Anstöße für einen Aufbruch können von unterschiedlichen Seiten kommen. In Bludenz stellte ein diözesaner Strukturprozess die Weichen für die pfarrliche Arbeit neu. Der Weg darf nun gegangen werden.

Lebens.
Zeichen

Pfarrgemeinden auf dem Weg
KirchenBlatt-Serie: Teil 3 von 4

Eva Corn (Bild rechts) blickt heute auf 17 Jahre PGR-Vorsitz zurück. Die Pfarre „Herz Mariä“ am Stadtrand ist ihr Heimat geworden, die Menschen dort kennen einander, es ist „klein und fein“. Vor zwei Jahren ist die Frage nach der Zukunft ins Leben der Pfarre getreten. Ein Strukturprozess forderte heraus, die gesellschaftlichen Veränderungen sowie die sinkende Zahl von Priestern als „Zeichen der Zeit“ zu deuten und sich darauf auszurichten. Fünf Pfarren ließen sich gemeinsam auf den Prozess ein.

Vertrauen schaffen
„Niemand will sich verändern, wenn es gut läuft. Und Veränderungen sind oft mit Ängsten verbunden“, erzählt Eva Corn. „Die Leute fragen sich, ob unsere Pfarre bestehen bleibt.“ Angst kann schwer mit sachlichen Argumenten überzeugt werden. Wirkungsvoller sind konkrete Erfahrungen, in denen die Zusammenarbeit der Pfarren als bereichernd erlebt wird. Die erste gemeinsame Aktion, die „Nacht der Trauer und des Trostes“, war dafür ein gutes Beispiel.

„Die Pfarren waren von dem Projekt von Anfang an begeistert“, blickt die PGR-Frau zurück, „aus jeder Pfarre arbeitete eine Person mit.“ Dabei wurden auch Menschen angefragt, die sonst in keinem pfarrlichen Arbeitskreis sind. Mit im Team waren zudem eine Vertretung von Hospiz Vorarlberg, der Pfarrcaritas, der Krankenhausseelsorge und der evangelischen Gemeinde. Die Verantwortung lag also in vielen Händen, was dazu führte, dass niemand die Aktion als „belastend“ empfand.

Kreative Auseinandersetzung

Der Rahmen sowie Organisatorisches wurden gemeinsam besprochen. Jede Pfarre übernahm dann die Gestaltung einer Station des Trauerweges. „Das war sehr spannend – auch für mich als Koordinatorin. Bis zuletzt wusste ich nicht, wie die Pfarren ihre Station gestalten würden“, berichtet Corn. Der Abend wurde schließlich etwas Besonderes. Nach einem Wortgottesdienst waren alle eingeladen, durch eine Tür hindurch den Trauerweg zu gehen. Die Stationen auf diesem Weg thematisierten unterschiedliche Trauerphasen – auf sehr kreative Art. Hier konnte der Name des verlorenen Menschen in Sand geschrieben, der Wut Ausdruck verliehen oder ein Psalmwort zur Stärkung gewählt werden. Am Ende des Trauerweges stand dann erneut eine Tür – die Tür in ein neues Leben.

Bereichernd
Parallel zum Trauerweg gab es im Pfarrzentrum das Trauercafé, in dem Mitarbeiter/innen von Hospiz Vorarlberg für Gespräche anwesend waren. „Trauernden tut es gut, über den Verlust zu sprechen – auch mit Menschen, die sie nicht kennen. Das ist nochmals eine andere Perspektive“, erzählt Eva Corn. In der Kirche fand dann ein gemeinsamer Abschluss statt. „Der Abend war unheimlich berührend“, erinnert sich Eva Corn. Dass es wieder eine „Nacht der Trauer und des Trostes“ geben wird, steht für alle Beteiligten bereits fest.

Kirche im Lebensraum Bludenz

... ist das Ergebnis eines zweijährigen Strukturprozesses, auf den sich fünf Pfarren eingelassen haben. Ab September wird diese größere Einheit von einem Pfarrmoderator geleitet werden, ihm zur Seite steht ein Organisationsleiter. Die Pfarren werden – gemeinsam mit anderen Institutionen – auf allen Ebenen enger zusammenarbeiten. Ehrenamtliche werden mehr Verantwortung übernehmen.

Eva Corn - Persönlich:

Ermutigend war für mich die Frauenliturgie beim Kongress der Pfarrgemeinderäte in Mariazell. Es war unglaublich, welche Kraft da im Raum war. Das Segensritual der Feier hat mir bewusst gemacht, dass jede segnen kann und dass es schließlich darum geht, was ich mich traue.

Spannungsfelder erlebe ich, weil Prioritäten von PGR und PKR (Wirtschaftsrat) teilweise sehr unterschiedlicher Natur sind. Ein gemeinsames Ziel ist oftmals nicht gleich erkennbar. Dadurch entstehen Konfliktsituationen, die schwer lösbar sind und viel Energie kosten.

Zukunftsspuren sehe ich im Auftrag, das Evangelium gemeinsam zu leben, nach dem Dreischritt „Sehen – Urteilen – Handeln“. Wenn die Struktur klar ist, können wir im PGR wieder an diesen Dingen arbeiten, das tun, wofür wir brennen.

(Aus dem KirchenBlatt Nr. 25 vom 19. Juni 2014)