In Bezau wurde die frisch renovierte Klosterkirche mit einer Kapelle der Barmherzigkeit ihrer Bestimmung übergeben. Bei einer feierlichen Kirchensegnung durch Diözesanadministrator Benno Elbs feierten die franziskanische Gemeinschaft und der Bauausschuss die gelungene Fertigstellung.

Wolfgang Ölz

Vor einer bis auf den letzten Platz gefüllten Klosterkirche verglich Diözesanadministrator Benno Elbs die Neurenovierung der Bezauer Klosterkirche mit dem Anruf Gottes an Franziskus, das verfallene Kirchlein von San Damiano wieder aufzubauen. „Wir“, so der Diözesanadministrator, „sollen Gott im Herzen eine Kathedrale bauen“, und er freute sich in der „wunderbar renovierten Kirche den ersten Gottesdienst feiern zu dürfen.“
Dompfarrer Rudolf Bischof fand in der Predigt sehr persönliche Worte zur Klosterkirche. Er staunte über den geschaffenen Raum und darüber, dass soviele Menschen mitgeholfen haben, dass all dies geschaffen werden konnte. Er erinnerte sich an die Weihnachtsandachten und die Osterbeichten, die er in diesen Räumen in seiner Kindheit erlebt hat. Die Abtrennung der Seitenkapelle vom Hauptschiff verglich er mit jenem Moment in der Heilsgeschichte, in dem der Tempel zu Jerusalem beim Tod Jesu entzweigerissen wurde und so eine Öffnung für die Barmherzigkeit entstand.  

Texte von Rudolf Bischof
Dompfarrer Rudolf Bischof ging dann auf die sieben leiblichen und die sieben geistigen Werke der Barmherzigkeit ein. Auf Grundlage der Bildnisse, die Gerhard Winkler für die Klosterkirche geschaffen hat, verfasste der Dompfarrer Texte, die  zu Herzen gehen. Das erste Werk der Barmherzigkeit nennt sich „Die Hungrigen speisen“: „Alle fünf Sekunden stirbt ein Kind vor Hunger, das sind 6,5 Millionen im Jahr. Aber es gibt auch den Hunger nach Liebe. Jedes gute Wort, jeder Händedruck und jede Achtsamkeit ist wie Brot. So werden wir jeden Tag gefragt: Hast Du heute schon dein Brot geteilt?“
Die weiteren Werke der leiblichen Barmherzigkeit erklärte der Dompfarrer anhand des Vorhangs, den Gerhard Winkler geschaffen hat.

Auch die sieben geistigen Werke der Barmherzigkeit hat Prof. Gerhard Winkler ins Bild gefasst, und Dompfarrer Rudolf Bischof hat dazu ebenfalls kurze Meditationstexte abgefasst, die  im Büchlein „misericordia“ nachzulesen sind. Abschließend sagte er in der Homilie, dass der Vorhang erlösend durchschritten werden kann, dahinter befindet sich ein Raum der Barmherzigkeit.

Unmenschliches Rampenlicht
Prof. Gerhard Winkler, der für die künstlerische Konzeption vor allem auch der Abtrennung der Kapelle der Barmherzigkeit verantwortlich zeichnet, warf in den Worten zu seinem Werk einen zivilisationskritischen Blick auf die Kultur der Gegenwart: „Den Blick Jesu aufnehmen“ ist ihm wichtig, „den Blick auf die Armen, die Kranken, die Schwachen, die Verfolgten, die Hungrigen, die Benachteiligten, die Ausgegrenzten.“ Diesen Blick Jesu kontrastiert er mit dem Blick in die Medien, die die Benachteiligten oft auf schlimme Weise ins Rampenlicht rücken.

Engagement des Bauausschusses
Gerhard Winkler sieht aber auch die vielen Engagierten in Kirche und Gesellschaft, die oft ehrenamtlich arbeiten. Ehrenamtlich und uneigennützig agierte auch der Bauausschuss und die gesamte franziskanische Gemeinschaft in Bezau, die auf unbezahlbare Weise diese Renovierung und Neugestaltung ermöglichte. Neben Pater Ewald als Guardian und Ferdinand Kohler als Standesrepräsentant waren im Ausschuss: Jakob Rüscher, Maria Bereuter, Georg Manser, Marlies Strolz, Katharina Kaufmann, Helmut Batlogg, Konrad Eberle und Willi Kaufmann. So wird ein Kulturgut für die kommenden Generationen bewahrt.

Buchtipp:

Gerhard Winkler: misericordia, Werke der Barmherzigkeit in der Klosterkirche Bezau.
Mit Texten von Rudolf Bischof, einem geschichtlichen Rückblick von Ferdinand Kohler und persönlichen Erinnerungen von Pater Adrian Buchtzik ofm.
Bucher Verlag, Hohenems, 2012, € 14,90, S 64. 

Klosterkirche Bezau

Es geht auf eine Pioniertat von Standesrepräsentant Bürgermeister Ferdinand Kohler zurück, der mit den Patres der polnischen Franziskanerprovinz Kattowitz Ende der 70er Jahre einen Vertrag abschloss, der vorsah, dass auf Dauer drei Patres ins Kloster Bezau kommen sollten. Pater Adrian Buchtzik und Pater Wenzeslaus Dabrowski gehörten zu den ersten, die in Bezau die franziskanische Präsenz stärkten.

Da 1982 die letzte Renovierung der Klosterkirche Bezau erfolgte, konstituierte sich 2010 ein Renovierungsausschuss. Obmann Jakob Rüscher zeigte voll Freude das geschaffene Werk, angefangen von den schönen Holzbänken bis hin zur restaurierten Decke, die nun wieder eine blaue Bordüre aufweist. Nicht ohne Stolz konnte DI Helmut Batlogg verlauten, dass neben den Zuwendungen der 12 Standesgemeinden, des Landes, der Diözese und des Denkmalamtes es vor allem eine Bausteinaktion in der Pfarre war, die einen Großteil der Renovierungskosten  einbrachte.