Alt-Bischof Elmar Fischer wendet sich anlässlich seiner Emeritierung an die Gläubigen und lädt zu einem Dankgottesdienst in den Dom ein.

Liebe Gläubige!
Am 4. Adventsonntag werde ich mit der Feier der Eucharistie als Bischof von Feldkirch im Dom verabschiedet. Die leitende Aufgabe wird nach Entscheidung des Papstes in absehbarer Zeit ein anderer übernehmen. Allen meinen Dank, die mir in diesen Jahren in meinen Aufgaben beigestanden sind. Alle bitte ich, mir die Unzulänglichkeiten in meinem Bemühen zu verzeihen.
Einiges an Wichtigem aus meinem Dienst will ich durch dieses Schreiben an Euch weitergeben.

Durch den Auftrag des damaligen Pastoralamtsleiters Hofer, habe ich mich besonders in der Ehe- und Familienpastoral eingesetzt. Das hat mich in meinem Glauben stark geprägt. Aus Erfahrungen in der Ehevorbereitung und der Beratung wurde mir deutlich: um die Ehebeziehung auf Dauer lebendig zu halten, ist die Fähigkeit zur Liebe erforderlich. Diese ist zwar in jedem als Talent gegeben, braucht jedoch Entfaltung und Bildung. Unser Glaube hat als wichtigstes Gebot die Liebe als Gottes-, Nächsten- und Selbstliebe. Unsere Begabungen in Liebe leben zu können, dies soll durch den inneren Vollzug der Sakramente und der Messfeier entfaltet und gefördert werden. Was in der Botschaft Jesu an Anregung ausgesprochen ist, soll das tägliche Leben mit der Erfahrung von Sinn und Freude erfüllen.

Wir leben in einer Zeit vielfältiger Säkularisierung. Aus verschiedensten, unterschiedlichen Gründen wird der Glaube wenig praktiziert, für verzichtbar erklärt, auch verspottet. Nicht wenige verlassen die Gemeinschaft der Kirche.
Was mir in den vergangenen Jahren gerade im Blick auf diese Situation oft eine Freude war: die nicht wenigen persönlichen, spontanen Initiativen von Gläubigen z.B.: für den Lebensschutz, die Nachbarschaftshilfe, für Einsätze in der Entwicklungshilfe, Initiativen zur Anbetung, die Marienweihe, Abende der Barmherzigkeit als Einladung zur Beichte und zahlreiche andere Aktionen.

Generell und grundlegend scheint mir für die Zukunft - und damit wir Zukunft haben - das Bemühen für einen persönlichen Glauben.
Die Befähigung zur echten Liebe ist wohl der Wunsch eines jeden. Dass Liebe nicht selbstverständlich da ist, zeigt die Zahl der Trennungen und der unverbindlichen Beziehungen, gerade im Bereich Ehe, Familie. Es geht
jedoch auch heute darum „neuer Mensch“ nach der Vorgabe des Apostels Paulus zu werden (Eph 2,15), nicht
einfach zu übernehmen, was der Zeitgeist und allzu oberflächliche Medienangebote suggerieren. Das trägt nicht.

Auch darauf möchte ich hinweisen: die Botschaft Jesu ist durch die Entwicklungen der Moderne nicht überholt.
Vieles an Menschlichkeit und sozialem Miteinander wurde durch unseren Glauben grundgelegt und wird durch ihn auch heute getragen. Wenn er als entbehrlich und ver­zichtbar seine Bedeutung verliert, bleibt dies nicht ohne Wirkung auf das Niveau unseres Menschseins.
Ich erhoffe besonders von der jungen Generation, dass sie heute in der verwirrenden Vielfalt der Angebote zur Lebensgestaltung nach dem Tragenden und Echten sucht. Die Talente einzugraben (Lk 19,11ff.) ist nicht zukunftsträchtig. Jesus ist auch heute für die Mehrung der Begabungen, auch im Bereich des Glaubens.

Drei Ereignisse in den letzten Wochen waren für mich besonders berührend:

  • Durch die Ehrung der Aktion „Tischlein deck dich!“ wurde die Spendenbereitschaft zahlreicher Firmen und die Bereitschaft zur ehrenamtlichen Hilfe vieler offen­kundig. Es lebt da Hilfsbereitschaft!
  • Der seliggesprochene Provikar Carl Lampert hat durch sein Beispiel Achtsamkeit für die Geistesentwicklung auch unserer Zeit wachgerufen. „Dass Menschen wieder Menschen werden“ ist eine Hoffnung, die der Selige damals in die Zukunft gesprochen hat.
  • Schwester Pacis Vögel, die posthum für ihren Einsatz in Nairobi geehrt wurde, hat ihren Dienst lange Jahre - für uns unbekannt - getan. Sie macht mit ihrem Wirken aufmerksam, dass die Kinder und ihre Herzensbildung auch uns im reichen und nicht selten für Kinder zu wenig sensiblen Europa erste Priorität sein müssen.

Es gab und gibt die Menschen des guten Willens. In unserer Zeit der Freiheiten und der Freizügigkeit ist es wichtig Profil zu zeigen. Die Botschaft Jesu schenkt Orientierung. Die kommende Festfeier zeigt uns den Gott, der zu uns kommt, wenn wir unser Herz öffnen. Er schenke uns Zukunft.

+ Elmar Fischer
Bischof em. von Feldkirch

Anlässlich der Emeritierung von Diözesanbischof Dr. Elmar Fischer lädt Diözesanadministrator Dr. Benno Elbs alle Gläubigen herzlich zur Feier eines Dankgottesdienstes in den Dom zu Feldkirch ein. Die Feier am 4. Adventsonntag wird musikalisch umrahmt mit der Orgelmesse „Missa brevis Sti. Joanni de Deo“ von Josef Haydn mit dem Basilikachor Rankweil und dem Kirchenchor Weiler unter der Leitung von Michael Fliri, an der Orgel Johannes Hämmerle.
 
So 18. Dezember,11 Uhr, Dom St. Nikolaus, Feldkirch.