5. Sonntag im Jahreskreis - 8. Februar 2009 von Regina Brandl

Denk daran, dass mein Leben nur ein Hauch ist

Brandl ReginaLeid, Krankheit und Tod und die Sehnsucht nach Glück und Heil prägen unsere tägliche Erfahrung. Auch wenn wir uns noch mehr einsetzen für die Vermeidung von Leid und die Heilung von Krankheit, so bleibt beides doch eine Erfahrung menschlichen Lebens.
Die Wunderheilungen, die uns von Jesus berichtet werden, sind schöne Geschichten.

Können wir sie heute noch glauben? Da halten wir es schon eher mit Ijob, der klagt: „Schneller als das Weberschiffchen eilen meine Tage, der Faden geht aus, sie schwinden dahin.“ Das ist doch unsere Erfahrung: wir erleben täglich Krieg, Gräuel, Katastrophen, Krankheit und Tod und fragen uns mit Ijob: „Wo ist Gott?“ Die große Gestalt des Ijob aus dem Ersten Testament ist die Gestalt des unschuldig Leidenden. Ijob ist der Mensch, der mit Gott ringt und streitet. Er klagt Gott an und fordert eine Antwort. Er stellt die uralte und immer aktuelle Frage nach der Rolle Gottes im Leiden.

Lässt Gott uns leiden? Jesu Antwort sind seine Predigt und seine Heilungen. Jesus geht zur Schwiegermutter des Petrus, die mit Fieber im Bett liegt. Er „fasste sie an der Hand und richtete sie auf“. Kein Zauberspruch heilt die Frau, sondern die Zuwendung und Berührung, das Aufrichten ist die Heilung. Gott will, dass wir nicht darniederliegen, sondern uns aufrichten und aufrecht sind. Jesus ist diese menschgewordene Botschaft. Seine Aufgabe ist die Verkündigung dieses Heils. Gott lässt uns nicht leiden, sondern Krankheit und Tod gehören zum Menschen, sie gehören zum Menschsein. Aber Gott ist nicht gleichgültig oder unnahbar. In der Person Jesu erfahren wir die Botschaft Gottes, dass er uns nahe ist im Leid. Er hat in seinem Sohn das Leid und den Tod überwunden, indem er mit uns Menschen ganz solidarisch geworden ist. Damit sind Krankheit und Tod nicht aufgehoben. Sie sind aber hineingenommen in die Geborgenheit und Gnade in Gott.

Zum Weiterdenken:
Ich achte auf Menschen und Situationen, die mich aufrichten.

Regina Brandl
ist Rektorin der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Edith Stein in Innsbruck.
Die Autorin erreichen Sie unter
sonntag@kirchenzeitung.at