Spurensuche im Advent mit P. Bernhard Eckerstorfer OSB

P. Bernhard EckerstorferP. Bernhard Eckerstorfer
ist Novizenmeister und Lehrer
im Stift Kremsmünster.

 

Wie verbringt ihr im Kloster den Advent? Diese Frage wird uns öfters gestellt. Wir haben kein spezielles Zusatzprogramm, machen nicht mehr als sonst. Und doch ist der Advent für uns Benediktiner eine besondere Zeit, auf die ich mich schon freue. Anders sind einmal die sechs täglichen Gebetszeiten: Die Hymnen, Antiphonen und Lesungen sprechen von Sehnsucht und Erwartung, von Umkehr und dem Kommen Gottes. Zur adventlichen Atmosphäre trägt der Adventkranz im Speisesaal bei. Manche schmücken ihr Zimmer, andere haben ein eigenes Ritual.

Meine Art, den Advent bewusst zu gestalten: Ich mache mir am Nachmittag einen Tee. Dann trinke ich den Tee Schluck für Schluck. Dabei tue ich sonst nichts – ich nehme keine Zeitung zur Hand und höre nicht Musik. Ich sitze einfach nur da. Diese Viertelstunde des täglichen Tee-Trinkens verhilft mir zu jener adventlichen Haltung, die aus dem Inneren des Herzens kommt.
Ein Novize unseres Klosters hat sich im Advent einmal vorgenommen, sich jeden Tag eine Stunde hinzusetzen und zu warten. „Anfangs war das sehr schwer“, sagte er. „Doch in den Tagen meines ersten Advents im Kloster ist durch diese eine Stunde etwas ganz Tiefes gewachsen.“

Es geht nicht um äußerlich Spektakuläres. Als gläubige Menschen sind wir Abenteurer der Innerlichkeit. Bezeichnenderweise haben „Advent“ und „Abenteuer“ die gleiche Wortwurzel. Im Englischen sehen wir das noch deutlicher: „advent – adventure.“ Mein Advent – ein Abenteuer. Aber ein anderes Abenteuer.