Die Firmvorbereitung aus Sicht des ehrenamtlichen Firmbegleiters Peter Mennel aus Schwarzach.

Wir fragten: Was bedeutet Ihnen/dir die Firmung?
Fakten: Firmung in Vorarlberg

Firmung für Nicht-Christen – geht das? Natürlich nicht. Die Firmung weist als Initiationsritus zwar Parallelen zu anderen Religionen auf, ist aber ein katholisches Ritual und Sakrament, das die Taufe voraussetzt. Warum also diese Frage?

von Peter Mennel

Die eingangs gestellte Frage entspringt meiner Tätigkeit als Firmgruppenleiter. Ich wollte von den Jugendlichen wissen: „Warum lasst ihr euch firmen?“ Die Reaktionen waren überwiegend dieselben: Schweigen, Achselzucken, fragende Blicke, Äußerungen wie „keine Ahnung“, „weil ma´s halt tuat“ oder „weil's dazuaghört“. Nach einiger inhaltlicher „Hebammentätigkeit“ formulierten sie Gründe wie: die Beziehung zur Firmpatin, der Wunsch, dabei zu sein, manchmal auch religiöse Highlights wie: „Ich möchte meinen Glauben stärken“. Der Wunsch, einen Platz in der Kirche einzunehmen und sich in ihr einzubringen, kam nicht vor. Meine Firmlinge waren meistens keine praktizierenden katholischen Christen, und das ohne schlechtes Gewissen.

Frage nach dem Danach
Wie also damit umgehen, dass die meisten Firmlinge, Eltern und Firmpat/innen zwar getauft sind, sich aber innerlich von der Kirche entfernt haben oder noch nie wirklich dabei waren? Wie umgehen mit der Aussicht, dass nach der Firmung kaum ein Jugendlicher sich öfter in der Kirche oder in Pfarrveranstaltungen blicken lässt als vorher? Und das nach einer vorbildlichen Firmvorbereitung, in der dem Firmteam der Spagat zwischen christlichen Glaubensinhalten und dem Eingehen auf die Lebenswelt der Jugendlichen gut gelungen ist.

Und trotzdem
Den Jugendlichen ist die Kirche „gleichgültig“ in dem Sinne, dass sie kaum mehr emotionale Verbindungen zu ihr spüren. Was ist dann Firmung ohne entsprechende Motivation, Haltung und Bedeutung? Eine meiner Antworten an die Firmlinge lautete deshalb: „Wenn euch die Kirche, der sonntägliche Gottesdienst, Jesus und Bibel egal sind, dann lasst euch auch nicht firmen." Aber das ist eben nur eine Antwort. Und sie funktioniert nicht.
Diese kirchenfernen Jugendlichen wollten sich nämlich sehr wohl firmen lassen, brachten sich in den vierzehntägig stattfindenden Firmgruppentreffen mit Begeisterung ein und engagierten sich am „Heiliggeisttag“. Sie standen am Sonntagmorgen auf, um das Pfarrcafe nach der Sonntagsmesse (in die sie nicht gingen) zu organisieren, halfen beim Suppentag, bastelten für den Adventbasar, organisierten einen Stundenlauf und erzielten am Ende eine Geldsumme von über 5400 Euro für ihr Sozialprojekt, die Unterstützung eines Heimes für Menschen mit Behinderung in Ungarn. Ich musste also nach einer anderen Antwort suchen auf die Frage, die eigentlich „Firmung für kirchenferne Katholiken?“ lauten müsste.

Die Antworten
Meine Suche führte mich zur „Bar-Mizwa“, welche die jüdischen Jugendlichen mit 13 Jahren feiern. Sie sind nun „Sohn und Tochter der Pflicht“. Ab diesem Zeitpunkt sind nicht mehr ihre Eltern, sondern sie selber vor Gott verantwortlich für ihre Gedanken, Worte und Handlungen.
Was es heißen kann, persönliche Verantwortung vor Gott und dem „Gesetz“ zu leben, wird auch am Juden Jesus von Nazareth deutlich. Er wollte seine Religion hin zu mehr Menschlichkeit reformieren und wurde deswegen von der religiösen Elite seiner Zeit verfolgt. Zentral für das „Reich Gottes“ war für ihn das Gebot der Menschen- und Gottesliebe, erweitert zur radikalen Feindesliebe.

Ausdruck von Bedürfnissen
In der weiteren Suche werde ich wieder bei einem Juden fündig: beim Psychologen, „Friedensstifter“ und Begründer der Gewaltfreien Kommunikation, Marshall B. Rosenberg. Für ihn sind unsere Gefühle Hinweise dafür, ob unsere grundlegenden Bedürfnisse als Menschen erfüllt sind oder nicht. In diesen Bedürfnissen geht es um die Förderung des Lebens und der Lebendigkeit in mir, in meinen Beziehungen zu anderen und zum größeren Ganzen. Rosenberg betrachtet diese Bedürfnisse als Quelle des Göttlichen in uns. Christlich gesprochen nenne ich es eine Form des „Heiligen Geistes“.
Den vierten Teil meiner Antwort schenkt mir auch ein Jude, Viktor Frankl. In seiner „Sinn-Therapie“ geht es darum, durch das Leben von Werten Sinn zu finden. Dieser Sinn entspringt einerseits aus einem „Ursinn“ und muss andererseits von jeder Person individuell immer wieder neu gefunden und gelebt werden, damit das Leben des Menschen und der Menschheit „SINN-“ und „WERT-voll“ wird.

Verantwortung
Für die Firmung bedeutet das, dass Jugendliche nun persönlich für die „göttliche Quelle“ in sich selbst verantwortlich sind, indem sie für ihre Bedürfnisse Verantwortung übernehmen: für das Bedürfnis nach Zugehörigkeit (zur Gruppe der Jugendlichen, die sich firmen lassen wollen); für das Bedürfnis, sich einzubringen in der Welt; und für das Bedürfnis, für Menschen in Not „der Nächste zu sein“.
Die Erfüllung dieser Bedürfnisse fördert die Erfüllung des Sinns von Menschsein (nicht zu verwechseln mit dem Ego) und die Inkarnierung des „Willen Gottes“ im zentralen „dreifaltigen“ Liebesgebot Jesu: Liebe Dich, den Nächsten und Gott.

Damals - heute
Zwanzig Jahre nach Jesu Tod beschlossen die Apostel, dass Menschen Mitglieder der Glaubensgemeinschaft sein können, ohne alle jüdischen Riten befolgen zu müssen. Auch heute haben sich die Voraussetzungen für die Firmlinge gewandelt, aber nicht die Präsenz des „Heiligen Geistes“ in ihrer Motivation und in ihrem Handeln. Die Jugendlichen können sich weiter am Aufbau des „Reiches Gottes“, einer Welt voll Wertschätzung, Frieden und Gerechtigkeit beteiligen. Die Kirche kann dabei den Rahmen bilden, Angebote machen und begleiten.

* Mag. Peter Mennel,
50 Jahre, verh., 3 Töchter,
ist Begleiter einer Firmgruppe in Schwarzach, Religionslehrer sowie Jugend-, Männer- und Paarberater am Ehe- und Familienzentrum in Feldkirch.

Was bedeutet Ihnen / Dir die Firmung?

Roshan Kreuzer, FirmlingRoshan Kreuzer
Firmkandidat

Freude
Im Oktober 2010 begannen wir unseren Firmweg. Mit offenen Ohren lauschten wir gespannt den Worten unserer Firmbegleiter Norbert Attenberger und Hans Auer. Im Jänner verbrachten wir ein Wochenende in St. Arbogast. Durch die Gemeinschaft, die wir dort erlebten, kamen wir besonders in diesen Tagen uns und auch Gott näher. Jetzt freuen wir uns schon auf die Firmung mit unserem Bischof Erwin Kräutler.

Melina Heinzelmaier, FirmlingMelina Heinzelmaier
Firmkandidatin

Vertrauen
Uns hat der Firmweg sehr gut gefallen, speziell das Firmwochenende. Es war zu einem Zeitpunkt, an dem wir uns noch nicht sehr gut kannten und somit war es eine gute Möglichkeit, sich näher kennen zu lernen. Mit verschiedenen Spielen in der Gruppe lernten wir schnell, einander „blind“ zu vertrauen. Sehr beeindruckt waren wir auch von unseren Referentinnen Roswitha Hagleitner und Andrea Böhler.

Markus Bacher, FirmpateMarkus Bacher
Firmpate

Vorbild
Für Jugendliche im Firmalter beginnt ein wichtiger Lebensabschnitt mit vielen Entscheidungen. Clemens hat sich für mich als Firmpaten entschieden, ich habe mich sehr darüber gefreut.
Als Pate werde ich Clemens keine großartigen Ratschläge  geben. Ich kann nur versuchen, ein Vorbild (außerhalb der Familie) zu sein. Meinem Firmling möchte ich vorleben, dass Gottvertrauen sehr wohl funktioniert.

Nicole Kraft, FirmungNicole Kraft
Firmbegleiterin

Entscheidung
Auf dem langen Firmweg entsteht eine Gemeinschaft des gegenseitigen Vertrauens ohne Leistungsdruck. Bei jedem Treffen ist für die Jugendlichen natürlich auch Spaß dabei.
Die Vorbereitungszeit, die sich über vier Jahre, von 12 bis 16 Jahren erstreckt, bietet die Möglichkeit, positive Erfahrungen mit der katholischen Kirche zu machen und sich bewusst für das Christsein zu entscheiden.

Dreitausend Mal Firmung

Die Firmung ist nach der Taufe und der Erstkommunion das dritte Sakrament der Initiation, der Aufnahme eines Menschen in die Gemeinschaft der Kirche.
Fakten zur Firmung in Vorarlberg

(aus KirchenBlatt Nr. 22 vom 5. Juni 2011)