Mag. Norbert Duffner, Rankweil, über seine persönliche Erfahrung mit und die europäischen Dimensionen der Ökumene.

Norbert und Maria Duffner sind die Diözesanreferenten des Andreas-Petrus-Werkes in Vorarlberg. Dieses päpstliche Ostkirchenwerk pflegt gute Kontakte zu den mit Rom unierten Kirchen, aber auch zu den orthodoxen und orientalischen Schwesterkirchen.

Mit dem Fallen des Eisernen Vorhangs vor fast 20 Jahren hat in Europa eine neue Entwicklung begonnen, an der Österreich einen wichtigen Anteil hatte. So wie die Wirtschaft eine führende Rolle im Einigungswerk Westeuropas gespielt hat, hat sie auch ein neues Geflecht von Beziehungen zwischen West- und Osteuropa geschaffen. Auch für die Wissenschaft wurde Europa zu einem Großraum, außerdem waren für Kunst und Sport die letzten Barrieren gefallen. Damit konnten sich Menschen aus allen Regionen unseres Kontinents begegnen. Die Bedeutung der Wirtschaft soll nicht herabgemindert werden, aber wachen und engagierten Zeitgenossen wird dies zu wenig erscheinen, um der Idee einer europäischen Friedensordnung eine den ganzen Menschen erfassende Kraft zu geben.

Jüdisch-christliche Wurzeln. Werden aber nicht, wenn von Europa als einem eigenen Kontinent gesprochen wird, u.a. seine jüdisch-christlichen Wurzeln beschworen? Hier, in der Zeitung der Diözese Feldkirch, dürfen wir nach dem Beitrag zur gemeinsamen Bewältigung der Probleme unseres Kontinents fragen. Mit dieser Frage müssen wir praktisch wieder an den Start zurückkehren, denn auch in der Landschaft der Christenheit Europas finden wir Grenzen und Gräben vor.

Pro Oriente und Catholica Unio. Der von Kardinal König initiierte Stiftungsfond Pro Oriente hat seit dem 2. Vatikanum auf wissenschaftlicher Ebene und durch Begegnungen hochrangiger kirchlicher Persönlichkeiten einen hervorragenden Beitrag zum gegenseitigen Verstehen geleistet. Weniger öffentlichkeitswirksam bemüht sich seit mehr als 80 Jahren das Werk der päpstlichen Ostkirchenkongregation Catholica Unio dem gläubigen Volk im Westen, Eigenart und Situation der östlichen Kirchen zu vermitteln.

Kothgasser ErzbischofErzbischof Dr. Alois Kothgasser (Bild) ist Nationalpräsident des Andreas-Petrus-Werks. Er schreibt: “Das ostkirchliche Erbe ist Teil unserer katholischen Tradition. Es darf gerade auch im Hinblick auf die Verwirklichung der ersehnten Einheit mit den getrennten Ostkirchen nicht verloren gehen.”

Freude über das Mitfeiern. Wer an Gottesdiensten, Festen und anderen Formen der Begegnung mit östlichen Christen in ihrer oder unserer Heimat teilgenommen hat, weiß, wie sehr sie sich darüber freuen, dass sie nicht vergessen sind.

 


Zur Sache:
Achtung und Frieden

Die Catholica Unio Österreich führt seit 1999 den Namen „Andreas-Petrus-Werk“. Sie stellt sich damit unter den Schutz der beiden Gründerapostel der Ortskirchen von Konstantinopel/Istanbul und Rom. Die Umarmung der beiden Brüder steht für die Versöhnung der Kirchen in Ost und West.
Auch der Vorarlberger Johannes-Chrysostomos-Chor, gegründet 1999, möchte diesem Werk der Versöhnung dienen, indem er durch seinen speziellen sängerischen Beitrag und Dienst in Gottesdiensten (Göttliche Liturgie – Hl. Messe und Vespern nach byzantinischem Ritus) die Spiritualität der östlichen Christenheit den Christen unseres Landes bekannt machen will. Es entspricht ostkirchlichen Traditionen und Prinzipien, dass die gottesdienstlichen Gesänge in der Sprache des Volkes, bei uns also auf Deutsch, gesungen werden. Kirchliche Musik ist im Osten auf die menschliche Stimme beschränkt. Wenn einige Gesänge in griechischer, kirchenslawischer oder rumänischer Sprache ertönen, kann die Vielfalt der orthodoxen Völker erahnt werden. Die Gläubigen, die an dieser Form der Gottesdienste teilnehmen, erleben einen Gottesdienst, der alle Sinne anspricht. 
Wer einmal einen byzantinischen Gottesdienst in deutscher Sprache mitgefeiert hat, hat sicher weniger Schwierigkeiten, in Russland, Serbien und Griechenland der Ordnung eines orthodoxen Gottesdienstes zu folgen.
Wie im alltäglichen Miteinander ist Achtung und Wertschätzung eine Voraussetzung für den Frieden zwischen den Völkern. Zudem sind andere Traditionen eine Bereicherung für alle menschlichen Gesellschaften. Wenn wir wirklich katholisch, also allumfassend, allgemein, universal sein wollen, dürfen wir auf den Reichtum der östlichen Christenheit nicht verzichten.