Nach den närrischen Tagen des Faschings präsentiert uns die Fastenzeit ein Stop-Signal: die Einladung, innezuhalten, unseren Alltagstrott zu überdenken und die Tiefe des Lebens neu wahrzunehmen. Die Diözese lädt mit Haltestellen buchstäblich zum Innehalten ein.

Von Matthias Nägele

„Das Gestern ist Geschichte, das Morgen nur ein Gerücht, doch das Heute ist ein Geschenk“, lautet ein Sprichwort aus England.  Ein Geschenk, das oft zu kurz kommt und im Gedränge des Alltags verloren geht. Daher brauchen wir immer wieder Unterbrechungen, um den Blick für das Geschenk des Heute zu schärfen. Wer aus der Tiefe leben will, muss hin und wieder stehen bleiben, innehalten - um das Geschenk des Augenblickes zu entdecken.

Die Fastenzeit bietet vielfältigste Gelegenheiten, diesen Blick auf das Wesentliche unseres Lebens zu lenken. Wir sind eingeladen, Gewohntes zu unterbrechen und neue Sichtweisen zu gewinnen. Tag für Tag zu leben. Minute für Minute. Lasst uns das Leben wieder langsam leben. Und leiser - damit das Leben in uns stärker werden kann.

Vielfältige „Haltestellen“. In unserer Diözese ist „Halt amol“ das Motto für die Fastenzeit: Pfarren, Gruppen und Initiativen sind eingeladen, die se diözesane Plattform zu nutzen und Angebote in der Fastenzeit unter diesem Motto zu gestalten. Mit einer Kunstinstallation am Busplatz in Dornbirn und mit mobilen Haltestellen, die durch die Pfarren „wandern“ soll jede Bushaltestelle im Land zum Signal solcher Unterbrechungen werden. Passanten können an den Haltestellen lila Piktogramme als Erinnerungszeichen  mitnehmen.

www.haltamol.at

 
Nachgefragt: Was bedeutet Fasten für Sie?

Markus HoferMarkus Hofer
Männerbüro

Die wahre Größe entdecken!
Das Aufstreuen der Asche erinnert uns an unsere Vergänglichkeit und Bedürftigkeit. Männliche Aufgeblasenheit, die sich selbst zu wichtig nimmt, hat in unserer Welt schon schlimme Dinge angerichtet. Ohne Demut gibt es vermutlich kein wahrhaftes Menschsein und kein menschliches Glück. Denn wahre Größe beginnt erst dort, wo wir uns selber nicht mehr so wichtig nehmen.

Kutzer MartinMartin Kutzer
Fitnesstrainer

Konzentration auf das Wesentliche.
Wenn Menschen an Fitnesssport denken, ist oft die Vorstellung von Kasteiung dabei. Doch man muss sich nicht kasteien, um seine Ziele zu erreichen. Für mich ist Fasten die Konzentration auf das Wesentliche.
Nicht karg sondern genügsam, mit gutem Mut sich den Anforderungen zu stellen, verstehend lernen, unsere Mitte zu finden und aus der Mitte dann leben zu können.

Mansfield-Zech AliceAlice Mansfield-Zech
Psychologin

Fasten heißt sich entlasten!
Durch das Fasten hat der Körper Gelegenheit, sich zu entgiften, sich zu erholen und sich zu entlasten (auch im Sinne von Laster!). Durch den Verzicht lerne ich wieder zu schätzen.
Das Fasten hat es in sich, dass ich mich dabei rein und bescheiden fühle. Ich entdecke die Freude an einfachen Dingen. Es stärkt das Mitgefühl und die Verbundenheit mit anderen Menschen.

Zausnig KarinKarin Zausnig
Fastenleiterin

Genussfähiger werden.
Fasten kann niemals auf den körperlichen Aspekt reduziert werden. Tatsächlich übt der/die Fastende einen völlig neuen Lebensstil, denn es wird so vieles weggelassen: Termine, Hast und Eile, Konsum, Gewohnheiten, die einem nicht gut tun. Das Fasten führt uns vor Augen, mit wie wenig man zufrieden sein kann. Der Verzicht macht uns zu selbstbewussteren und genussfähigeren Menschen.

(Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 10 vom 13. März 2011)