Vergangene Woche wurde in Altach der Islamische Friedhof eröffnet. Er ist der zweite seiner Art in ganz Österreich. Und das Schöne dabei: Religionen, Gemeinden und Menschen haben gemeinsam daran gearbeitet. Eine interkulturelle Erfolgsgeschichte.
von Veronika Fehle
Die Eckdaten sind schnell zusammengefasst. Neun Jahre hat der Bau des Islamischen Friedhofs auf dem Gemeindegebiet von Altach gedauert - von der Planung bis zur Eröffnung am vergangenen Samstag.
Mehr als Daten und Fakten
2,3 Millionen Euro, die sich Land, Gemeindeverband und die Islamischen Gemeinschaften geteilt haben, hat der Bau gekostet. 8.400 Quadratmeter schaffen Platz für 700 Grabstätten, die sich auf fünf - nach Mekka ausgerichteten - Felder verteilen. Geplant hat die Anlage der Architekt Bernardo Bader, der in Altach einen Mix aus Holz, islamischen Ornamenten und rot eingefärbtem Sichtbeton geschaffen hat. Soweit die Daten und Fakten. Und gerade die fassen nicht oder nur unzureichend, was mit dem Islamischen Friedhof in Altach geschafft wurde. Denn die Geschichte des Islamischen Friedhofs zeigt bereits jetzt - kurz nach seiner Eröffnung - ein großes Miteinander. Und das begann so: 2003 dachte man erstmals über das Projekt Islamischer Friedhof laut nach. Man beriet sich über die Frage, ob der Bedarf eines Friedhofs für die Islamischen Gemeinschaften gegeben sei. Das Ergebnis: Ja, der Bedarf ist da. 150 Moslems und Muslima sterben durchschnittlich pro Jahr in Vorarlberg. Es sind Menschen, die einen Großteil ihres Lebens in Österreich verbracht haben. Ihre Bestattung fand bisher aber im Regelfall immer noch in ihren Ursprungsländern statt - weit weg von ihren Familien, Kindern und Enkelkindern.
Ein Projekt der Vielen
Die Beauftragung Elisabeth Dörlers, der Islam-Expertin der Diözese Feldkirch, verschiedene Möglichkeiten und Varianten eines Islamischen Friedhofs zu erheben, war ein weiterer Schritt in diesem Gemeinschaftsprojekt. Auch setzten sich die Bürgermeister der Kummenbergregion an einen Tisch und fanden sehr bald den Ort dafür - im Dreieck zwischen Götzis, Altach und Hohenems.
Gottfried Brändle, Bürgermeister in Altach, erinnert sich daran, dass ihn kurz nach der Bekanntgabe der Pläne drei Mails negativen Inhalts erreichten. Das waren bis heute die einzigen.
Heimat heißt, willkommen zu sein
Heute sind sich die Vertreter/innen der verschiedenen Konfessionen sowie der Politik einig - der Islamische Friedhof in Altach, der übrigens gemeindeübergreifend betrieben wird, ist ein Beispiel dafür, wie Integration den Praxistest mit Bravour bestehen kann. Warum? Einerseits weil er, wie Diözesanadministrator Dr. Benno Elbs betonte, ein Zeichen der Religionsfreiheit ist und andererseits auch, weil er, so Integrationsexperte Attila Dincer, zeigt, dass beheimatet zu sein eben auch heißt, bis über den Tod hinaus willkommen zu sein.
Es ist möglich, dass sich verschiedene Kulturen, Menschen verschiedener Herkunft und Konfessionen eine gemeinsame Heimat teilen. Es ist nicht nur möglich, es wir in Zukunft sogar unumgänglich werden. Einheit in der Vielfalt und das ist gut so. Die Eröffnung des Islamischen Friedhofs, die mit einem Tag der offenen Tür gekoppelt war, ist selbst das beste Beispiel dafür: Hunderte Männer und Frauen, Christen und Moslems, Österreicher und Weltenbürger kamen nach Altach und hatten ein gemeinsames Ziel - den anderen in seiner Kultur kennenzulernen.
ZUR SACHE
Elisabeth Dörler, Islam-Beauftragte der Diözese Feldkirch, erhob im Vorfeld der Bautätigkeiten im Gemeindegebiet Altachs den Bedarf und die religiösen Rahmenbedingungen eines Islamischen Friedhofs in Vorarlberg.
Integration ist Identität. Dass der Bedarf gegeben war, stellte sich bald heraus. Blieb die Frage nach der Integration. Der Gemeinschaftsgedanke verbindet im Islam wie auch im Christentum die Gläubigen. Diese Gemeinschaft solle auch im Tod gewahrt bleiben. Das war mit ein Grund, die Variante der Kombination von christlichem und islamischem Friedhof ad acta zu legen.
Integration heiße im Falle eines Islamischen Friedhofs in Vorarlberg, so schließt Elisabeth Dörler in ihrer Studie, eben auch die Wahrung der kulturellen Identität.