Rituale für Liebende - am Beispiel der Pfarre Schwechat. Bericht von Hans Baumgartner.

Baumwollfest, Segen für Liebende, Fest der Treue – in der Pfarre Schwechat hat die Liebe viel Platz. „Weil wir erleben, dass wir den Menschen etwas anbieten können, das sie als wertvoll erfahren“, sagt Pfarrer Gump.

Schwechat ist eine lebendige Pfarre, in der sich viel tut und Solidarität modellhaft gelebt wird. „Dennoch sind wir als praktizierende Christengemeinde ein Minderheitenprogramm“, sagt Pfarrer Gerald Gump. „Wenn ich allerdings jene dazunehme, die gerne manche Angebote der Pfarre annehmen, sind wir schon wieder eine größere Gruppe.“ Zu diesen Initiativen, mit denen regelmäßig auch Menschen erreicht werden, die nicht zur Kerngemeinde gehören, zählen Angebote im Umfeld von Liebe, Partnerschaft und Ehe. „Da ist offenbar ein Bedarf da, der das Leben der Menschen trifft. Die Menschen mit der guten Botschaft vom liebenden Gott anzusprechen und sie ein Stück in ihrem Leben zu begleiten, das war ja auch der Weg Jesu. Manche sind dann mit ihm gegangen, viele sind wieder in ihren Alltag zurückgekehrt – und haben vermutlich doch etwas für ihr Leben gewonnen“, meint Pfarrer Gump. Er ist überzeugt, dass Gott viele Wege mit den Menschen geht, auch was die Ehe und Partnerschaft betrifft. „Bei ihm gibt es nicht das ,Kalt oder Heiß‘, wo außerhalb der sakramentalen Ehe alles gleich schwere Sünde ist.“

Zum Beginn.
Die Brautleuteseminare werden in Schwechat in einem sehr persönlichen Rahmen durchgeführt. Drei bis fünf Paare werden von jeweils einem Ehepaar aus der Pfarre und Gerald Gump auf dem Weg zur Ehe vorbereitet. „Begonnen wird am Freitagabend mit einer Gesprächsrunde, was sich die Leute erwarten und was wir mit ihnen vorhaben. Bei den sehr unterschiedlichen bis katastrophalen Vorstellungen, was die Kirche ihnen da vorsetzen will, ist das ein wichtiger Eisbrecher, der es möglich macht, am darauffolgenden Samstag wirklich gut zu arbeiten“, erzählt Pfarrer Gump. Dass die Eheseminare  und die kirchliche Trauung als positive Erfahrung mitgenommen werden, zeige auch die Tatsache, dass viele zum „Baumwollfest“ wiederkommen. Das ist eine Art Kurzseminar mit abschließender Segens- und Agape-Feier, zu der alle Paare, die im vergangenen Jahr geheiratet haben, eingeladen werden. Rückblick und Ausblick sind dabei wichtige Elemente.

Erntezeit.
Zum „Fest der Treue“ zur Erntedankzeit werden alle Paare, von denen man irgendwie ein Datum erfahren kann und die einen runden oder halbrunden (ab 15 Ehejahren) Hochzeitstag feiern, eingeladen. Der persönliche Segen ist dabei ein ebenso wichtiges Element in der Gestaltung der Wort-Gottes-Feier wie die Einladung zum Paargespräch darüber, was in der Beziehung verdorrt ist, was noch wachsen kann und wo man das Miteinander gerade positiv erlebt. „Das wird auch von Menschen dankbar angenommen, die nur standesamtlich verheiratet sind, von wiederverheirateten Geschiedenen oder sogar von Ausgetretenen“, meint Pfarrer Gump. „Bei der Einladung wissen wir das oft gar nicht, sondern erst, wenn die Leute vorsichtig anfragen, ob sie da auch kommen können.“

Segenszeit.
Ein sehr intimes Angebot ist die „Segnung für Liebende“ rund um den Valentinstag. Über lokale Medien werden alle eingeladen, die in einer Liebesbeziehung leben und dafür den Segen Gottes wollen. „Ich bin da zwei bis drei Stunden in der Kirche, hole die Paare einzeln bei der Tür ab, gehe mit ihnen in den Altarraum und feiere mit jedem Paar dort eine persönliche kleine Andacht mit abschließendem Segen. Dabei wird in der Regel recht konkret angesprochen, warum die Paare gekommen sind, wofür sie Gott danken oder bitten wollen. Und meistens schaffen wir es, dass wir zu dritt auch ein, zwei Lieder singen“, erzählt Pfarrer Gerald Gump.
Hans Baumgartner

Ehevorbereitung

Im März 2006 beschloss die Bischofskonferenz, die Ehevorbereitungsseminare auf einen gemeinsamen Mindeststandard von acht Einheiten (einen ganzen Tag) anzuheben. Daneben gibt es in allen Diözesen auch vertiefende Angebote. Weiters hat im Auftrag der Bischofskonferenz eine Arbeitsgruppe in den vergangenen drei Jahren die Trauungsprotokolle neu überarbeitet und einen Gesprächsleitfaden für die Brautleutegespräche erstellt. Diese sollen ebenfalls der besseren Ehevorbereitung dienen.
LINK: Dokumente der Österr. Bischofskonferenz

Der Vorsitzende der Arbeitsgruppe, Franz Harant, hat auch einen Text für Brautleute erarbeitet, der darlegt, wie die Kirche Ehe versteht und die Paare einlädt, durchzumeditieren, was sie einander versprechen.