Die neu gestaltete Kartenserie der Diözese Feldkirch soll Kontakt zu getauften jungen Menschen aufbauen und die potentielle Kluft zwischen Kirche und Jugendlichen überwinden. Von Simone Rinner.

Die Diözese Feldkirch lässt sich in die Karten blicken.

Lady Gaga oder Alice Cooper sind Künstler, die man wahrscheinlich eher weniger mit Gott in Verbindung bringen würde. Sie und Stars wie Nena, Bob Marley oder Flea von den Red Hot Chili Peppers helfen der Kirche dabei, eine Beziehung zu Menschen aufzubauen, die sie sonst in der Form eher nicht erreichen könnte - Jugendliche.

„Ich bin auf meine Art schön, weil Gott keine Fehler macht“, ist auf Englisch auf einer Karte zu lesen, die mit Spiegelfolie beklebt ist und auf der man sich selbst betrachten kann.   Klingt nach Werbung? In Wahrheit ist es eine Geburtstagskarte, die jeder getaufte Jugendliche von der Diözese zum 14. Geburtstag erhält. Damit schließt sie an die erste Karte, die die 12- und 13-Jährigen zur Firmung erhalten haben an.

Was soll denn das? Es ist kein Geheimnis, dass sich Jugendliche oftmals von der Kirche distanzieren und sich zwischen ihnen eine Kluft aufzutun scheint. Schade, findet die Diözese Feldkirch, und versucht mit einer Aktion dagegenzuwirken: der Kartenserie. „Der Katholischen Kirche Vorarlberg ist es ein großes Anliegen, dass die jungen Menschen merken, dass wir an ihnen Interesse haben“, erklärt Bohuslav Bereta, der Leiter der Jungen Kirche. Diese Interessensbekundung geschieht seit dem Jahr 2010 mit einer Kartenserie, die heuer neu aufgelegt wurde.

„Interessant, bunt und jugendlich“ sollten die sieben Karten, die aus verschiedenen Anlässen versendet werden, sein. Gemeinsam mit der Diözese, die den inhaltlichen Teil der Gestaltung übernahm, entstand in Kooperation mit dem Grafikstudio „Kaleido“ eine Serie, die sich sehen lassen kann. Angereichert mit Stickern, Gewinnspielen, Gutscheinen oder einer CD gelingt es, Kontakt mit Jugendlichen aufzunehmen.

Auf eine Karte setzen. „Der Punkt ist, dass wir es gewohnt sind, dass es meist negativ ist, wenn wir etwas von der Kirche hören“, weist Bereta auf den Kirchenbeitrag hin. Um diese negative Erfahrung gar nicht erst aufkommen zu lassen, setzt die Diözese auf den Kontakt mit Jugendlichen und im wörtlichen Sinn auch auf eine bzw. mehrere Karte(n). „Bei der Kartenserie geht es weder um Werbung, noch erwarten wir eine Gegenleistung. Wir versuchen mit einem kleinen symbolischen Geschenk auf die Jugendlichen zuzugehen“, fasst Bereta die Absichten der Diözese zusammen. Der Zugang geschieht dabei über Aussagen von Menschen aus der Lebenswelt der Jugendlichen: bekannte Musiker/innen. 

Näher. Insbesondere kleine Geschenke, wie die Einladung zu einem Bergwochenende, ein freier Eintritt in die Disco „K-Shake“ oder die CD „GodSound“ kommen gut an und bringen Jugendliche und Kirche einander wieder näher. Die Kirche hat ihre Karten gut ausgespielt.

Zur Sache

Sieben Karten für ein Halleluja

Zugegeben, der Titel klingt etwas reißerisch, aber irgendwie steckt auch ein Funken Wahrheit darin. Die Kirche spielt ihre Karten nämlich im wahrsten Sinn des Wortes neu aus. Wie? Mit einer neuen Kartenserie, die eines bezwecken soll: Kontakt zu Jugendlichen.

Sie haben Post. Bereits im Alter von 12 bzw. 13 Jahren erhalten die Jugendlichen zum ersten Mal Post von der Kirche. Mit einer Karte werden sie an die Firmung erinnert, bevor ihnen zu ihrem 14. Geburtstag eine Spiegelkarte zugesendet wird. Die Absender reichen dabei von der Pfarre vor Ort über den Leiter der Jungen Kirche, Bohuslav Bereta, bis hin zum Jugendseelsorger Dominik Toplek.

Neuer Zugang. Bis zu ihrem 19. Lebensjahr erhalten die Jugendlichen insgesamt sieben Karten zu unterschiedlichen Anlässen oder einfach nur zur Kontaktaufnahme. Seit dem Jahr 2010 läuft die Aktion, die als eine Neugestaltung des Jungchristenbriefs gedacht war. Die Jugendlichen sollten nicht nur von der Kirche hören, wenn sie zum ersten Mal aufgefordert werden ihren Kirchenbeitrag zu leisten. Sieben Karten sind als Ergebnis entstanden, die - angereichert mit Sprüchen bekannter Künstler/innen - einen neuen Zugang zu Kirche und Religion geben.

Geben ist seliger denn Nehmen. Diesen Spruch nimmt sich die Kirche zu Herzen und geht einen Schritt auf die getauften Jugendlichen zu. Mit Grußkarten, einer Eintrittskarte in eine Disco, einer CD oder einem Gewinnspiel. Die Resonanz? „Unsere Zielgruppe spricht sehr gut auf das Angebot an“, zeigt sich Bereta von der Aktion zufrieden. Natürlich gebe es auch kritische Stimmen, aber „wir befinden uns auf einem guten Weg.“ Im Jahr 2010 gewann das Projekt sogar den Joseph Binder Award - einen Design-Wett­bewerb. Und irgendwie sind
Design und Styling ja auch Teil der Lebens­welt von Jugendlichen.