Spannende Enquete des Vorarlberger Landtages zum Lebensschutz. Es berichtet Wolfgang Ölz.

Bild rechts: Landtagsenquete (von links): Moderatorin Ursula Kremmel, Ursula Kulhay-Luhan, LTP Bernadette Mennel, Günter Danhel, Linda Motazed und Peter Schwärzler

zu: sachliche Klärungen

Ja zum Schutz des Lebens

Der Vorarlberger Landtag hielt eine Enquete zum Lebensschutz ab. Zahlreiche Regierungsmitglieder, die Klubobleute von ÖVP und FPÖ und ein sehr engagiertes Plenum unterstrichen die Relevanz dieser Veranstaltung, die im Bereich des Lebensschutzes im Land ein relevanter Ideengeber für Politik und Gesellschaft werden könnte.

Schon die Bestückung der Referenten war hochgradig: Versierte Experten waren da, vom Direktor des Wiener Instituts für Ehe und Familie Prof. Günter Danhel über den Gynäkologen und Fetalmediziner Dr. Peter Schwärzler bis hin zu Dr. Linda Motazed, die Frauen im Rahmen des Instituts für Sozialdienste in Bregenz betreut, und der Bakip-Professorin Dr. Ursula Kulhay-Luhan, die als Lehrerin die Sexualerziehung ihrer 15-19-jährigen Schülerinnen forciert. Unter der Moderation von Ursula Kremmel wurde in hitziger Atmosphäre kontroversiell diskutiert, wobei der parteipolitische Schlagabtausch meist durch eine konstruktive Diskussion wohltuend ersetzt war. Im Publikum gut vertreten waren die Leute von der Plattform für das Leben, dem Verein Miriam, Befürworter von Teenstar und der Natürlichen Empfängnisregelung (NER).

Leben ist ein Geschenk Gottes
Die jährlich abgehaltenen Landtags-Enqueten sind Teil der politischen Kultur des Landes, alternierend können die Parteien dafür Themen vorschlagen. Die Enquete „Ja zum Schutz des Lebens“ kam auf Vorschlag der FPÖ zustande. Klubobmann Dieter Egger bedankte sich auch coram publico bei allen Referenten für die wertvollen Beiträge. Auch die  ÖVP betonte in Person von Klubobmann Dr. Rainer Gögele, dass ihr diese Fragestellung besonders wichtig ist. Gögele sagte sinngemäß: „Das Leben ist für mich ein Geschenk Gottes, und ich bin dankbar für alle, die es schützen.“

Nach einer Studie des Feldkircher Beratungsinstituts bei Schwangerschaftskonflikten „schwanger.li“ passieren hierzulande 430 bis 470 Schwangerschaftsabbrüche, das sind 12% der geborenen Kinder. In Österreich gehen die Schätzungen davon aus, dass auf 78.000 geborene Kinder zwischen 30.000 bis 40.000 Abtreibungen kommen. Das heißt, daß zumindest jedes dritte Kind nicht geboren wird, wie die Präsidentin des Landtages, Dr. Bernadette Mennel, in ihrem Begrüßungsstatement ausführte.

„Flankierende Maßnahmen“ immer noch nicht eingeführt
Es ist bezeichnend, dass ÖVP-Gesundheitssprecher Christoph Winder zwei Tage nach der Enquete eine Presseaussendung ausschickt, in der u.a. jene „flankierenden Maßnahmen“ eingefordert werden, die Bundeskanzler Bruno Kreisky in den 70er Jahren bei der Einführung der Fristenlösung nur versprochen und nie eingeführt hat. Es ist eine (bundespolitische) Tragik, dass sich ÖVP und SPÖ in dieser ideologisch geführten Debatte gegenseitig blockieren.
 
Kontroverse um vereinfachende Darstellung
Ein Redner des Nachmittages im Landhaus war Prof. Dr. Danhel, der Direktor des Instituts für Ehe und Familie in Wien. Sein dichtes Referat skizzierte die Sachlage aus  katholischer Sicht. Nicht nur die kluge kulturphilosophische Erklärung, dass in unserer marktbeherrschten Gesellschaft die Beziehungen zwischen den Menschen selbst immer mehr Warencharakter annehmen (Erich Fromm), war sehr erhellend und führte ins Zentrum des Problems. Seine Verknüpfung von grassierenden Abtreibungen und der Volkskrankheit Depression stellte die Landtagsabgeordnete der SPÖ, Dr. Gabriele Sprickler-Falschlunger, allerdings in Frage, worauf der Wiener Professor das vereinfachte Ursache-Wirkung-Schema umgehend relativierte.

Sexkoffer oder Jugendzeitung „Bravo“
Frau Dr. Kulhay-Luhan forderte Initiativen im Bereich der Sexualerziehung. Eine Neuauflage des mittlerweile hoffnungslos veralteten, legendären „Sexkoffers“ von 1989 fände die Lehrerin hilfreich. Sie möchte die Aufklärung eben nicht dem immer noch sehr beliebten Dr. Sommer aus dem Jugendmagazin „Bravo“ überlassen. Übrigens gab es zwischen 1980-2010 an der Bakip in Feldkirch elf Schwangerschaften, bei denen alle elf Mädchen so unterstützt werden konnten, dass sie die Ausbildung abschließen und sich über ihr Baby freuen durften.
Wolfgang Ölz

Sachliche Klärungen

Dr. Linda Motazed von der Bregenzer IFS-Familienberatungsstelle forderte, dass Frauen auch an Landeskrankenhäusern die Möglichkeit zum Schwangerschaftsabbruch bekommen, da die Verhältnisse in jener Bregenzer Abtreibungsklinik nach Schilderung ihrer Patientinnen eher an „ein Gruselkabinett“ erinnern.

Dieses Statement forderte selbstverständlich emotionale Ablehnung heraus. Fachlich und menschlich sehr kompetent skizzierte Primar Dr. Peter Schwärzler die faktische Sachlage: Er selbst habe sich in der Praxis von Dr. Hostenkamp davon überzeugt, dass medizinische Standards durchaus eingehalten werden. So wird etwa in Anlehnung an das Deutsche Modell auch eine drei Tage lange Nachdenk-Frist zwischen Erstberatung und Durchführung eingehalten. Trotzdem arbeitet dieser Arzt natürlich kommerziell und hat deswegen ein Interesse daran, dass die entsprechenden Zahlen hoch sind. 

Primar Schwärzler klärte außerdem jenen medial präsenten Mythos auf, der meint, dass in Salzburg, auf Anweisung von Landeshauptfrau Gabi Burgstaller an landeseigenen Krankenhäusern Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt werden. Die Salzburger Ärzte haben sich dagegen erfolgreich zur Wehr gesetzt. Was geschieht ist, dass ein Wiener Institut mit seinem Personal an jedem Samstag nach Salzburg fährt, dort in einem Zelt im Umfeld der Landeskrankenhäuser die Abbrüche durchführt und abends mit dem gleichen Bus wieder nach Wien zurückfährt.

Landesstatthalter und Gesundheitslandesrat Markus Wallner machte klar, dass Schwangerschaftsabbrüche an Vorarlberger Landeskrankenhäusern nicht zur Debatte stünden. Außerdem betonte er, dass bei Missständen in einer privaten Abtreibungsklinik seitens der Politik umgehend eingegriffen werde.  
Wolfgang Ölz

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