Bild rechts: Elisabeth Walch zeigt auf die Unterschrift von Luzius Hauser.

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Wolfgang Ölz

Unweit der Pfarrkirche Bartholomäberg befindet sich das Frühmesshaus, das früher vom sogenannten Frühmesser, einem dem Pfarrer unterstellten Geistlichen, bewohnt wurde. Heute gehört das Frühmesshaus zu den Montafoner Museen. Nachdem man den wunderschönen Ausblick genossen hat, tritt man in das kleine Haus ein, das durch seine alte Bausubstanz ein historisches Kleinod darstellt.

Pfarrtrennungen
Auf großen Schautafeln wird dem Besucher „Die Welt des Luzius Hauser“ nahe gebracht. Geboren wurde Luzius Hauser 1594, verstorben ist er nach 1666. Als er in Bartholomäberg als Pfarrer wirkte, wurde die Territorialeinteilung der  Montafoner Pfarreien abgeschlossen, 1646 wurde St. Anton von Bludenz und 1651 Vandans von Tschagguns abgetrennt. Gezeigt werden Urkunden aus der Zeit, wie etwa über die Errichtung einer Kapelle in Bartholomäberg oder auch über die Rechte und Pflichten im Rechtsverhältnis der Gemeinde Bartholomäberg und dem Pfarrherr von Bartholomäberg. 

Umfassendes Bild
Die Schautafeln zeigen ein umfassendes Bild der „Welt des Luzius Hauser“: Zunächst ein zeitgeschichtliches Panorama vom Montafon des 17. Jahrhunderts und dann die Grenzbeschreibung des Montafons von 1612. Die Glaubensspaltung und Gegenreformation schlug sich nur bei den Silber abbauenden Bergknappen von Kristberg nieder. Pfarrer Hauser übergab an den Frühmesser eine ganze Bibliothek an Werken, die  Argumente für den katholischen Glauben beinhalteten. Ein Verzeichnis listet 43 Bücher auf, von denen sich neun in der Diözesanbibliothek erhalten haben, und auch in der Ausstellung zu sehen sind.
Weitere Themen sind die Glaubenskriege und Kriegsgräuel des Dreißigjährigen Krieges, die Pest, Magie und Wunderheilung.

Kunsthistorische Schatztruhe
Der Besuch der Ausstellung „Die Welt des Luzius Hauser“ ist eine Reise nach Bartholomäberg im Montafon wert. Wer sich für regionale Kirchengeschichte interessiert, findet hier eine kleine, historische Schatztruhe mit viel Wissenswertem, wiewohl über Luzius Hauser als Hexenfinder nicht viel zu sehen ist. 

NACHGEFRAGT

Luzius Hauser gilt als führender magisch-religiöser Heiler in Vorarlberg Mitte des 17. Jahrhunderts, wie Manfred Tschaikner in einem Artikel für die Bludenzer Geschichtsblätter 2008 ausführte. Elisabeth Walch ist es wichtig, neben dem Hexenfinder auch den Wunderheiler und Kräuterfachmann Luzius Hauser hervorzukehren. Walch: „Man kann sicher sagen, dass Luzius Hauser mit seinem Wissen über Heilkräuter helfen konnte. Vor allem bei Tierkrankheiten ist Hauser tätig geworden. Dabei hat er vor allem „geräuchert“. Hexenfinder hat es zur Zeit des Luzius Hauser viele gegeben, und Pfarrer Hauser war einer von ihnen.
 
Highlights. Das Thema vom „Hexenfinder“ wurde in der Ausstellung im Frühmesshaus nicht so stark aufgegriffen. Wichtig ist Frau Walch, dass die wertvollen Bücher, die ursprünglich im Frühmesshaus waren, aus dem Archiv der Diözese wieder ins Frühmesshaus gekommen sind. Ein Anliegen ist ihr, dass den Menschen erklärt wird, was im 17. Jahrhundert alles geschehen ist. Ein Highlight der Ausstellung ist eine Urkunde der Rosenkranzbruderschaft, die die Riten dieser Bruderschaft darstellt.

Bausubstanz. Den Bezug zur Gegenwart stellt sie über die Kräuter her. Die Kräuterpädagogin Angelika Thaler-Zug hat für die Ausstellung ein Herbarium zusammengestellt, das einzelne Pflanzen und ihre heilbringende Wirkung beinhaltet. Das Frühmesshaus schätzt Frau Walch wegen der einmaligen Bausubstanz, angefangen von der wunderschönen Stube bis hin zum ältesten Teil des Hauses, der noch ganz die Atmosphäre vergangener Zeiten atmet. Parallelen von Hexenverfolgung zu den Menschheitsverbrechen des 20. Jahrhunderts möchte Frau Walch übrigens keine ziehen, sind dies doch ganz verschiedene Phänomene.

Öffnungszeiten der Ausstellung

„Die Welt des Luzius Hauser“ - Luzius Hauser - Priester, Hexenfinder und Wunderheiler.

• Fr 19. und Fr 26. Oktober, 16-18 Uhr
• Nach telefonischer Vereinbarung T 05556 747 23; info@montafoner.museen.at
  
• Ab 2. Jänner 2013, freitags, 16-18 Uhr
  

Altes Frühmesshaus Bartholomäberg