht: Einfach mal still werden und lauschen und wahrnehmen, was da ist. Der Heilige Geist ist überall. Das Problem ist, das sich fast sofort viele Stimmen bemerkbar machen, die mir weis machen wollen, was mich in meinem Leben vorwärts bringt - und vielleicht tun sie es auch, vorübergehend, aber niemals in dem Maß, wie der Heilige Geist es schenkt.

Auf das Jetzt kommt es an.
Super, wird sich nun vielleicht jemand denken, heute wird mir die „Power Gottes“ zugesprochen und dann läuft‘s. So einfach ist es nicht - wir müssen - wie mit dem Longboard - immer wieder üben, auf ihn zu hören: Am Morgen ein paar Minuten still werden, am Mittag fürs Essen Danke sagen, am Abend den Tag etwas durchdenken und in Gottes Hände zurücklegen - alles das sind gute Übungen.
Etwas vom wichtigsten beim Fahren mit dem Longboard ist die Balance. Das gilt auch im Blick auf den Heiligen Geist. Er ist jetzt da, im Augenblick, in der Gegenwart. Wir bleiben gerne in der Vergangenheit hängen - an dem, was wir da so alles Tolles erlebt haben. Oder wir sorgen uns über Dinge, die in der Zukunft sein könnten. Weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft werden wir den Geist Gottes finden. Es ist ganz wichtig, im Moment zu sein und ihn jetzt zu suchen.

Nicht aufgeben
Wir rutschen im Leben immer wieder aus. Da läuft etwas schief, eine Beziehung zerbricht, ich mache einen Blödsinn und schon scheint das Leben überall zu klemmen und ich bin mit nichts mehr zufrieden. Wir sind fehlerhafte Menschen. Aber das heißt nicht: Den Kopf in den Sand stecken oder davonlaufen. Nein: Aufstehen, von den Fehlern lernen und sich bemühen, es das nächste Mal besser zu machen.
Was es beim Heiligen Geist nicht gibt, ist die Wetterabhängigkeit. Aber es fällt leichter, in der Natur auf ihn zu hören als in der Disko. Und nüchtern geht es besser. Im Vollrausch tauchen andere Geister auf, die sicher nicht die Lebensenergie fördern.

Das Netzwerk
Ich stehe zwar alleine auf dem Longboard, aber es gibt eine große Gemeinschaft von Jugendlichen, die mit solchen Brettern unterwegs sind. Mit dem Geist Gottes werde ich mich nie alleine fühlen. Im Gegenteil: Er zeigt uns, dass wir mit allem verbunden sind, also in einem unendlichen Netzwerk leben. Wir kennen viele sichtbare Netzwerke - Facebook, WhatsApp, Twitter. Das Netzwerk, welches uns der Heilige Geist vor Augen führt, ist der ganze Kosmos. Vielleicht habt ihr so etwas auch schon erlebt: Dass plötzlich - scheinbar zufällig - alles zusammenstimmt. Ich glaube, da hatte der Heilige Geist seine Finger im Spiel.
Ihr habt vorhin viele Möglichkeiten genannt, bei denen ihr Kraft schöpfen und euch entspannen könnt: Musik hören, mit Freunden abhängen, spielen, lesen. Ein Longboard bietet unterwegs immer eine Sitzgelegenheit, auf dem man sich ausruhen und entspannen kann. So ist es auch mit dem Heiligen Geist: Er ist die Kraft. Und im Grunde könnt ihr euch mit ihm die ganze Zeit entspannen und euch ausruhen. Ich wünsche euch aus ganzem Herzen ein Leben mit dem Heiligen Geist.

ZUR SACHE
Das Sakrament der Firmung

Das Sakrament der Firmung bildet den Abschluss der Initiation ins Christsein und ist Unterstützung auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Dabei stehen den Firmlingen neben den Firmbegleiter/innen in den Pfarren die Eltern und Pat/innen zur Seite. In den Firmgruppen, Großgruppentreffen, Erlebnistagen oder bei Firmeinkehrtagen gehen sie miteinander der lebensspendenden Kraft Gottes auf die Spur und entdecken dabei das Wirken des Geistes Gottes im eigenen Leben.

Unauflöslich
„Sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist.“ Mit diesem Worten spricht der Bischof bzw. Firmspender den jungen Menschen den Geist Gottes zu.
In der Salbung mit Chrisam kommt die Würde eines jeden Einzelnen zum Ausdruck und besiegelt die Salbung zu „Königen, Priestern und Propheten“. Das Kreuzzeichen, das dabei auf die Stirn gezeichnet wird, macht die unauflösliche Treue Gottes zu uns Menschen sichtbar. In der Handauflegung macht der Firmspender deutlich, dass der Firmling nicht allein ist und Gott jedem zutraut, ein Segen für andere zu sein.

Neue Wege
Derzeit arbeitet die Diözese Feldkirch an einem neuen Firmkonzept. Ein zentrales Themen ist dabei das Firmalter. Hier gibt es zwischen den Pfarren große Unterschiede.
Am Beginn stand die diözesane Zukunftskonferenz „Wie firm ist die Firmung?“ im  November 2015 in Hohenems. Das in der Folge entstandene Konzeptpapier wird derzeit bei so genannten „Resonanztreffen“ mit verschiedenen Interessensgruppen diskutiert. Dazu gehören Jugendliche, Haupt- und Ehrenamtliche sowie Firmspender. Im Oktober 2016 schließlich soll das diözesane Firmkonzept dem Priester- und dem Pastoralrat vorgelegt werden.

Firm-Gottesdienste

Zwischen Mitte April und Ende Juni gibt es in der Diözese Feldkirch insgesamt 86 Gottesdienste, in denen rund 2.300 Jugendlichen das Sakrament der Firmung gespendet wird. Heuer sind 16 Firmspender unterwegs, von Bischof Benno Elbs bis P. Georg Sporschill.

Alle Firmtermine

nach oben