Beim Herbstsymposion 2012 stellte sich die Frage "Wie kommt das Gute in die Welt?"

zu: Kommentar von PAL Dr. Walter Schmolly

„Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut“, heißt es in der Bibel. Ob er dies angesichts aktueller Hungersnöte, Kriege, Klimawandel und Katastrophen noch immer sagen würde, wissen wir nicht. Da stellt sich doch die Frage: Wie kommt das Gute in die Welt?

Simone Rinner

Rund 130 Mitarbeiter/innen in Pastoral und Religionsunterricht beschäftigten sich beim Herbstsymposion Anfang dieser Woche mit genau diesem Thema. Und stellten sich gemeinsam mit Experten die Frage: Was können wir dazu beitragen? Ein Beispiel aktiven Widerstands ist Hildegard Breiner, die sich seit über 40 Jahren für die Umwelt- und Anti-AKW-Bewegung engagiert. Ausdauer und Freundlichkeit sind ihr Erfolgsrezept, erklärt sie. Ihr Motto besteht nur aus einem Wort, mehr braucht es nicht: „Trotzdem“.

Enkeltauglich
Wie man nachhaltiges Handeln in einem Unternehmen verwirklichen kann, zeigte Mag. Gerald Fitz als Vorstand der Haberkorn GmbH auf. Dass Nachhaltigkeit am besten mit „Enkeltauglichkeit“ übersetzt wird, hielt Dr. Kriemhild Büchel-Kapeller in ihrem Vortrag zu „Wachstum im Wandel“ als Thema in Politik und Verwaltung fest, bevor  der Moraltheologe Univ. Prof. Dr. Michael Rosenberger ein besonders schweres Thema auf den Tisch brachte: „Wer leidet heute und wo dürfen wir nicht wegschauen?“, fragte er. Die Fakten sprechen Bände: Über eine Milliarde Menschen hungern, Millionen Familien haben kein Land mehr und 80% der Tier- und Pflanzenwelt sind bedroht. Die Linie der Unterdrückung ist einfach: arm, Frau, Tier.

Was kann ich tun?
Bevor ein Problem in Angriff genommen werden kann, muss es erkannt und wahrgenommen werden. Das „Sehen“ spielt eine große Rolle, klärt Rosenberger auf und führt das Gleichnis des barmherzigen Samariters an, der nicht nur sah, sondern auch Mitleid hatte. „Wir Christen sollten in eine Schule der Barmherzigkeit gehen“, fasst der Moraltheologe zusammen. Der Vater symbolisiere im Gleichnis Gott, der Samariter „uns“. „Mach´s wie Gott, sei barmherzig“, folgert er daraus. Rosenberger betonte zudem, dass es Unheil gibt, das nicht die Schuld von Individuen, sondern die Folge falschgestalteter Strukturen und Systeme sei. Die Kirche müsse beim Gestalten dieser Strukturen auch Position ergreifen und nicht nur an den Einzelnen appellieren.

Ein Glück
Mit der Frage, wie ich wirklich wirklich leben will und wie ein geglücktes oder glückliches Leben aussieht, beschäftigte sich Dr. Hubert Klingenberger in seinem Vortrag. Das Fazit: Glück ist vieles - manchmal auch eine erwünschte Nebenwirkung.

Walter SchmollyKOMMENTAR

von Dr. Walter Schmolly
Pastoralamtsleiter

Das wollen wir nicht mehr

Hungernde, Vertriebene, Traumatisierte, Unterdrückte – milliardenfach, Tag für Tag. Das Leid der gequälten Tiere, die erschöpfte Erde. Klar – nicht alles hat Schuldige, und unsere Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen, sind begrenzt. Und doch: Wir wissen von diesen Dingen. Wir wissen auch, dass der ökologische Fußabdruck von Frau und Herr Österreicher – wir mitten unter ihnen – dreimal zu groß ist.

Immer mehr von uns aber wollen nicht mehr in dieser Weise auf Kosten anderer leben. Das ist ein wahres Hoffnungszeichen. Die Geschichten, dass es auch anders geht, die Analyse der Zusammenhänge, das Verstehen von Veränderungsprozessen, der Kontakt zu den eigenen Bildern guten Lebens – das Symposion hat den Weg zu wichtigen Ressourcen gewiesen. Jetzt zählt das Handeln.

Und wenn wir es wagen, wird dieses Handeln uns neu formen als Gemeinschaft eines „neuen Weges“ (Apg. 9,2). In der Nachfolge Jesu wird die Empathie mit den Geschöpfen, die unter die Räuber gefallen sind, uns verbinden. Aber auch der Mut, Stopp zu sagen, wie der Selige Carl Lampert ihn vorgelebt hat, oder viele Erfahrungen eines Lebens in Fülle, das mehr ist als ein vollgefülltes Leben, und vieles mehr. Gibt es einen Grund, nicht heute schon loszugehen?

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