Jugendseelsorger Dominik Toplek schreibt über Wanderarbeiter und Migranten als die modernen Söhne Jakobs: Die Fastenzeit will nicht einengen und einsperren in starre Gebote, sondern den Blick öffnen und zum Aufbruch in eine bessere Zukunft ermutigen

Ein umherirrender Aramäer war mein Vater, so heißt es in der alttestamentlichen Lesung zum Ersten Fastensonntag. Wanderarbeiter und Migranten sind die Söhne Jakobs. Es ist der Hunger, der sie nach Ägypten führt. Doch was zunächst als Zuflucht und Wohnstatt erscheint, wandelt sich im Lauf der Zeit zur Sklaverei.

Die jüdische Religion versteht die Herausführung aus dieser Sklaverei als Gottes große Befreiungstat: Er ist es, der seinem Volk das Land zeigt, das von Milch und Honig fließt. Der
Auszug aus Ägypten gilt als Vorbild für das Ostergeschehen. Die heutige Lesung lenkt den Blick auf die Früchte, die am Ende dieses Befreiungsweges stehen und ihn krönen. Da wird klar: Gott will uns in eine Zeit der Fülle führen.

Zeit der Fülle. Die Fastenzeit ist eine Gelegenheit, diesen Traum vom Glück einzuüben und sich zugleich von den bequemen Illusionen zu befreien. Sie ruft dazu auf, die Abhängigkeiten von Brot und Macht sowie das Hungern nach Anerkennung hinter sich zu lassen. Im wissenden Vertrauen, dass Gott uns hält. Jesus, so heißt es, hat diesen Versuchungen in der Wüste widerstanden. Nützen wir die Zeit, uns diesem Traum zu öffnen, den Gott uns bereithält. „Fröhlich sollst du sein ob all dem Guten, das der Herr dir gegeben hat, du und der Fremdling, der bei dir wohnt.” (Dtn 4,11)   Toplek, KG