Arnulf Häfele und Peter Mathis haben ein schönes Buch über den Friedhof St. Anton in Hohenems vorgelegt. Der respektable Band besticht durch die genaue Recherche des Historikers Häfele und die originellen Bilder des Meisterfotografen Mathis.

von Wolfgang Ölz

Wie die meisten Hohenemser habe auch ich einen persönlichen Bezug zum Friedhof St. Anton. Unter den Arkaden befindet sich das Aberer/Wieser/Ölz-Familiengrab und der Gang zum Friedhof gehört zum Leben dazu, jeder Besuch am Grab der Lieben ist ja eine Begegnung mit denjenigen, die dort ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.

"Im San Toni"
Der biographische Bezug von Arnulf Häfele ist es auch, der den wissenschaftlichen Befund seit den Anfängen des Friedhofes im 17. Jahrhundert nie trocken werden lässt, sondern die Kurzweile mit der dieser Prachtband geschrieben wurde, ergreift auch den Leser. Es ist ein authentisches Geschichtsbild mit persönlicher Färbung, das bei der Lektüre von „Im San Toni“ entsteht. Neben den Texten lockern die Fotos von Peter Mathis die historische Fülle auf. Auch wem der Friedhof vertraut ist, kann mit Peter Mathis immer wieder neue Perspektiven und Blickwinkel auf den Friedhof werfen.

Pest - Strafe Gottes?
Die rund 60 Kapitel beschreiben in chronologischer Folge die Geschichte des Friedhofs. Diese beginnt mit der Entstehung des Friedhofs im Jahr 1607 unter Graf Kaspar, dem folgt der Bau der Kapelle, die Pest in Hohenems, das finstere Kapitel der Hexenverfolgungen bis hin ins 20. Jahrhundert zu den „Bäscheles“, den Mesnern von San Toni.
Errichtet wurde der Friedhof als Pestfriedhof und als solcher war er noch dem St. Sebastian geweiht. Die Pest, so die altertümliche Meinung des Grafen und der Bevölkerung war eine Strafe Gottes, da die Hohenemser zu wenig Wallfahrten und Gebete verrichtet hätten. Eine Ironie der Geschichte war es, dass gerade bei der Abhaltung von Wallfahrten der Pestvirus weiter übertragen wurde.

Von St. Sebastian zu St. Anton
Übrigens setzte sich St. Anton gegenüber St. Sebastian deswegen durch, weil eine Bruderschaft zum heiligen St. Anton gegründet wurde, die aus der Bevölkerung regen Zulauf hatte.
Eines der Kapitel widmet sich auch der Hexenverfolgung in der Grafschaft Hohenems. Unter dem Titel „Ein verdrängter Friedhof der Geschundenen“ wird das unsägliche Leid jener mindestens 17 Todesopfer beschrieben, die in Hohenems umgebracht wurden und deren Asche oder deren Leichname beim Galgen direkt verscharrt wurden, ohne jede Chance ihre letzte Ruhe bei St. Sebastian bzw. St. Anton zu finden.

Einführung in die Geschichte
Die kurzen Kapitel werden von längeren Fotostrecken abgewechselt. Erwähnenswert ist auch, dass auch heutige Friedhofsgänger sowie beruflich mit dem Friedhof Verbundene abgebildet wurden. Von Pfarrer Thomas Heilbrun über den Totengräber Gernot Peter bis hin zur Organistin Katharina Nachbauer entsteht das Bild einer lebendigen Stätte des Totengedenkens.
Wie nebenbei ist eine leicht lesbare, mitunter vergnügliche Einführung in die reiche Geschichte der Stadt Hohenems entstanden, die im Friedhof St. Anton ihren aussagekräftigen Brennpunkt gefunden hat.
Prädikat: Absolut lesenswert.  

DAS BUCH

Arnulf Häfele / Peter Mathis: Im San Toni. Friedhof und Kapelle St. Anton in Hohenems.
Herausgegeben vom Kulturkreis Hohenems, BucherVerlag 2012, S. 199, € 34,90,- 
Beziehbar über die Buchhandlung „Lesezeichen“, Schweizerstraße 6, Hohenems.
T 05576 / 72953, office@lesezeichen.co.at