Bei der Jahrestagung der Initiative Christlicher Orient stellte P. Frans Bouwen die Impulse der Nahost-Synode vom Oktober 2010 vor. Das Fazit, was die praktische Umsetzung betrifft: „Hoffnung ist für mich die Ebene der Laien”, sagt der Belgier P. Frans, der seit 30 Jahren in Jerusalem lebt.

Josef Wallner

Papst Benedikt XVI. hatte im Oktober 2010 160 katholische Bischöfe aus dem Nahen Osten nach Rom geladen, um die Situation der Christen zu analysieren. Ihr Dasein ist geprägt vom Leben einer Minderheit in einer oft erdrückenden muslimischen Mehrheitsgesellschaft. Die Zusammenkunft war für die teilnehmenden katholischen Bischöfe eine wichtige Möglichkeit des Kennen Lernens, ein Anstoß, mehr Gemeinschaft zu leben und vor allem im Alltag der Kirche das Vertrauen zu stärken: zwischen Bischöfen und Priestern sowie zwischen Bischöfen und Laien, so P. Frans.

Christ sein ist kein Unglücksfall
„Die Synode hat in ihrer Schlussbotschaft die Gläubigen ermutigt, ihr Christ sein im Nahen Osten nicht als Unglücksfall, sondern als Berufung zu begreifen“, erklärt P. Frans: Die Christen müssten Zeugnis für Christus geben und am Aufbau einer gerechten Gesellschaft mitarbeiten. Die Teilnahme am öffentlichen Leben ist für viele Christen ein neuer Gedanke. „Wenn sie ihren Platz in der Gesellschaft haben wollen, müssen sie sich aber einbringen“, erklärt P. Frans. Der arabische Frühling, der die diktatorischen Regierungen in Ägypten und Tunesien bereits zu Fall und andere ins Wanken brachte, hat für die Christen die Situation nochmals schwieriger gemacht. Niemand wagt eine Prognose.

Über Konfessionsgrenzen
„Pessimistisch, aber nicht mutlos”, so charakterisiert P. Frans die Lage. Es ist viel guter Wille bei Bischöfen, Priestern und Laien da. Eines aber ist für ihn klar: Die Zukunft der Kirche im Nahen Osten liegt verstärkt in den Händen der Laien. Die Kleriker sagen: „Ich bin römisch-katholisch, ich bin griechisch-orthodox. Die Laien hingegen sagen: wir sind Christen.“ Sie arbeiten oft selbstverständlich über alle Konfessionsgrenzen hinweg im Gesundheits- oder Schulwesen zusammen. P. Frans appelliert: „Die Bischöfe müssen mehr die Laien hören.” Er hofft, dass Papst Benedikt XVI. möglichst rasch das nach jeder Synode vorgesehene Dokument veröffentlicht und dadurch den Ergebnissen der Beratungen eine besondere Autorität verleiht. Die Vorschläge der Arbeitsgruppe liegen seit Juli 2011 im Vatikan. Die Unsicherheit, die der arabische Frühling mit sich bringt, macht rasches Handeln notwendig.

ZUR SACHE

Aufbruch im Orient 

Die Jahrestagung der Initiative Christlicher Orient (ICO) von 19. bis 20. September 2011 in Salzburg hatte die Lage der Christen in der arabischen Welt nach der Nahostsynode 2010 zum Thema. Zum kirchlichen Aufbruch kam überraschend der politische JerusalemAufbruch in der Region, der so genannte „arabische Frühling” dazu. Es wurde damit eine neue Ära eingeleitet, von der niemand weiß, wohin sie die kleinen christlichen Minderheiten im Nahen Osten führen wird.

In Jersusalem  ist für Christen in aller Welt geistliches Zentrum. 

„Für uns Christen im Westen soll diese Ära jedenfalls ein Aufruf sein die Sorge für die Christen im Orient ernster zu nehmen“, betonte Bischof Ludwig Schwarz bei der Eröffnung der ICO-Tagung. „Der Nahe Osten darf uns im Hinblick auf die Christen nicht zu einem Fernen Osten werden.”

Initiative Christlicher Orient. Die ICO ist ein staatlicher und kirchlicher Verein, der unter seinem Gründer und Obmann Prof. Hans Hollerweger (Linz) Christen im Nahen Osten unterstützt: durch Öffentlichkeitsarbeit in Europa, durch Besuche und durch Hilfe vor Ort. Schwerpunkt der Aktion ist der kurdisch regierte und sichere Nordirak. Dort hat die ICO im Jahr 2010 Bildungs-, Landwirtschafts- und pastorale Projekte mit rund 270.000 Euro finanziert.

Kontakt: www.christlicher-orient.at

(Aus KirchenBlatt Nr. 38 vom 25. September 2011)