Quo vadis, meine Pfarrgemeinde? - Gutes Fortkommen für das 1. Diözesane Forum

Über 200 ehren- und hauptamtlich in der Kirche engagierte Frauen und Männer aus dem ganzen Land waren ebenso präsent wie die Mitglieder der Diözesanleitung mit Bischof Elmar Fischer und Generalvikar Benno Elbs an der Spitze, um das 1. Diözesane Forum des Pastoralgesprächs im Pfarrsaal Tisis mitzuerleben.

Drängende Fragen und komplexe Themenfelder des pastoralen Lebens waren in einem vorangehenden Kommunikationsgang durch die Dekanate gesammelt worden.  Im 1. Forum des von Bischof Elmar Fischer initiierten „Pastoralgesprächs: Die Wege der Pfarrgemeinden“ ging es um die Frage, wie gesellschaftliche Trends - die so genannten kulturellen Megatrends und die oft als Reaktion darauf entstehenden soziokulturellen Trends - das Leben der Pfarrgemeinden verändern und wie auf diese Herausforderungen im Sinne des Evangeliums Jesu Christi reagiert werden kann.

Was nehmen Sie mit vom 1. Diözesanen Forum:

Sutterlüy HanspeterHans-Peter Sutterlüty, Egg
Ich nehme von diesem Forum mit, erstens, dass viel Engagement da ist. Zweitens, dass  Neuorientierung notwendig ist und zwar aus Gründen der Energie und des Personals. Ganz besonders aber nehme ich mit, dass eine ganz persönliche Glaubensvertiefung eine Voraussetzung ist, um dann auch Strukturen zu verändern. Ich denke da an die Taufkatechese, die für mich ein ganz wichtiger Punkt darstellt.

Ruepp ElisabethElisabeth Ruepp, Dornbirn
Ich denke, dass wir das Miteinander stärker suchen müssen. Für mich persönlich ist es ganz wichtig, dass wir Platz und Raum schaffen, dass die Bewegungen in den Pfarren mehr präsent sind. Oder präsent sein dürfen, wie ich fast sagen möchte. Das wäre tatsächlich ein Punkt, der viel Leben in den Pfarrgemeinden möglich macht.



Dekan SolomonDekan Paul Solomon, Bregenz
Ich sehe, dass viele von uns auf einem inneren Weg sind. So wie das Volk Gottes immer unterwegs, auf Pilgerschaft ist. „Was willst du, Herr, dass wir tun“, das ist eine wichtige Frage. Und die Offenheit für den Geist Gottes muss bleiben. Aber es gibt auch Angst und Kummer. Eine Art Polarisierung. Warum ist diese Pfarre anders? Tue das, wofür dein Herz brennt, das ist mir wichtig. Man ist Kundschafter, oft abseits, langsam, aber unterwegs.

Burtscher ChristineChristine Burtscher, Ludesch
Also es sind schon viele Fragen, die offen  bleiben. Ich nehme einige davon mit. Das Forum insgesamt war sehr anregend für mich. Und mir ist noch einmal klar geworden, wir müssen den Menschen in den Pfarreien etwas zumuten, zutrauen und Beteiligung schaffen. Auf diese Weise werden wir sicher den einen oder anderen guten und sicher auch notwendigen Schritt machen können.
 

Mit Gong und Trommeln wurden die Teilnehmer/innen zur Auseinandersetzung mit den inhaltlichen pastoralen Perspektiven für die Gemeinden gerufen. Dr. Bernhard Spielberg (Würzburg) und Prof. Dr. Hubert Windisch (Freiburg) rollten den Teppich der pastoralen Wirklichkeiten aus und jeder auf seine Weise.   Spielberg - überraschend, unterhaltsam, kultursoziologisch - verlockte zum Blick von außen auf die „Menschen und ihre Beziehungen zu den Pfarrgemeinden“ und brachte „es“ auf den Punkt: Pfarrpastoral, das ist eine Art „Quadratur des Kreises“ (Pfarre = Quadrat; Gemeinde = Kreis), ein an sich unlösbares Problem, dem man mit einem französischen Beispiel (Diözese Poitiers) jedoch in der theologischen Praxis durchaus zu Leibe rücken könne. Prof. Windisch - feinfühlig, kirchlich-theologisch, erfahrener Seelsorger - wies Wege der Vereinfachung, der Konzentration. In der Pfarrseelsorge, wie in der Sakramentenpastoral öffnete Windisch aus Wissen und Erfahrung den Raum für die allzu oft sträflich vernachlässigte und unterschätzte Frage nach dem Unverzichtbaren im organisierten kirchlich-pastoralen Handeln.

Die Erfahrungen, leidvoll und schmerzlich,  aber auch befreiend und freundlich - werden in bestehenden Strukturen gemacht. Sie zu bearbeiten und zukunftsfähig zu gestalten, dass die Kirche (vor Ort oder wo auch immer) als Pfarre oder Gemeinde in ihnen „am Leben bleiben kann“, war Inhalt und Gegenstand der beiden Workshops, die am Samstag unter Leitung der beiden Experten angeboten worden sind. Am „eigenen Leib erfahren“ konnten die Frauen und Männer in der Arbeit mit Spielberg, wie unverstandene Strukturen mit viel Energieaufwand erhalten werden, die den durchaus vorhandenen missionarischen Anspruch der Gemeinden vor Ort nicht immer unterstützen. Die Pastoral der Sakramente, am Beispiel der Erstkommunion, stand im Mittelpunkt der Arbeit von Prof. Windisch’s Gruppe. Er forcierte den „Leib Jesu Christi“, der als Quelle neu ansetzenden Bedenkens praktisch-konkreter Fragen im Zusammenhang mit der Erstkommunion in die Mitte gerückt gehöre.

Von Freude und Hoffnung berichteten die „Kundschafter“ am Schluss der Tagung. Aber auch Angst und Trauer sind ihren Beobachtungen zufolge der „Kirche vor Ort“ nicht fremd. Die kraftvollen biblischen Bilder - wie jenes vom Kampf Davids gegen Goliath von Dr. Spielberg - aber auch gute Beispiele, die der Zeit und Situation im Lande voraus sind - wie jenes von der Diözese Poitiers in Frankreich - nähren schließlich die Kraft zum Weitergehen im Pastoralgespräch ebenso, wie die Erfahrung des gemeinsamen Lernens an Gottes Wort im Vertrauen auf die Dynamik der Kirche im Hl. Geist.

 von Walter Buder
Artikel aus dem Kirchenblatt 5/2009