„Stille Nacht, Heilige Nacht“ - wer kennt nicht das weltbekannte Weihnachtslied. Doch wie ist es entstanden? Mit dieser Geschichte befasst sich der Film „Silent Night“ des Vorarlberger Regisseurs Christian Vuissa. Das KirchenBlatt sprach mit Christian Vuissa.

zu: Silent Night - Der Film

von Susanne Emerich

Hauptsächlich für den amerikanischen Markt produziert, wird „Silent Night“ zur Weihnachtszeit auch in Österreich, Deutschland und der Schweiz gezeigt. Der Film begeisterte am 3. Dezember 2012 das Publikum in einem ausverkauften Metrokino in Bregenz - dem anwesenden Regisseur sowie zwei seiner Hauptdarsteller wurde viel Applaus gespendet.

Wie kamen Sie auf die Idee, einen Film über die Entstehungsgeschichte des Weihnachtsliedes „Stille Nacht“ zu produzieren?
Ich habe vor einigen Jahren eine Szene für einen meiner Filme in Oberndorf in der „Stille Nacht-Gedächtniskapelle“ gedreht. In der Szene singen zwei Brüder „Stille Nacht“ mit Gitarrenbegleitung in der Originalfassung. Ich habe dadurch ein bisschen mehr über die Entstehung des Liedes erfahren und mich für die Geschichte des Joseph Mohr interessiert. Aus dieser Recherche ist dann die Idee für den Film entstanden.Mich fasziniert, wie aus den ärmlichsten Umständen etwas Großes entstehen kann. Mit dem Lied „Stille Nacht“ ist das dem Joseph Mohr gelungen.

Welchen Bezug haben Sie persönlich zu diesem Lied?
Wir haben das Lied zusammen mit anderen Liedern seit meiner Kindheit immer zu Weihnachten als Familie gesungen. Es ist sicher eines der schönsten Weihnachtslieder.

Wo haben Sie recherchiert, welche neuen Erkenntnisse der aktuellen Forschung sind in den Film eingeflossen?
Ich habe mehrere Bücher zur Entstehung des Liedes gelesen und auch online ausgiebig geforscht. Außerdem habe ich die verschiedenen „Stille Nacht“- Museen besucht. Eine der relativ neueren Erkenntnisse ist, dass Mohr den Text zum Lied bereits zwei Jahre vor der Erstaufführung in Mariapfarr geschrieben hat. Ich habe dann versucht, diese Informationen in die Geschichte einfließen zu lassen. Im Film liest dann zum Beispiel Mohr das Gedicht einem kleinen Jungen vor. Erst später kommt ihm die Idee, den Text mit einem Weihnachtslied zu verbinden.

Nach welchen Kriterien haben Sie die Schauspieler/innen gecastet? Sie haben eine wichtige Rolle mit Ihrem Sohn besetzt - hatte er schon schauspielerische Erfahrung oder warum fiel die Wahl auf ihn?
Die Schauspieler wurden durch Castings in München, Wien und Berlin gefunden. Obwohl der Film in Englisch und für ein amerikanisches Publikum gemacht wurde, haben wir uns für hiesige Schauspieler entschieden, um dem Film zusätzliche Authentizität zu verleihen. Es war eine sehr schöne Erfahrung mit heimischen Schauspielern zu arbeiten.
Ich habe meinen Sohn für die Rolle des kleinen Jungen gewählt, weil er das richtige Alter und Aussehen hatte, und weil ich wusste, dass er die Rolle gut spielen würde. Er kann auch Englisch sprechen, und es war deshalb leichter, meinen eigenen Sohn bei den Dreharbeiten dabei zu haben, anstatt eines Kindes, das immer aus Wien oder München hätte anreisen müssen. Und ich habe die Zusammenarbeit mit ihm sehr genossen.

Was möchten Sie mit diesem Film dem Kinopublikum vermitteln?
Ich wollte einen historisch authentischen Film machen, der dem „Stille Nacht Lied“ und seinem Schöpfer zur Ehre gereicht und den Zuschauer auf den wahren Geist der Weihnacht einstimmt. Dabei wird das Jesuskind in der Krippe zum Symbol der Hoffnung für Joseph Mohr und die Menschen in seiner Gemeinde.

Wie war die Resonanz in den USA? Gibt es darin einen Unterschied zum europäischen Publikum?
In den USA ist der Film am „Thanksgiving Day“ uraufgeführt worden und sehr gut angekommen. Wie das Lied hat auch der Film nach ersten Zuschauerreaktionen viele Herzen berührt. Das ist uns bis jetzt hier in Europa auch gelungen. Für alle Menschen, die sich der Weihnachtsbotschaft öffnen, erzählt der Film eine Geschichte, die keine Grenzen kennt und in den Herzen nachklingt.

Sie sind im Alter von 22 Jahren den Mormonen „beigetreten“ - was war der Beweggrund? Welchen Bezug haben Sie zu Ihrer ursprünglichen Religion - dem katholischen Glauben? Inwiefern wirkt sich das auf Ihr alltägliches Leben bzw. auf religiöse Feste (z.B. Weihnachten etc.) aus?
Ich hatte mit 22 eine sehr persönliche geistige Bekehrungserfahrung, die mein Leben nachhaltig beeinflusst hat. Bei Glaubensfragen achte ich die Erfahrung anderer Menschen genauso wie meine eigene. Seinen Glauben zu leben bedeutet ja, dass man sich auf eine bewusste Auseinandersetzung mit den tiefsten Fragen des Lebens einlässt. Dabei steht auch immer die Suche nach Antworten und nach Gott im Mittelpunkt. Ich glaube, dass man sich deshalb als gläubiger Mensch mit Wertschätzung begegnen kann, egal welcher Religionsgemeinschaft man angehört. Für Mormonen ist Weihnachten eine genauso schöne Zeit wie für Katholiken auch - das „Stille Nacht, Heilige Nacht“ ist auch in unserem Gesangbuch enthalten.

TERMIN

„Silent Night“ ist demnächst in Dornbirn zu sehen.
Christian Vuissa wird bei der Vorstellung anwesend sein und anschließend Fragen beantworten. Der Film wird im englischen Original mit deutschen Untertiteln gezeigt. (O.m.U.) Kartenreservierung unter T 05572 21973.
Mi 19. Dezember 19.30 Uhr, Cinema 2000, Dornbirn.


Silent Night - Der Film

Protagonist des Films ist Joseph Mohr, der Anfang des 19. Jahrhunderts als junger katholischer Hilfspfarrer in das verarmte Oberndorf bei Salzburg kommt. Hier herrschen noch konservative Verhältnisse - repräsentiert durch Pfarrer Nöstler - dem Vorgesetzten Joseph Mohrs - der die Messe auf lateinisch zelebriert und Neuerungen, wie sie der Hilfspfarrer durchführen will, kritisch gegenübersteht. Dieser versucht die Kirche dem einfachen Volk näher zu bringen - sei es durch das Feiern der heiligen Messe in deutscher Sprache oder durch die Gründung eines Kirchenchors, dem - zum Entsetzen des Altpfarrers - auch eine Frau angehört, die auch noch aus sozial armen Verhältnissen stammt. Doch Joseph Mohr hat Erfolg, seine Bemühungen scheinen Früchte zu tragen.

Weihnacht. Trotzdem verfällt er in eine Glaubenskrise - zu anstrengend sind die dauernden Auseinandersetzungen mit Pfarrer Nöstler und die Kritik der konservativen Mitglieder der Dorfgemeinschaft. Schließlich muss sich Mohr entscheiden, ob er Oberndorf verlässt oder seiner Kirchengemeinde treu bleibt. Als am Weihnachtstag die Orgel ausfällt, fasst Joseph Mohr den Entschluss, seiner Kirchengemeinde trotzdem einen unvergesslichen, mit neuer Hoffnung erfüllten Weihnachtsabend zu bescheren - es entsteht in Zusammenarbeit mit dem Organisten und Lehrer Franz Xaver Gruber „Stille Nacht, Heilige Nacht“, das in der Originalfassung bei der Premiere am Weihnachtsabend des Jahres 1818 von Gruber und Mohr zu Gitarrenbegleitung - und seither weltweit gesungen wird - und als Inbegriff des Weihnachtsbrauchtums sogar zum immateriellen UNESCO-Kulturerbe erklärt wurde.

Drehorte. Die Dreharbeiten fanden hauptsächlich in Groß-gmain bei Salzburg statt, und wer genau hinschaut, wird erkennen, dass ein paar Aufnahmen in der Bregenzer Oberstadt gedreht wurden.

Filminfos unter www.mirrorfilms.com

Christian VuissaChristian Vuissa

Christian Vuissa wurde 1969 in Bregenz geboren. Seine Mutter schloss sich, als Vuissa noch ein Kind war, nach der Begegnung mit Missionarinnen der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage - den Mormonen - an. Die Mutter ließ sich, wie zur Zeit Jesu und bei den Mormonen üblich, durch Untertauchen taufen -  der Vater bestand auf die katholische Erziehung der Kinder.
Christian Vuissa begann sich erst ab der Pubertät mit Religiosität zu beschäftigen - er las die Bibel und trat nach einer „Bekehrungsphase“ als 22-Jähriger den Mormonen bei.

Vuissa ist seit zehn Jahren in den USA als Drehbuchautor, Regisseur und Produzent bekannt - mit seinen Spielfilmen, die oftmals mit spirituellen Inhalten die Lebensweise der Mormonen reflektieren.
Mit seiner Frau und seinen drei Kindern lebt Christian Vuissa in Dornbirn und Provo, Utah, USA.

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