Bischof Elmar Fischer nimmt Stellung zur "Laieninitiative"

Stellungnahme zur "Laieninitiative" (vgl. KirchenBlatt Nr. 5 vom 1. Februar, Seite 2)

Es ist mehr als nur verständlich, wenn Pfarren sich einen Priester als geistlichen Leiter und Seelsorger wünschen. Dies wird besonders dann schmerzlich spürbar, wenn durch Tod oder Pensionierung wieder eine Pfarrstelle neu besetzt werden soll. Diese Erwartung teile ich als Bischof besonders mit denen, die in den Pfarren um das religiöse Leben bemüht sind. Verständlich ist, wenn da Verheiratete und Frauen als mögliche Problemlösung genannt werden.

Wenn wir die Entwicklung der Kirche in unserem Land seit dem vergangenen Konzil überschauen, dann hat sie sich in zahlreichen seelsorglichen Initiativen bemüht, den Menschen von heute die Werte des Reiches Gottes nahe zu bringen. Wenn wir das religiöse Leben der Pfarren mit nüchternem Blick sichten, müssen wir sehen: das religiöse Leben ist zurückgegangen, abgesehen von einer meist zahlenmäßig kleinen Kerngemeinde ist die Mehrheit der Gläubigen nur bei verschiedenen Anlässen in der Kirche. Ca. 80 % der Gläubigen ist in den Sonntagsgottesdiensten abwesend. Über 90 % der Kinder und Jugendlichen fehlen. Die Seelorger, die bis heute in ausreichender Zahl im Dienst sind, haben sich ehrlich gemüht. Werden künftig tätige „viri probati“ und Diakoninnen die Entwicklung zum Besseren umkehren?

Es sind in unserer Gesellschaft auch Entwicklungen im Gange, die für den Glauben, abträglich sind, aber auch davon unabhängig einer Umkehr bedürften. Was signalisiert die so stark abgesunkene Geburtenzahl für die langfristige Zukunft? Wenn die junge Generation in einer sehr hohen Zahl nicht mehr heiratet (ca. 60 %) und sich von einem Wechsel des Partners das Glück erhofft, bedeutet dies Lebenserfüllung oder nur Problemverschiebung?

Ich weiß nicht, ob das gelingen kann: die Aufwärtsentwicklung müsste von unten beginnen. Christus ist nach wie vor Weg Wahrheit, Leben für jeden. Ohne Interesse und Initiative der gewöhnlichen Getauften ist der Einsatz der Haupt- und Ehrenamtlichen in der Seelsorge wohl weiterhin nur im bisherigen Maß erfolgreich.

Jesus Christus hat uns seine Botschaft anvertraut, damit durch unsere Einsatzbereitschaft daraus echtes Menschsein, Zuversicht, Freude, Erlösung entsteht. Wie viele von den 80 % werden das aufgreifen?