Nach der Renovierung 2011-2013 war am heurigen Palmsonntag die Oberdorfer Pfarrkirche feierlich wiedereröffnet worden. Letzte Woche gab es eine Begehung der Kirche mit den beiden für die Innenrenovierung verantwortlichen Architekten.

Bild rechts: Zeigen, schauen, erklären. Die Architekten Anja Fischer (li) und Ernst Beneder erläutern Konzept und Umsetzung der Innenrenovierung der Pfarrkirche St. Sebastian.

Dietmar Steinmair

Bis auf einige Kleinigkeiten sei alles fertig, sagt der Pfarrer von St. Sebastian, Werner Ludescher. Nach der großen Feier eine Woche vor Ostern, bei der Diözesanadministrator Dr. Benno Elbs die neu gestalteten liturgischen Orte geweiht hatte, ist nun der Alltag eingekehrt. Der Umbau werde sehr gut angenommen, so Ludescher. Die Feiern im Altarraum - speziell für kleine Gottesdienstgemeinden - seien für manche noch etwas gewöhnungsbedürftig, fügt er hinzu. Die Erfahrung eines im Grunde tief vertrauten Kirchenraumes von einem neuen Standpunkt aus kann auch eine Herausforderung sein.

Der Raum
Die Wirkung eines Raumes auf die Besucher/innen ist eine entscheidende Frage für Architekten/innen. Zumal eine Kirche kein Zweckgebäude wie ein Krankenhaus oder eine Feuerwehrhalle ist. Das Architekten-Duo DI Ernst Beneder und DI Dr. Anja Fischer aus Wien, schon verantwortlich für den viel beachteten Umbau der Pfarrkirche Lingenau, hatten den Wettbewerb für Dornbirn-Oberdorf gewonnen.

Als besondere Aufgabe, so Ernst Beneder bei der Architektur-Führung, erwiesen sich die dominanten Altäre. Es galt, neben dem großen Raum für die sonntäglichen Gottesdienste auch einen kleinen Raum für Werktagsgottesdienste zu definieren. Der Volksaltar rückte weiter Richtung Kirchenschiff. Die Sedilien für den Priester und die Ministrant/innen - vorher hinter dem Volksaltar - stehen nun seitlich vor dem Altar. Das erleichtere die Kommunikation mit den Gottesdienstbesucher/innen ungemein, sagt Pfarrer Ludescher zufrieden. Zusammen mit dem Ambo, der Stele für den Kirchenpatron St. Sebastian und dem Taufbecken ergibt sich genau ein Viereck im Altarraum. Alle vier Elemente sind von innen beleuchtet und geben der Kirche - in stillen Momenten - eine besondere Atmosphäre.

Funktion und Form
Architekten sprechen gerne über die Wirkungen von Flächen und Fenstern, über einfallendes Tageslicht und künstliche Beleuchtungen. Letztere sind wie immer auf dem neuesten technischen Stand. Zudem mussten Lösungen für schwierige Vorgaben gefunden werden, etwa eine Rampe für den behindertengerechten Zugang zur Kirche. Im Baualltag machte der nach hinten beträchtlich fallende Kirchenboden zu schaffen. Das Budget von 800.000 Euro für die Innenrenovierung konnte man aber einhalten, resümierte Beneder.

Technische ausgefeilte und praktikable Lösungen erkennt der Besucher nur bei Bedarf. Die künstlerische Neugestaltung der Pfarrkirche St. Sebastian dagegen ist unmittelbar erkennbar. Überall in der Kirche begegnen Glaselemente: beim Weihwasserspender im Eingangsbereich ebenso wie unterhalb der Fenster, als vorgesetzte Applikation beim Volksaltar ebenso wie beim schon erwähnten Viereck im Altarraum. Auch das Vortragskreuz ist aus Glas. Entworfen hat die Glaselemente Architekt Beneder selbst, gefertigt wurden sie von den Glaswerkstätten des Stiftes Schlierbach (OÖ).

Recht
Und was sagen die Menschen? In der Dokumentation zur Kirchenrenovierung spricht Dornbirns Bürgermeister Wolfgang Rümmele von einem „architektonisch und gestalterisch überzeugenden Ergebnis, gleichzeitig hergebrachten Werten verbunden wie zeitgemäß, modern, doch ohne zeitgeistigen Firlefanz. Grad reacht für üs Oberdorfer.“

Bilder und Informationen zur Renovierung finden Sie online unter www.pfarre-oberdorf.at

(aus KirchenBlatt Nr. 22 vom 30. Mai 2013)